Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Müdigkeitssyndrom (ME/CFS): Nanoelektronischer Test im Blut als Biomarker zur Diagnostik?


Bochum, 7. Mai 2019:

Am 29. April 2019 erschien in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) ein Bericht, dass in Blutproben das Impedanz-Muster als Antwort auf einen hyperosmotischen Stress zwischen Patienten mit ME/CFS und gesunden Kontrollpersonen eindeutig unterschiedlich war (1). Der Test konnte im Blut alle getesteten ME/CFS-Patienten von Gesunden differenzieren.

Es wurden Blutproben von 20 Patienten mit mäßiger bis schwerer ME/CFS (klinisch diagnostiziert nach den 2003 Canadian Consensus Criteria) und von 20 gesunden Kontrollen mit einem Nano-Nadel-Bioarray untersucht. Dieser misst in Echtzeit die Impedanz-Modulationen, die von Zell- und Molekül-Interaktionen herrühren. Um das Kardinalsymptom von ME/CFS nachzuahmen, die Verschlechterung der Symptome auch schon nach geringer Anstrengung („postexertional malaise“), wurde Kochsalz den im eigenen Plasma inkubierten peripheren mononukleären Zellen zugegeben. Die Impedanz-Signale stiegen bei den ME/CFS-Patienten sehr stark an, blieben aber bei den Kontrollpersonen unverändert.

Kommentar

Was diese Befunde bedeuten, ist keineswegs völlig geklärt. Auch weiß man nicht, ob solche Steigerungen des Impedanz-Signals auf einen Stressor (hier: Kochsalz) auch bei anderen Erkrankungen zu finden sind. Dazu bedarf es eingehender Kontrolluntersuchungen. Denkbar ist natürlich, dass diese auch bei anderen Erkrankungen, ggf. solchen mit Inaktivität und ähnlichen Symptomen (Müdigkeit u.a.) auftreten, die nicht durch ME/CFS bedingt sind. Der Seniorautor der PNAS-Publikation, Ronald W. Davies, Biochemiker und Genetiker an der Stanford-Universität in Kalifornien, dessen Sohn selbst seit vielen Jahren an dieser Erkrankung leidet betonte, dass diese noch offene Frage aber nicht das Entscheidende sei, sondern dass die neuen Befunden zeigten, dass ME/CFS-Patienten nicht gesund sind, sondern tatsächlich krank (2). Anthony Komaroff von der Harvard Medical School in Cambridge, Massachusetts sagte abschließend beim NIH-Meeting, auf dem die Resultate präsentiert wurden: „An abnormality that perfectly distinguishes 20 patients from healthy controls obviously is a clue to some underlying biology that could be causative of the symptoms of the illness, and I am sure that´s going to be pursued” (2). Ob sich aus diesen Befunden ein Therapieansatz ergibt, bleibt abzuwarten. Gegenwärtig wird, wie im DGE-Blogbeitrag vom 18. April 2019 berichtet, Pyridostigmin (Mestinon®) bei ME/CFS getestet (3).

Helmut Schatz

Literatur

(1) R. Esfandyarpour, A. Kashi, M. Nemat-Gorgani, J. Wilhelmy, R.W. Davies: A nanoelectronics-blood-based diagnostic biomarker for myalgic encephalomyelitis/chronic fatigue syndrome (ME/CFS).
PCNAS first published April 29, 2019.
https://doi.org/10.1073/pnas.1901274116

(2) Miriam E. Tucker: Biomarker may be a diagnostic test for ME/CFS.
http://www.medscape.com/viewarticle/912336_print

(3) Helmut Schatz: Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Müdigkeitssyndrom: Diagnostik und neuer Therapie-Ansatz.
DGE-Blogbeitrag vom 18. April 2019

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Posted on by Prof. Helmut Schatz
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One Response to Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Müdigkeitssyndrom (ME/CFS): Nanoelektronischer Test im Blut als Biomarker zur Diagnostik?

  1. Papa P. says:

    Besten Dank für den Hinweis!

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