Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss für medizinische Themen.

Lebenserwartung bei Typ-1-Diabetes heute deutlich verlängert – Lebensversicherungen und andere Institutionen sollten dies berücksichtigen


Barcelona, 25. September 2013

Auf dem Europäischen Diabeteskongress in Barcelona, 23.-27. September 2013, berichteten S. J. Livingstone und Kollegen von der Universität Dundee über die Resultate der Scottish Diabetes Research Network – Studie zur Lebenserwartung bei den ~25.000 erfassten in Schottland lebenden Menschen mit Typ-1-Diabetes (1). In einer 3-Jahresperiode verstarben davon ~1.000 Patienten. Die Lebenserwartung betrug für die 20-24-jährigen Männer und Frauen 45 bzw. 47 Jahre, in der Allgemeinbevölkerung lag sie bei 56 bzw. 61 Jahren. Für 65-69-jährige Männer und Frauen wurde sie auf 12 Jahre geschätzt, im Vergleich zu 17 und 19 Jahren in der Allgemeinbevölkerung. Die Differenzen lagen bei 11 bzw. 14 Jahren für die 20-24-jährigen und 5 bzw. 7 Jahren für die 65-69-jährigen Männer und Frauen.

Wie Dr. Livingstone ausführte, bestand nach einer Publikation von Dr. Goodkin aus dem Jahre 1975 noch eine Differenz von 27 Jahren zwischen der Lebenserwartung bei Typ-1-Diabetes und der Allgemeinbevölkerung (2). In Neuseeland wurde von 1984-1993 ein Unterschied von 17 Jahren errechnet (3).

Kommentar

Diese Verbesserung sollte naturgemäß bei den Versicherungsgesellschaften und Institutionen Berücksichtigung finden. Es bestehen gute Anhaltspunkte, dass dies noch nicht geschieht und veraltete Statistiken bei den Berechnungen herangezogen werden. Die günstige Entwicklung hat ihre Ursache gewiss nicht nur in der strafferen Glukosekontrolle, sondern auch in insgesamt geringerem Rauchen und besserer Blutdruckeinstellung. Es erreichten aber nur 13% ein HbA1c-Ziel von <7% und nur 23% von <7,5%,. Mehr als die Hälfte aller Patienten hatte einen immer noch zu hohen Blutdruck. Es fand sich kein Unterschied im Nikotinkonsum zur Allgemeinbevölkerung: In beiden Kollektiven rauchten 28%. Wenn sich auch die Lebenserwartung bei Typ-1-Diabetes deutlich verbessert hat, so verbleibt dennoch ein beträchtlicher Unterschied zur Allgemeinbevölkerung. Es muss somit weiter an allen diesen Einflussgrössen gearbeitet werden. Helmut Schatz Bitte kommentieren Sie diesen Beitrag (nach unten scrollen!)

Literatur

(1) S. J. Livingstone on behalf of the Scottish Diabetes Research Network study group: Life expectancy in type 1 diabetes: a Scottish Registry Linkage study.
Diabetologia 56, Supplement 1, September 2013. Abstract 301, S131

(2) G. Goodkin: Mortality factors in diabetes. A 20 year mortality study.
J. Occup. Med. 1975, 17:717-721

(3) K. Borch-Johnsen: Improving prognosis of type 1 diabetes. Mortality, accidents, and impact on insurance.
Diabetes Care 1999. 22(Suppl. 2):B1-B3

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit verschlagwortet. Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 Verbleibende Zeichenanzahl

Mit dem Absenden des Formulars erklären Sie sich mit der Verarbeitung der übermittelten Daten einverstanden. Details hierzu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.