Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Medically Unexplained Symptoms (MUS): Diffuse Beschwerden ohne organische Erklärung


Bochum, 18. Januar 2021:

Oft sind es nicht die schwer kranken Menschen, die für uns Ärzte in der Praxis schwierig sind, sondern die Patienten, die mit vielen, diffusen Symptomen auch schwerer Art zu uns kommen, bei denen sich aber trotz umfangreicher Untersuchungen einschließlich der von konsiliarisch zugezogenen Kollegen keine organische Erklärung finden lässt. Auch ich hatte im Dezember 2020  eine solche Patientin. Sie hatte sich über ihre Symptome umfassend im Internet und auch anderweitig belesen und präsentierte mir als Erklärung  „Parasitenbefall“ an,  beschrieben in einem Buch einer Nicht-Medizinerin in einem nicht-medizinischen Verlag. Ursache für ihre Sensationen in der Herzgegend sei ein darin beschriebener „Herzwurm“. Alle kardiologischen Untersuchungen einschließlich Stress-MRT und Herzkatheter ergaben Normalbefunde. Auch für ihre mannigfaltigen andere Symptome glaubte sie an Parasitenbefall. Auf meine Verdachtsdiagnose einer „funktionellen“ oder „psychosomatischen“ Störung im Arztbrief reagierte sie empört. Sie warf mir neben anderem vor, das Buch über Parasitenbefall, insbesondere über den „Herzwurm“ nicht genügend gründlich durchstudiert zu haben. Obwohl ich sie während der 90-minütigen Konsultation zum letzten Ausschluss an eine universitäre Parasitologie vermittelt hatte weigerte sie sich, als Privatpatientin die Honorarforderung meiner Abrechnungsstelle zu bezahlen.

Die im Englischen  abgekürzt MUS  genannte Störung wird von Dr. Jutta von Campenhausen sehr gut beschrieben (1). Im Deutschen hat sie viele Namen: Somatisierung, Funktionelle Störung, Vegetative Dystonie, Psychovegetative Störung, Neurasthenie, Organneurose, oder auch „Einbildung“. Praktisch alle Organe und Körpersysteme können Beschwerden (Symptome) verursachen, die man organisch nicht erklären kann: Sehr häufig Schmerzen in Kopf, Gesicht, Rücken, Thorax, den Extremitäten beim Urinieren, Stuhlgang oder beim Koitus. Von Seiten des Gastrointestinaltraktes sind es Bauchschmerzen, Übelkeit, Singultus, Vomitus u.a., oder  Herzrasen, Hitzewallungen, Schwitzen, Gleichgewichtsstörungen, Schwindel, Doppelbilder, Müdigkeit, Schlafstörungen, heiseres Sprechen und Gedächtnisverlust. Die lange Liste kann man fortsetzen. In der Corona-Pandemie stellten sich nach einem Bericht der Universität Cambridge vermehrt MUS-Patienten an deren Notfallaufnahme vor. Die meisten klagten über Kurzatmigkeit (2).

Wenn man für die körperlichen Symptome eines Patienten keine organische Ursache findet, belastet das den Arzt. Es kränkt aber auch den Patienten, wie in meinem oben geschilderten Fall. Diese weigern sich oft zu akzeptieren, dass sie organisch gesund sind und suchen nicht, wenn empfohlen, einen Psychologen oder Psychiater  auf.

Ein Problem für den Arzt ist die Befürchtung, dass er eine seltenen Erkrankung übersieht, von denen es etwa 8000 gibt.  Eine solche liegt vor, wenn sie bei maximal 5 pro 10 000 Einwohner vorkommt. Schätzungsweise sind das in Deutschland ~5-8% der Bevölkerung. An den großen universitären Kliniken existiert dafür ein „Zentrum für Seltene Erkrankungen (ZSE)“.

Wichtig für den behandelnden Arzt: Die Beschwerden des Patienten ernst nehmen und Empathie zeigen! Wie man sich in solchen Situationen verhalten soll, beschreibt Frau Jutta von Campenhausen in ihrer Publikation (1) ausgezeichnet an Hand von praktischen Gesprächsbeispielen. Die Lektüre des Artikels kann allen Ärzten nur wärmstens empfohlen werden.

Helmut Schatz

Literatur

1. Jutta von Campenhausen, Institut für Geschichte und Ethik in der Medizin des Universitätsklinikums Hamburg: Medically unexplained symptoms (MUS): Diffuse Symptome ohne körperliche Ursache – oft die schwierigsten Fälle in der Medizin.
klinikarzt 2020; 49:524-526

2. NF Daniels et al.: A comparison of Emergency Department presentations for Medically Unexplained Symptoms in Frequent Attenders during COVID-19. 2020.
https://doi.org/10.1101/2020.08.25.20181511

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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41 Antworten auf Medically Unexplained Symptoms (MUS): Diffuse Beschwerden ohne organische Erklärung

  1. Johannes W. Dietrich sagt:

    Das ist interessant und spiegelt die Lebenswirklichkeit wider. Man sollte sich allerdings vielleicht nicht zu schnell festlegen. Die Einordnung als „psychosomatisch“ wird vielmals richtig sein, aber auch dann sollte man fordern, dass eine gewisse psychosoziale Plausibilität vorliegt, was durch eine sorgfältige psychiatrische Exploration erfasst werden kann. Ansonsten würde man mitunter aus „unexplained symptoms“ vielleicht vorschnell „explained symptoms“ machen, obwohl die Grundlage für das Erklärungsmodell vielleicht eher dünn ist. Die meisten endokrinen Erkrankungen, die wir heute kennen, waren vor 200 Jahren „unexplained symptoms“.

  2. Nicole Wobker sagt:

    Aus dem Blickwinkel der Schilddrüsenselbsthilfe möchte ich dazu anmerken, dass abseits ausgewiesener SchilddrüsenexpertInnen die Komplexität beispielsweise des Krankheitsbildes Hashimoto-Thyreoiditis z.B. Hausärzten noch immer viel zu wenig bekannt ist. Da wird sehr oft als „psychosomatisch“ eingeschätzt was sich im Nachhinein als Schilddrüsenunterfunktion erweist. Für die betroffenen SchilddrüsenpatientInnen bedeutet das einen jahrelangen, vermeidbaren ! Leidensweg.

  3. Beppo sagt:

    Ich nehme an, es gibt beides, unerkannte organische Erkankungen und unakzeptierte psychosomatische. In der Praxis versucht man nach meiner Erfahrung nicht einmal, zu unterscheiden. Weiblich spricht für Psyche, männlich für organisch, so simpel habe ich das erlebt.. Hashimoto ist, wie die Vorschreiberin sagt, so ein schwieriges Thema. Bis heute haben viele Hausärzte immer noch starre TSH-Grenzen im Kopf und tun Patientinnen bitter unrecht.
    Natürlich gibt es auch Patienten, die zuviel googlen. Ich sehe es subjektiv für mich als ein Kriterium, ob jemand wirklich so krank ist, dass er im Alltag Verluste erleidet. Oftmals ist das nicht der Fall,grade wenn die Schilderungen schier endlos sind. Aber okay, das ist nur so mein Gefühl. In der Arztpraxis gehen die einen und die anderen zu oft unter. Meine Nachbarin ist ein Jahr wegen Konversionsstörung und Humpeln psychosomatisch therapiert worden, bis man eine Hüftarthrose fand und operierte. Nun ist die Psyche geheilt nach OP.

  4. kristin67 sagt:

    Das Wort „psychosomatisch“ kann ich als Lebenspartnerin eines Betroffenen schon nicht mehr hören. Genauso wie „Patientinnen“, wenn es um Hashimoto geht. Da gibt es ja auch einige wenige männliche Patienten und die gehen noch mehr unter als die weiblichen, da sie deutlich in der Minderzahl sind und die Medizin hier noch weniger weiß. Wenn sich der TSH-Wert, T3 und T4 im Normbereich befinden und trotzdem ein unverändertes Beschwerdebild besteht, dann schlußfolgern doch alle, dass die Beschwerden psychosomatischer Natur sind und der Gang zum Psychologen wird dringend nahegelegt. Weigert man sich, weil man das alles schon hinter sich hat, gilt man als stur und nicht weiter therapierbar. Ganz ehrlich, da wird man als Patient und Angehöriger eines Betroffenen total im Stich und allein gelassen. Ja, die Schilderungen sind oft endlos, aber nach achtjähriger Krankheitsodyssee und zahllosen Therapieversuchen, gibt es halt eine Menge zu erzählen! Hat aber mit psychosomatisch nichts zu tun!

  5. Beppo sagt:

    Hallo Kristin,
    Wobei, im Fall Hashimoto kann man heute selber so weit recherchieren, um sich klarer zu werden. Mir, lange unerkannter Hashimoto mit schlimmsten Folgen, sind viele begegnet, die auf Hashmoto als Ursache beharren, obwohl nicht ein Wert auffälllig war, Ultraschall unaufällig. Wagt man dann die Feststellung, dass es sich um eine eigentlich simple Krankheit handelt, die sich selbstverständlich abbildet in Untersuchungsergebnissen, gibts Ärger. Bei psychosomatisch Fehldiagnostizierten werden Befunde falsch interpretiert, aber es gibt welche. Es gibt heute gute Ärzte und Ambulanzen dafür. So hilflos, wie ich vor 30 Jahren war, muss man nicht mehr sein.

    Ehrlicherweise ist meine Erfahrung auch, dass man als organisch schwer Kranker einfach gar keine Kraft und Lust hat zum reden über Krankheiten. Mir wurden aber sogar schon Patientenakten beim Kaffeetrinken präsentiert. Da ist dann regelmäßig bei mir Schluss mit Geduld.

  6. kristin67 sagt:

    Hallo Beppo,
    bei uns ist es so, dass der Hashimoto vor jetzt 8 Jahren diagnostiziert wurde mit allem was so dazu gehört…also, erhöhtes TSH und massiv erhöhte TPO-Antikörper sowie den entsprechenden Symptomen. Und trotzdem müssen und mussten wir uns immer wieder anhören, das die Beschwerden psychosom. Natur sind, nur, weil die Symptome trotz Einstellung auf verschiedenste Präparate und TSH im Bereich von 0,…unverändert blieben. Das kapieren viele Therapeuten leider nicht, dass trotz normaler Laborwerte nach wie vor massivste Beschwerden bestehen. Und wenn man das auch noch das Gefühl hat, dass niemand so wirklich zuhört, dann verliert man irgendwann die „Lust“ immer wieder von vorne zu erzählen. Nur um Eines klarzustellen, dass ist keine Kritik an der gesamten Ärzteschaft, wie überall ist der eine geduldiger als der andere und die heutige Situation erlaubt es den Ärzten auch gar nicht, sich stundenlang mit Patienten abzugeben. Aber gerade Hashimoto kostet Zeit, die keiner hat!

  7. Beppo sagt:

    Hallo Kristin,
    Hier kann man natürlich keine Schilddüsendiagnostik betreiben. Aber früher wurde gar nichts gemacht, und es ging den Patienten schrecklich. Heute eher das Gegenteil, Schildrüsenhormone werden bereitwilligst verordnet, und vielen gehts schlecht wegen zu viel Hormonen. Also ohne Details zu kennen, aber ein TSH im Bereich 0,… könnte da verdächtig sein. So tiefen TSH brauchen nämlich nur wenige. Der TSH ist individuell irgendwo richtig, das kann unter 1 sein, meist aber ist es zwischen 1 bis 3 so etwa, kann aber auch bei 5 oder 6 liegen.

    Manchmal hilft es, zurück zu gucken. Kam es bei Beginn mit LT zu klarer Besserung, so ist gesichert, dass man Medis braucht. Wurde es mit dem Steigern aber irgendwann wieder schlechter, so war es vielleicht zuviel des guten. Und auch ft4 machen, denn TSH ist anfangs nicht ausreichend. Nur falls sich nie was getan hat mit den Medis, das wäre für mich dann HInweis, doch an Psychosomatik zu denken. Für mich war LT ein Wunder…

  8. Johannes W. Dietrich sagt:

    Diese Diskussion ist sehr interessant. In der Praxis sieht man immer wieder Fälle, wo unnötigerweise eine vermeintliche „Hypothyreose“ therapiert wird, wo eigentlich gar keine ist. Und selbst im Falle einer reproduzierbaren latenten Hypothyreose führt eine Substitutionstherapie mit Levothyroxin nicht immer zu einer Verbesserung. Eine einmalig festgestellte TSH-Konzentration von 6 mIU/l ist daher noch keine Indikation für eine L-T4-Therapie.

    Schwierig ist die Differentialdiagnostik auch insofern als die Kausalität auch umgekehrt sein kann: Auch in Stress-Situationen und bei bestimmten psychischen Erkrankungen kann es zu Veränderungen der TSH-Konzentration kommen.

  9. kristin67 sagt:

    Ohne Therapie liegt das TSH um die 6 mlU/l, mit Therapie halt irgendwo im Normbereich, wobei auch schon so weit untergeregelt wurde, dass das TSH unter 1 lag. Aber egal, wo sich das TSH auch eingependelt hat, die Symptome waren immer dieselben. Ganz ehrlich habe ich in den letzten Jahren das Gefühl bekommen, dass es ohne Hormonbehandlung fast besser als schlechter war. Klar, jetzt kommen wieder die Psychosomatik auf den Plan…und vielleicht würde ich mich anschließen, wenn da nicht die dauerhaft stark erhöhten TPO-Antikörper, eine dauerhafte Leukozytopenie, eine dauerhafte Hypothermie (teilweise unter 35 Grad), usw. wären. Diese Befund lassen sich doch nicht durch Psychosomatik erklären! Und keiner, der nicht selber betroffen ist oder war, kann sich vorstellen, wie schlimm es für die Erkrankten ist, neben dem Leidensdruck der Krankheit auch noch die Unverständnis derer zu spüren, die ihnen eigentlich helfen sollten. Ich bräuchte da als indirekt Betroffene dringend Unterstützung…

  10. Beppo sagt:

    Hallo Kristin,
    Ich bin auch nur Patientin, allerdings 1.mit schlimmer Hashimoto-Story, 2, ehem. Krankenschwester. Also nur als Laie: Erhöhte TPO-Ak bedeuten nicht Therapienotwendigkeit, und was stark erhöht ist, ist sone Sache, geht evtl. los über 2000 oder 3000? Außer Psyche und Hashi gibt es außerdem Mengen andere Krankheiten! Evtl. liegt da der Fehler? Leukozytopenie passt nämlich nicht zu Hashimoto, aber zu anderen Autoimmunkrankheiten. Sofern nicht nur minimalst? Hypothermie, bisher kenne ich nur Leute, die falsch messen, Krankenschwesternschicksal? Aber warum misst er denn überhaupt und kennt das Wort? Doch am googlen?

    Ich war Pflegefall wegen Schilddrüse, lange ohne Diagnose. Ganz früh bekam ich einen Rat eines Neurologen, für den ich heute noch dankbar bin. Krankheiten gehören ins Arztzimmer, dort redet man darüber, Ärzte müssen das aushalten. Mit Familie und Freunden sollte man normal weiterleben. Es kommt bei mir schon etwas so an, als ob Ihr Partner sie zu sehr…

  11. kristin67 sagt:

    Hallo zusammen,
    da sind wir doch genau beim Thema: Selbst, wenn man wie hier in einem Blog schreibt, bei dem fachkundige Blogger sind, wird man in die Psychoschublade gesteckt.
    1. Wissen muss nicht zwangsläufig mit Google zu tun haben. 2. Gibt es durchaus auch andere mit fundierter medizinischer Ausbildung, die wissen, wie man richtig Fieber misst und sich mit medizinischen Fachbegriffen auskennen. 3. Es wäre schön, wenn man die Krankheit im Sprechzimmer des Arztes lassen könnte, denn da gebe ich Dir/Ihnen durchaus Recht, da würde sie eigentlich hingehören. Aber, wenn Dir dort nicht geholfen wird, dann nimmt Du sie halt immer wieder mit nach Hause. 4. Andere Autoimmunkrankheiten sind ausgeschlossen. 5. Hashimoto beim Mann ist nicht gleich Hashimoto bei der Frau. 6. Die Krankheit hat zur Frühpensionierung eines mitten im Leben stehenden, sportlichen, vermeintlich gesunden jungen Mannes geführt.
    Und das soll man alles so hinnehmen, nur, weil bisher nichts/niemand helfen konnte?

  12. Beppo sagt:

    Gar nichts soll man hinnehmen, und es geht nicht um zwangsläufige Psychoschublade. Aber Temperatur messen ist sinnlos. Und dass Hashi bei Männern anders wäre, halte ich für falsch. Zuviel Internet- Infos im Spiel? Auch die Leukozytopenie müsste abgeklärt werden?

    Am besten, er geht in eine gute Schilddrüsen-Sprechstunde. Die gibt es heute an einigen Orten. Denn Frühpensionierung wegen Hashimoto, ja, das muss ich glauben, weil mir das auch passiert ist. Allerdings Jahrzehnte ohne Diagnose und Therapie. Mir ist kein Hashimotofall mit Diagnose und Therapie bekannt, der zur Berentung geführt hat. Ob Psyche im Spiel ist, weiss man letztlich nie sicher. Aber probieren würde ich eine Therapie, schadet ja nicht. Als Angehöriger sollte man vor allem nicht co-krank sein, nicht mitmachen. Lassen sie ihn die Krankheit mit dem Arzt besprechen und zuhause den Alltag leben, Sport, Hobbys, Verantwortung, ganz normal trotz Behinderung. Nur bei Depression würde das nicht funktionieren.

  13. Beppo sagt:

    Ich will ergänzen: Bei Hashi gibt es leider eine fragwürdige Online-Szene. Evtl. Folge früherer Verzweiflung, ich bin selber Betroffene des langen Nichtbeachtens dieser Erkrankung. Aber heute ist vieles, was online gesagt wird, falsch. So die Temp. Messungen, das Fixiertsein auf einzelne Blutwerte und Fachbegriffe.( Woran er tatsächlich leidet, erwähnen sie ja gar nicht!.). Ein erhöhter TSH für sich sagt erstmal gar nichts, wie der Experte erklärte. Aber oft wird deshalb heute eine Hormontherapie eingeleitet, vielfach aufgrund Drucks in den Onlineforen. Hilft sie nicht, wird erhöht und nochmal erhöht, mit üblen Folgen, das destabilisiert psychisch fürchterlich. Wenn ich lese, es wurden jahrelang Dosierungen probiert ohne Erfolg, muss man misstrauisch werden.

    Also nicht alles von vornherein Psycho, aber kritisch werden, eine seriöse Adresse, evtl. Ambulanz aufsuchen, evtl. könnte sogar Prof. Schatz weiterhelfen, wenn sie die Region angeben?

  14. kristin67 sagt:

    Ja, vielleicht kann mir tatsächlich jemand eine seriöse Adresse empfehlen, wir kommen aus der Nähe von Regensburg, also aus Bayern. Wobei wir auch den Weg nach Bochum nicht scheuen würden, sobald es die akt. Corona-Situation wieder zulässt…

  15. Anonym sagt:

    Ich war im Bergmannsheil vor ein paar Jahren in Behandlung und wurde nach einem kurzen Klinikaufenthalt weggeschickt und zwar von mehreren sich offen und unverholen über mich lustig machenden Ärzten. Heute weiß man, dass mehrere Hormone die Symptome gemeinsam triggern und Östrogen und Testosteron mein Asthma und die Allergien stark befördern. Ich war danach Jahrelang auf mich gestellt bis endlich Licht ins Dunkel kam. „Danke“ für die einfühlsame Behandlung in Ihrem Klinikum…

  16. Helmut Schatz sagt:

    Das tut mir sehr leid. Ich betrachte das Bergmannsheil zwar immer noch als „mein altes Klinikum“, an dem ich ein „Emerituszimmer“ benutzen kann, bin aber seit 2003 im Ruhestand und habe mich vom Gechehen herauszuhalten.

  17. Helmut Schatz sagt:

    Zu Kristin67: In München ist unser Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, Prof. Günter Stalla in einer endokrinologischen Praxis tätig. Versuchen Sie es dort.

  18. Johannes W. Dietrich sagt:

    @ANONYM: Wann waren Sie im Bergmannsheil und in welcher Abteilung war das? Sie können mir gerne auf http://www.medical-cybernetics.de/contact.html Ihre Kontaktdaten hinterlassen. Ich weder der Sache dann nachgehen.

  19. Johannes W. Dietrich sagt:

    Benjamin Gigliotti von der University of Rochester fasst die Probleme, die das „Syndrom T“ aufwirft, recht gut im Thyroid Health Blog der American Thyroid Association zusammen: https://www.thyroid.org/thyroid-disease-high-symptom/

  20. kristin67 sagt:

    @Prof.Dr.Schatz: Herzlichen Dank für die Empfehlung.
    @Dr. Dietrich: Auch Ihnen herzlichen Dank für den wirklich sehr interessanten Link. Ich habe da jedoch noch eine Frage zu diesem „Syndrom T“: Gehören hierzu die Patientinnen/Patienten, die trotz Hormonzufuhr und vermeintlich normalen Laborwerten, trotzdem noch massive UF-Symptome haben? Und, wenn das der Fall ist, ist dieses Syndrom der Mehrzahl der Endokrinologen bekannt oder wird es (und damit der Patient) eher milde belächelt? Wobei wir wieder beim Ausgangsthema „Psychosomatik“ wären!

  21. Johannes W. Dietrich sagt:

    @KRISTIN67: Etwa 10% aller Patientinnen und Patienten mit einer behandelten Hypothyreose leiden an anhaltenden Beschwerden und Einschränkungen ihrer Lebensqualität. Die Symptome können sowohl einer Hyper- als auch einer Hypothyreose ähneln (mitunter sogar beidem gleichzeitig). Wilmar Wiersinga hat das sehr umfassend in der Zeitschrift Nature Reviews Endocrinology dargestellt.

    Literatur

    Wiersinga WM. Paradigm shifts in thyroid hormone replacement therapies for hypothyroidism. Nat Rev Endocrinol. 2014 Mar;10(3):164-74. doi: 10.1038/nrendo.2013.258. PMID: 24419358. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24419358/

  22. Henrik Glensbo sagt:

    Sorry for my german! There is a need for more investigation in the thyroid area, and often cooperation with other specialities is needed. Tools to help the doctor like SPINA Thyr and more advance mathematical models could help. Weetman, A.P. An update on the pathogenesis of Hashimoto’s thyroiditis. J Endocrinol Invest (2020). https://doi.org/10.1007/s40618-020-01477-1 And an interesting study from Egypt on blastocytis infection influencing the thyroid hormones: El-Zawawy, H. T., Farag, H. F., Tolba, M. M., & Abdalsamea, H. A. (2020). Improving Hashimoto’s thyroiditis by eradicating Blastocystis hominis: Relation to IL-17. Therapeutic Advances in Endocrinology and Metabolism. https://doi.org/10.1177/2042018820907013

  23. Beppo sagt:

    Kristin: Zwischen belächelt werden und einer vernünftigen psychosomatischen Begleitung ist ein Unterschied. Dr. Dietrich stellt dar, was hinter Schlechtbefinden trotz “ normaler “ Schilddrüsenwerte stecken kann. Laienmäßig möchte ich sagen, echte massive UF-Symptome werden es wohl kaum sein, wenn die Medikation nichts ändert. Vielleicht ist der erste Schritt, dies zu akzeptieren und nicht mehr von UF zu sprechen? Das würde offener machen für neue Möglichkeiten, in alle Richtungen.

    Bei mir kam 15 Jahre nach Psychotherapie und 10 nach Berentung wegen Psyche raus, dass ich Hashimoto mit extrem hohen Antikörpern habe. Wegen vieler Uniklinik-Aufenhalte vorher ist nachweisbar, wie lang ich schon erkrankt war. LT, Cortison, Blutwäsche retten fortlaufend mein Leben. Eindeutig organisch erkrankt, heute so anerkannt. Aber auch die Psychotherapie hat mich stabilisiert, zeitweise ein Antidepressivum. Grenzen sind fließend, in jedem Menschen wirken auch seelische Vorgänge, das kann man…

  24. Henrik Glensbo sagt:

    The Health belief model – another nice tool – https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/hex.12656 – And I forgot in my earlier note PREDICT-IT deserves to be spread among doctors

  25. Vienna Hundt sagt:

    @Johannes Dietrich: Ich war auf der endokrinologischen Station.

  26. Johannes W. Dietrich sagt:

    @Vienna Hundt: Aber nicht unter diesem Namen (den Sie als Patientin hier auch gar nicht angeben sollten). Wenn Sie das angegebene Formular auf http://www.medical-cybernetics.de/contact.html nutzen und mir eine Nachricht mit Ihren Daten schicken, kann ich die Sache nachverfolgen.

  27. Beppo sagt:

    Abenteuer Diagnose: Gestern extrem selt. Form der limb. Enzephalitis, das passt in dieses Thema. Patientin konfus und schwer erkrankt, als gängige Ursachen ausgeschlossen waren, wurde Psychotherapie geraten. Therapeutin wollte Einweisung in geschlossene Psychiatrie. Nur weil Mutter der Pat. Zustimmung verweigerte und sich nach Jahren ein Neurologe fand, der sie ernst nahm, kam sie in ein Zentrum für selt.. neurol. Krankheiten. Interview mit dem dortigen Arzt zeigt das ganze Elend: Nur weil man dort nach 6 (!) Wochen stationärer Diagnostik die Antikörper fand, wurde die Frau gerettet. Ohne diesen Fund wäre sie lt. Arzt wieder als psychogen erkrankt entlassen worden. Ohne Diagnose keine Codierung, also Entlassung muss immer eine Diagnose nennen.
    Berichte über autommune Enzephalitis häufen sich. Als ich daran erkrankte, gab es noch nicht mal die Labordiagnostik, die es heute gibt. Aber auch heute dürfte es Patienten geben, die trotz schwerster Krankheit keine Hilfe bekommen.

  28. kristin67 sagt:

    Unglaublich…aber wahrscheinlich leider wahr!

  29. kristin67 sagt:

    @Beppo: In vielem, was Sie schreiben, gebe ich Ihnen Recht, in einigen Dingen bin ich anderer Meinung. Wir haben uns in der inzwischen 8-jährigen Krankheitsdauer natürlich nicht darauf ausgeruht, dass mein Mann an Hashimoto erkrankt ist. Natürlich haben wir in alle nur erdenklichen Richtungen recherchiert und sind von Pontius zu Pilatus gezogen. Da war über verschiedene virale/bakt. Krankheitsgeschehen, wie z.B. Borreliose und Chlamydien bis zur Schwermetallvergiftung durch Amalgam alles dabei…die sich anschließenden Therapien nicht zu vergessen. Auch er hat versucht Linderung durch Blutwäsche zu erfahren, auch er hatte wg. des Verdachts auf Burn-Out eine medikamentöse Therapie und psycholog. Betreuung, aber nichts hat auch nur ansatzweise Erfolge erzielt. Letztendlich sind wir immer wieder bei der Ausgangsdiagnose „Hashimoto“ gelandet, denn die ist durch die Symptome und die Laborparameter (TSH und Anti-TPO) greifbar und gesichert.

  30. kristin67 sagt:

    Wir – und ich sage bewußt „wir“ – wollen uns aber mit der jetzigen Situation nicht abfinden und hoffen nach wie vor, dass es irgendwo irgendjemanden oder irgendwas gibt, was zur Besserung oder Genesung beitragen kann. Psychosomatik hin oder her…

  31. Beppo sagt:

    @Kristin: das passt nun gut zu Prof. Schatz Beitrag. Sorry, aber dieses Internetzeugs hat mit echten Krankheiten kaum was zu tun. Immer gehts um Borre, Hashi, Krabbeltierchen, Vergiftungen. Ich glaube,das ist als Patient das schlimmste, was man tun kan, man rückt sich selber in die „Heilpraktikerecke“. Meine Blutwäsche ist vermutlich was ganz anderes, Plasmapherese, teuer, Diagnose erforderlich.
    im übrigen kann man hier nichts konkretes sagen, wir wissen ja nicht mal, woran er leidet. Aber auch Hashimoto online ist ein Riesenproblem, ich dachte mir schon, dass die Temp-Messung daher stammt. Nochmal, einmal zu hoher TSH und Antikörper sagen für sich nichts, gar nichts.

    Sie müssen wirklich zu einem schulmedizinischen Endokrinologen. Und den ganzen Onlinekram vergessen. Die Patientin aus der Sendung wurde in einer Spezialabteilung einer Unikilnik gerettet. Es gibt auch Zentren für seltene Krankheiten. Wo man ansetzen kann, sollte der Hausarzt überlegen. Evtl. die Leukos?

  32. kristin67 sagt:

    @Beppo Wer spricht denn von einmal zu hohem TSH und Anti-TPO…diese Werte sind dauerhaft seit fast 10 Jahren viel zu hoch…Mehr gibts dazu nicht zu sagen! Und wenn jeder so denkt wie Sie, dann ist mir vollkommen klar, warum bis jetzt noch niemand helfen konnte…

  33. Beppo sagt:

    Tja, dann viel Glück …Sie haben vorher allerdings berichtet, der TSH sei unter Therapie sogar bis unter 1 gewesen, und keine Medikation habe geholfen. Und hohe Antikörper, das heisst nur, dass die Diagnose Hashimoto weitgehend gesichert ist, aber nicht, dass automatisch therapiert werden muss. Also mit solchen Patienten haben es Ärzte aber echt schwer. Es gibt tragische Fehldiagnosen, und Prof. Schatz erwähnt dies Risiko ja auch. Aber wer auf so falschen Informationen besteht, ist, sorry, doch selber schuld.

  34. Anonym/Vienna Hundt sagt:

    @Dr.Dietrich: Das halte ich in diesem Falle für keine gute Idee.

  35. Johannes W. Dietrich sagt:

    Mehr als anbieten kann ich nicht…

  36. Anonym/Vienna Hundt sagt:

    Scheint so. Das Angebot sollte aber auch passen.

  37. Helmut Schatz sagt:

    Christoph Renninger schreibt zu MUS (nach „Clinical Medicine“-Artikel): Multifaktorielle Ätiologie: Manche Faktoren, die das Risiko für somatoforme Symptome erhöhen, sind kaum beeinflussbar, wie Erkrankungen während der Kindheit, Gesundheit der Eltern, Missbrauch in der Kindheit, Persönlichkeitsmerkmale oder chronische Krankheiten in der Familie. In manchen Fällen gibt es einen “Trigger”, welcher die Symptome hervorruft. Dies kann eine Infektion, eine körperliche Erkrankung oder ein Trauma sein. Ebenso sind psychosoziale Einflüsse möglich. Außerdem gibt es Erhaltungsfaktoren, welche die Symptome verlängern. Diese können in 4 Kategorien unterteilt werden: 1) physiologisch: autonome Dysregulation, zentrale Sensitivierung, Dysfunktion der HPA-Achse, Schlafstörungen. 2) sozial: Verlust des Arbeitsplatzes und/oder der gesellschaftlichen Rolle 3)kognitiv: negative Wertung (appraisal). 4) Fokussierung auf Symptome
    Verhalten: Vermeidungsverhalten, Risikoverhalten, schlechte…

  38. Beppo sagt:

    Und das Elend dreht sich im Kreise…Kein Zweifel, es gibt Somatisierung. Nur, wer hat die somatoforme Störung und wer die unerkannte organische Erkrankung? Wenn man so eine simple Liste nimmt, kommt man immer auf Somatisierung, denn wer erlebt denn gar nichts vom Genannten? Das Spiel habe ich in allen Varianten erlitten. Mal wars das Elternhaus, mal eine Lebenserfahrung, mal war ich theatralisch, mal ängstlich, mal heiter, mal verschwiegen, je nach Betrachter. Und mit jedem weiteren Fachmann wurde ich ein immer falscherer Mensch. Es muss ja stets eine Diagnose gestellt werden, und so litt ich nach etlichen Arztbewertungen logischerweise an etlichen Störungen.

    Ich warte immer noch auf Kriterien, die dem Patienten eine Chance geben. Warum spielen Individualität und Persönlichkeit keine Rolle? Menschen sind nicht alle gleich. Es gibt m. W. nicht mal Statistiken, bei wie vielen Psychofällen sich später organische Krankheiten als ursächlich herausstellen? So wird das nichts.

  39. Anonym/Vienna Hundt sagt:

    Frage mich was der Blog Artikel hier überhaupt zu suchen hat. Hätte ich von dem Herrn Schatz nicht erwartet, nachdem was ich hier sonst so für Beiträge von ihm gelesen habe.

    Es macht darüber hinaus absolut keinen Sinn wenn A über As Fehldiagnosen richtet.

  40. Beppo sagt:

    Vienna Hundt :
    1. Ich bin überaus dankbar für Mediziner, die sich diesem Problem überhaupt einmal stellen. Prof. Schatz hat absolut fair geschrieben und auch die Möglichkeit erwähnt, Patienten unrecht zu tun mit falscher Einordnung. Zu suchen hat das Thema überall da etwas, wo es um Krankheiten geht. Also auch hier. Oftmals liegt ja nicht einmal ein Entweder-Oder vor. Seelische Einflüsse kann man nicht grundsätzlich leugnen, und sie sind eine wunderbare Chance, an Heilung zu arbeiten. Für Krebspatienten ist die Psychoonkologie z. B. heute eine anerkannte Hilfe.
    2. Wenn aber Diagnosefehler passieren mit bitteren Folgen, muss man lernen, damit weiter zu leben. Ich weiß, wovon ich da rede. Viele Jahre lang habe ich gehofft, es würde einer meiner Ärzte sagen: „Komm, wir gucken da nochmal drauf und überlegen, warum das geschehen konnte.“ Das wäre mir ein Trost gewesen. Sie aber haben so ein Angebot und schlagen es aus. Damit tun sie sich und allen Patienten keinen Gefallen.

  41. Anonym/Vienna Hundt sagt:

    Generell vertrete ich die Meinung, dass ein Gespräch immer dann keinen Sinn macht, wenn das Prinzip der Unabhängigkeit nicht gewährleistet ist.

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