Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Michael Holick, „The Man Who Sold America On Vitamin D – And Profited in the Process“


Bochum, 1. September 2018:

In “Kaiser Health News“ erschien am 24. August 2018 ein Bericht von Liz Szabo über den Bostoner Endokrinologen Michael Holick mit dem oben zitierten Titel (1). Sein Enthusiasmus für Vitamin D sei, wie sie schreibt, als „extrem“ zu bezeichnen. Seine Fixation auf Vitamin D sei so intensiv, dass er diese auf die Dinosaurier ausdehnt. „What if the real problem with that asteroid 65 million years ago wasn´t a lack of food, but the weak bones that follow lack of sunlight? I sometimes wonder, did the dinosaurs die of rickets or osteomalacia?”

Michael Holick hat bei den Vitamin D –Leitlinien in den USA mitgewirkt. In der Folge ist der Verkauf von Vitamin D-Präparaten in der letzten Dekade auf das Neunfache, auf etwa 1 Milliarde Dollar geklettert. Die Vitamin D-Laborbestimmungen sind seit 2007 auf das über Fünffache gestiegen, auf 365 Millionen Dollar. Von den Erwachsenen über 60 Jahre nimmt heute einer von vier Vitamin D-Supplemente.

Dann geht der Bericht auf die finanziellen Zuwendungen an Holick von den Vitamin D-Präparate herstellenden oder vertreibenden (Pharma-) Firmen und den Laboratorien ein. Im Detail wird geschildert, seit wann, wieviel und von wem Holick jahrzehntelang große Geldsummen erhalten habe und weiterhin erhalte, so auch als monatlich fixen Betrag (nachzulesen in Lit.1). In einem Interview darüber sagte Holick: „Industry funding doesn´t influence me in terms of talking about the health benefits of vitamin D”.

Im Jahre 2011 gab es in den USA eine große Debatte, als die National Academy of Medicine (früher als „Institute of Medicine“ (IOM) bezeichnet), einen 1.132 Seiten langen Bericht über die Vitamin-D-Versorgung in den USA publizierte. Das IOM kam zu dem Schluss, dass die überwiegende Zahl („vast majority“) von Amerikanern genug Vitamin D durch Nahrung und Somnnenlicht bekomme. Es empfahl den Ärzten, Vitamin D nur bei Hochrisikopatienten für mit Vitamin D assoziierte Erkrankungen wie etwa Osteoporose messen zu lassen. Dessen ungeachtet publizierte Holick im Namen der Endocrine Society im Journal Clinical Endocrinology & Metabolism seine Sicht: “Vitamin-D deficiency is very common in all age groups“. Er empfahl – im Gegensatz zum IOM – eine breite Vitamin D-Testung der Bevölkerung. Für die Vitamin D-Industrie sei dies, wie Liz Szabo es nennt, ein „financial windfall“ gewesen. Heute ist die Vitamin D-Testung die fünfthäufigste Laborbestimmung zu Lasten von Medicare im Gesundheitssystem der USA. Dazu tragen Zahlen in den von Holick beeinflussten Leitlinien der Endocrine Society bei: Sie geben als unterste Grenze für einen „normalen“ Vitamin D-Spiegel 30 ng/ml (75 nmol/l) an, im Unterschied zum IOM, welches Werte ab 20 ng/ml als ausreichend ansieht (ebenso wie das deutsche Robert-Koch-Institut, siehe unten). Viele kommerziellen Labore geben 30 ng/ml als Referenz-Untergrenze an.

„Es gibt keine Evidenz dafür, dass Menschen mit höheren Vitamin D-Spiegeln in irgendeiner Weise gesünder sind als die mit niedrigeren Spiegeln“, sagte Clifford Rosen vom Maine Medical Center Research Institute, Mitautor des oben zitierten Berichts der National Academy of Medicine (IOM). Wenn man den höheren Standard der Endocrine Society (>30 ng/ml) anwende, würde eine „Vitamin D-Mangel-Epidemie entstehen, wovon dann 80% der Amerikaner davon betroffen wären“.

Kommentar

Dieser Artikel (1) entspricht voll und ganz der Sicht des Referenten (vgl. 2; siehe auch 3). In Deutschland herrscht eine ähnliche Situation. Das Robert-Koch-Institut sieht die untere Referenzgrenze nicht wie Holick und die Endocrine Society bei 30 ng/ ml, sondern bei 20 ng/ml, entsprechend dem IOM. Das deutsche Institut bezeichnet auch tiefere Werte von 10 (12.5) ng/ml bis 20 ng/ml nicht als „Vitamin D – Mangel“, sondern als „suboptimale Vitamin D – Versorgung“. Auch das IOM definiert diesen Bereich nicht als „deficiency“, sondern als „insufficiency“, bei dem man kein Vitamin D zuzuführen braucht, es sei denn, es bestehen Symptome für einen Vitamin D-Mangel.

Die zur Zeit noch laufenden großen prospektiven, randomisierten, Plazebo-kontrollierten Langzeit-Studien VITAL in Amerika und D-HEALTH in Australien sollten diese Probleme klären können und zu einer Beendigung der weltweit kontroversen Diskussion führen.

Helmut Schatz

Literatur

(1) Liz Szabo: The man who sold America on vitamin D – and profited in the process.
Kaiser Health News. https://www.medscape.com/viewarticle/901146?nlid=124728_4561…

(2) Helmut Schatz: Vitamin D ohne muskuloskelettalen Nutzen bei postmenopausalen Frauen.
DGE-Blogbeitrag vom 11. August 2015

(3) Helmut Schatz: Ernüchternde neue Metaanalyse über den Nutzen von Vitamin D.
DGE-Blogbeitrag vom 27. Januar 2014

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14 Responses to Michael Holick, „The Man Who Sold America On Vitamin D – And Profited in the Process“

  1. Wichtig ist vielleicht in dem Zusammenhang, noch darauf hinzuweisen, dass viel nicht viel hilft. Eine übermäßige Versorgung mit Vitamin D führt z. B. zu mehr Stürzen (s. https://blog.endokrinologie.net/vitamin-d-neuromuskulaere-funktion-mehr-stuerze-2418/ , DGE-Blog vom 16. Januar 2016). Darüber hinaus konnte eine Arbeit von Hansen et al. zeigen, dass bei Diabetikern eine hohe Vitamin-D-Konzentration mit einem erhöhten Risiko für eine autonome Neuropathie einhergeht (ebenso wie sehr niedrige Konzentrationen). Dieser U-förmige Zusammenhang wies das niedrigste Risiko bei Vitamin-D-Konzentrationen um 90 nmol/l (36 ng/ml) auf.

    Literatur

    Hansen CS, Fleischer J, Vistisen D, Ridderstråle M, Jensen JS, Jørgensen ME. High and low vitamin D level is associated with cardiovascular autonomic neuropathy in people with Type 1 and Type 2 diabetes. Diabet Med. 2017 Mar;34(3):364-371. doi: 10.1111/dme.13269. PMID 27696502. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27696502

  2. A. Martin Steffe says:

    Es ist um der Aufklärung willen gut, dass Sie das darstellen. Aber fehlt da nicht viel mehr eine Konsequenz: keine amerikanischen Studien mehr berücksichtigen! Was wäre daran so schwer?

    Wir sind ja nun glücklicherweise über die perfide Strategie der Zuckerindustrie und deren Nebenkriegsschauplatz Cholesterin aufgeklärt worden. Aktuell wird der Monsanto-Konzern sogar vor amerikanischen Gerichten verhandelt, weil er Ergebnisse zu Glyphosat verfälschte. Die Amis benehmen sich anscheinend auch in der Wissenschaft wie Cowboys oder Trumps, also was soll’s? In einem Buch zur Gicht, das ich kürzlich rezensierte, wurde eine amerikanische Studie erwähnt, die die gute Wirkung von Kirschen bei Gicht herausgefunden habe. Nun, ich esse ja gerne Kirschen, aber Sie können sich wahrscheinlich vorstellen, dass ich „amerikanische Studie“ keines Blickes würdigte. Wir wissen jetzt, wie die es anstellen, also will ich so etwas gar nicht mehr wissen.

  3. Helmut Schatz says:

    Aus den USA kommen sehr viele ausgezeichnete Studien. Man kann und darf diese daher nicht einfach unberücksichtigt lassen, wie Sie vorschlagen („das Kind nicht mit dem Bade ausgießen“). Sehr wohl sind sie aber genau zu analysieren, und auch, soweit möglich, die Hintergründe, die aus der Deklaration eines Interessenkonfliktes nicht immer klar zu erkennen ist, vor allem nicht ihr Ausmaß.

  4. Keine amerikanischen Studien mehr zu berücksichtigen wäre wissenschaftlicher Rassismus. Alles muss kritisch geprüft und hinterfragt werden, aber eine Vorverurteilung aufgrund der Herkunft der Autoren wäre unakzeptabel.

  5. Familie Schneider says:

    Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Schatz,

    wir möchten Stellung beziehen, zu dem Artikel: Michael Holick, „The Man Who Sold America On Vitamin D – And Profited in the Process“

    Sie beleidigen Prof. Dr. Michael Holick für „extremen Enthusiasmus“ beim Vitamin D. Die große Begeisterung für das Thema Vitamin D resultiert aus der intensiven Forschungsarbeit des amerikanischen Wissenschafters. Prof. Dr. Michael F. Holick ist der Entdecker des aktiven Vitamin D, im Jahre 1971 gewesen. Seit dieser Zeit betreibt er unentwegt Forschungsarbeit und veröffentlichte bisher weit über 500 wissenschaftliche Publikationen, nachzulesen unter pubmed.de. Er betreibt mit großer Überzeugung diese wichtige gesundheitliche Aufklärungsarbeit in vorbildlicher Weise. 

    Besser neidlos anerkennen!
    Eine solche Reputation sollte man neidlos anerkennen! Er ist der Entdecker des aktiven Vitamin D3 (1,25-OH-D3) und hat einen Antagonisten des Parathormons entwickelt. In Ihrem Artikel hingegen stellen Sie die wissenschaftlichen Erkenntnisse des Arztes sehr in Frage. Sein hohes Fachwissen als Biochemiker wird in keinster Weise gewürdigt. Ist es verwerflich, wissenschaftlichen Erfolg zu haben?

    Michael Holick erhält speziell über Vitamin-D-Präparate keinerlei finanzielle Zuwendungen. Zuwendungen der Industrie, die er erhielt beziehen sich im wesentlichen auf das von Ihm entwickelte Parathormon-Analogon NATPARA. Das hat mit seinem Engagement gegen den globalen Vitamin-D-Mangel erst einmal gar nichts zu tun.

    Zuwendungen soll sich wie „Korruption“ anhören 
    Mit Ihrer Aussage über „finanzielle Zuwendungen“ an Prof. Dr. Michael Holick durch vertreibende Pharma-Firmen (Vitamin D), führen Sie die Leser in die Irre. Durch eine bahnbrechende Forschung hat er den Zugang zu neuen Arzneimitteln errungen, das ist heldenhaft. Auch ein Nobelpreis käme dafür in Frage, eher als für die Industrieprodukte der vergangenen Jahre, die kaum eine Breitenwirkung haben.

    Wie kleinlich, wenn ein solcher Mann darauf reduziert wird, dass er mit Forschungsergebnissen seinen Lebensunterhalt finanziert?
    Soll mit solchen Einlassungen vielleicht eine Nähe zur Korruption suggeriert werden?
    Der größte Verdienst von Prof. Holick ist eine weltweite Aufklärungsarbeit über den Vitamin-D-Mangel, wodurch alle Informations-Blockierer in Deutschland in ein trübes Licht rücken und zum Widerspruch gereizt werden.

    Wo ist das kritische Denken über den derzeitigen Lebensstil ?
    Als Endokrinologe (Spezialist für Erkrankungen des Hormonssystems) dürfte Ihnen die Wirkung des Sonnen“Hormons“ auf den menschlichen Organismus durchaus bekannt sein. Das Leben und die Gesundheit des Menschen sind seit „Ur“zeiten vom Sonnenlicht abhängig. Durch die Veränderung unseres Lebensstils bietet die heutige Zeit nur noch wenig Möglichkeiten, diese natürliche Quelle zu nutzen. Die Verlagerung der beruflichen Tätigkeiten in die Innenräume, sowie die Einrichtung der Ganztagsschulen für Kinder, ermöglichen es uns nicht mehr, diese wichtige Mittagssonne zur Vitamin-D-Bildung entsprechend zu nutzen. Über die Ernährung ist eine Versorgung mit Vitamin D unmöglich.

    Ist das Ihre neue Norm: „Fahren Sie immer auf Reservetank – das ist ok!“
    In all Ihren Berichten jedoch lesen wir, dass Sie die lebenswichtige Bedeutung des Vitamins D für die Gesundheit des Menschen gänzlich missachten, ausgenommen ein Patient hat einen „grottenschlechten“ Vitamin-D-Spiegel von nur noch 8 Nanomol, entsprechend 3,2 Nanogramm. Erst in dieser extremen Risikozone würden Sie eine Empfehlung aussprechen.
    Verwundert es Sie nicht, das diese genannten Werte unter 5 ng/ml zugleich die Nachweisgrenze für den Vitamin-D-Spiegel darstellen?
    Ist der Tank erst leer, wenn absolut nichts mehr nachweisbar ist?
    Wollen Sie riskieren, dass die Menschen, die Ihnen zuhören zeitlebens auf „Reservetank“ fahren?

    Rettungsversuch erst in letzter Stunde?
    Vitamin D nur bei Hochrisikopatienten: Ich lese heraus: Sie befürworten Vitamin D erst dann, wenn der Patient bereits ernsthafte chronische Krankheiten entwickelt hat und unter einem äußerst starken gesundheitlichen Leidensdruck steht. Als Arzt stehen Sie in der Pflicht das Leben des Menschen gesund zu erhalten. Hierzu gehört die wichtige Lebensberatung. Nicht erst dann wenn Krankheiten ausgebrochen sind, sondern bereits im Vorfeld sollte Sorge für eine gute Gesundheit getragen werden.

    Wir haben eigene Familien-Erfahrungen gesammelt:
    Ich nehme tagtäglich mit großer Besorgnis zur Kenntnis, wieviele Menschen in unserem Umfeld unter diesem akuten Vitamin-D-Mangel leiden müssen und keinerlei ärztliche Unterstützung durch eine entsprechende Vitamin-D-Versorgung erhalten. Das macht mich äußerst betroffen.
    Unsere persönlichen Erfahrungen widersprechen dem, was Sie über Vitamin D in Ihren Ausführungen berichten. Bei uns verbesserten sich Schlafstörungen, Erschöpfungszustände, depressive Stimmungen. Auch Krankheiten wie Infektanfälligkeit, bronchiale Erkrankungen, Asthma, Allergien, Migräne, hormonelle Beschwerden wie PMS, Wechselsjahrsbeschwerden, Wachstumsschmerzen bei Kindern und Jugendlichen erzielten eine deutliche Verbesserung, nur weil der miserable Vitamin-D-Spiegel endlich entsprechend korrigiert wurde. Auch Krebspatienten konnten endlich Hilfe erfahren und waren dankbar, nicht mehr unter der Last der vielen Nebenwirkungen ihrer Therapien leiden zu müssen. Die genannten Personen hatten alle einen Vitamin-D-Wert zwischen <7,0 ng/ml und 22,3  ng/ml. Bei allen Betroffenen kam die Schulmedizin zuvor an ihre Grenzen. Erst die Anhebung des Wertes auf 50 bis 60 ng/ml schaffte gesundheitliche Entlastung in den betroffenen Familien, so auch bei uns. Scheinbar interessieren Sie solche Fälle der Genesung nicht wirklich. 

    Schlussstrich – das ist undemokratisch und unwissenschaftlich
    Sie wünschen sich "eine Beendigung der weltweiten kontroversen Diskussion". Es gibt in unserem Land immer noch die Meinungsfreiheit, gerade als Wissenschaftler sollten Sie das Wort von Albert Einstein anerkennen, dass die Diskussionen der Wissenschaft nie endgültig sein werden.
    Die kontroverse Diskussion wird noch lange nicht beendet sein, auch wenn Sie durch das Ergebnis der oben genannten Studie darauf hoffen, das alle Diskussionen um Vitamin D sofort beendet wären. Sie signalisieren hiermit, dass der festgestellte Vitamin-D-Mangel sich zukünftig noch weiterhin verbreiten wird und Sie diese gesundheitliche Misere sogar unterstützen.

    Fakten statt Schönfärberei !
    Auch entgegen Ihrem Wunsch, werden sich Vitamin-D-Forscher, Ärzte, Wissenschaftler und Biochemiker für diese Aufklärungsarbeit weiterhin stark machen, sich dazu auf Kongressen in der ganzen Welt treffen, um dort Ihre neusten Forschungsergebnisse, über Vitamin D, einander vorzustellen. ( http://www.vitaminDkongress.de) Es wird auch zukünftig viele neue Erkenntnisse geben, die uns die Notwendigkeit der Vitamin-D-Versorgung deutlich aufzeigen. 

    Die Zeiten der Irreführung in unserer Familie sind vorbei!
    Wir jedenfalls lassen uns durch Ihre negative Stimmung zu Vitamin D nicht beeinflussen. Auch den fragwürdigen Berichterstattungen der Medien über den scheinbaren Vitamin-D-Hype, treten wir mit entsprechenden Fakten zur Vitamin-D-Gesundheit entschieden entgegen. Wir haben durch einen guten Vitamin-D-Spiegel endlich unsere Gesundheit nach langer Krankheitsphase wiedererhalten. Wir wissen, was es bedeutet über Jahrzehnte hinweg in einem Vitamin-D-Mangel leben zu müssen, ohne dass wir von ärztlicher Seite auf dieses extreme Defizit hingewiesen worden wären.
    Unsere eigene Erfahrung lehrt uns, Ihre Positionen als Irreführung zu erkennen. Dagegen setzen wir die Speerspitze jeder Wissenschaft: empirische Fakten! Wir konnten uns selbst überzeugen von der Wirkung des Vitamin D auf die Gesundheit unserer Familie und treten dafür ein.

    Ihr Fazit hingegen hört sich in unseren Ohren so an: "Es gibt keine größere Armut und wir sollen darüber nicht weiter nachdenken!" Das ist die ewige Position der offiziellen Beruhigung-Rhetorik, die uns auch die Medien vorgaukeln. Da fehlt nur noch der Satz: "Wir haben uns nichts vorzuwerfen!"

    Mit freundlichem Gruß
    Familie Schneider
     

  6. Helmut Schatz says:

    Liebe Familie Schneider, ich „beleidige“ doch nicht, sondern zitiere Liz Szabo, und das im Konjunktiv. Heute leben wir im Zeitalter der evidenzbasierten Outcomes. Warten Sie also auf die Resultate der noch laufenden großen Studien wie VITAL und D-HEALTH. Individuelle Erfahrungen sind natürlich für Sie wichtig. Daraus kann man freilich nicht ableiten, dass alle einen Spiegel von 50 bis 60 ng/ML haben sollten.

  7. Familie Schneider says:

    Ich möchte der Richtigkeithalber einen kurzen Nachtrag ergänzen zu unserer Stellungnahme über Prof. Dr. Michael Holick im 3. Absatz des Textes.

    Michael Holick erhält über Vitamin-D-Präparate keinerlei finanzielle Zuwendungen. Völlig korrekte „Zuwendungen der Industrie“, die er erhielt beziehen sich auf seine Vorträge zum Parathormon-Analogon NATPARA.
     
    Mit freundlichen Grüßen
    Familie Schneider

  8. Helmut Schatz says:

    Liebe Familie Schneider, hier ein Ausschnitt aus dem Bericht von Liz Szabo (der meines Wissens auch, wie ich meine, in der Washington Post abgedruckt wurde):
    „Yet Holick also has extensive financial ties to the pharmaceutical industry. He received nearly $163,000 from 2013 to 2017 from pharmaceutical companies, according to Medicare’s Open Payments database, which tracks payments from drug and device manufacturers. The companies paying him included Sanofi-Aventis, which markets vitamin D supplements; Shire, which makes drugs for hormonal disorders that are given with vitamin D; Amgen, which makes an osteoporosis treatment; and Roche Diagnostics and Quidel Corp., which both make vitamin D tests.
    The database includes only payments made since 2013, but Holick’s record of being compensated by drug companies started before that.

  9. Stefan Peters says:

    Sehr geehrter Herr Prof. Schatz,
    worin liegt in Ihren Augen die Gefahr, wenn jemand seinen VitaminD-Spiegel auf 40-50 ng/ml durch Supplementierung anhebt (und dies natürlich durch eine Messung bestätigen lässt)? Ab welchem Spiegel besteht ihrer Meinung nach eine Gefahr für die Gesundheit und wo liegt in ihren Augen der optimale und empfehlenswerte Spiegel?
    Vielen Dank für Ihre Antwort.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Dr. Stefan Peters

  10. Helmut Schatz says:

    Darin liegt keine Gefahr. Es ist aber auch nicht nötig. Die Allgemeinheit/Krankenkassen sollten durch Kosten für die Präparate und die Spiegelmessungen aber nicht belastet werden. Wenn Sie keiner Risikogruppe angehören, sich dabei wohlfühlen und alles selbst zahlen, so können Sie dies natürlich tun, wenn Sie folgendes beachten: Bis täglich 2000-4000 IE sind unbedenklich, wenn man nicht gleichzeitig große Mengen von Kalzium zuführt. Dann kann es nämlich zu einer Hyperkalzämie mit Nierensteinen kommen.

  11. Stefan Peters says:

    Sehr geehrter Herr Prof. Schatz,
    vielen Dank für ihre Antwort. Bitte erlauben Sie mir nachzufragen: Ist es nicht sinnvoller den Spiegel im Blut als zu optimierenden Parameter zu betrachten statt der tägl. Dosis? Sicher sieht der Grad der Verwertung von supplementiertem D3 bei jedem Menschen anders aus und zusätzlich kann sich das Gewicht von Erwachsenen auch um einen Faktor 2 unterscheiden weshalb doch sicherlich unterschiedliche Dosen zugeführt werden müssten um denselben Spiegel zu erreichen. Wenn wir Säuglinge, Kinder und Jugendliche betrachten wird die Unterscheidung von Dosis und Spiegel im Blut in meinen Augen noch wichtiger. Daher nochmal meine Frage an sie als Endokrinologen: Welchen 25OHD-Spiegel empfehlen Sie für eine insgesamt angemessene Versorgung mit dem Hormon „VitD“ und ab welchem Spiegel (nach oben und unten) sehen Sie eine Gefährdung der Gesundheit. Würden Sie für Säuglinge, Kinder und Erwachsene unterschiedliche Spiegel empfehlen?
    Vielen Dank für Ihre Antwort,
    Dr. Stefan Peters

  12. Helmut Schatz says:

    1.) „Normwerte“ sollte man nicht sagen (tun Sie auch nicht, aber viele andere) . Man muß von „Referenzwerten“ sprechen (normaL sind nämlich auch noch Werte von 2.5% darüber und 2.5% darunter, siehe Gauss´sche Verteilungskurven, bei einem p<0.05). 2.) Die Dikussion über die Referenzwerte für Vitamin D ist kontrovers. Die meisten Gesellschaften geben Werte für die untere Referenzgrenze von 20 ng/ml (50 nmol/l) an, nur die Endocrine Society unter dem maßgeblichen Einfluß von Michael Holick (s.o.) nennt dafür 30 ng/ml (75 nmol/l).Die Angaben für obere Grenzwerte liegen zwischen 70 und 80 ng/ml , 100 ng/ml sind sicher zuviel. Bei der Vitamin D-Gabe richtet man sich, wenn sie erfolgt, in der Regel nicht nach den Serumspiegeln (wie etwa dem Blutzucker bei einer Diabetestherapie). Zur Rachitisprophylaxe bei Säuglingen werden – naturgemäß – geringere Dosen gegeben, ohne Spiegelmessungen. Diese sind nur bei Erkrankungen oder ernsten Symptomen nicht isoliert, sondern nur in Zusammenschau des gesamten Krankheitsbildes angezeigt. Bei "suboptimaler Vitamin-D-Versorgung" nach dem Robert.Koch-Institut oder "Vitamin D Insufficiency" (nicht "-Deficiency") nach der US National Academy of Medicine (dem früheren IOM) mit Vitamin D Werten zwischen 10 – 12.5 und 20 ng/ml braucht man gemäß diesen Institutionen kein Vitamin D zu geben.

  13. Dr. med. Sybille Freund says:

    Sie schreiben auf Ihrer eigenen Seite:
    „Traditionell besteht eine enge Kooperation zwischen der DGE und der im Bereich der Endokrinologie tätigen Industrie….Der Vorstand der DGE betrachtet es als eine seiner vordringlichen Aufgaben, diese gewachsene Zusammenarbeit mit der Industrie weiter zu stärken und mehr als bisher zu strukturieren. “

    Wer soll einen solchen Artikel hier unter diesen Voraussetzungen ernst nehmen? Zudem forschen weit mehr Menschen über Vitamin D als nur Michael Hollick. Für mich ist das ganz klar eine Kampagne und Desinformation. Vertiefen Sie sich in die vielen Studien und machen sich ein eigenes Bild, dann werden Sie zu anderen Schlüssen kommen.

  14. Helmut Schatz says:

    Sehr geehrte Frau Kollegin Freund, mein Blogbeitrag zitiert einen Artikel von Liz Szabo von Kaiser Permanente. Seit Hector de Luca in den 1969-er Jahren den Vitamin-D-Rezeptor in vielen Geweben entdeckte gibt es eine kaum übersehbare Zahl von Untersuchungen pathophysiologischer Art über Surrogatparameter sowie
    – hypothesengenerierenden – Assoziationsstudien, die im Zeitalter der EBM durch RCT’s bewiesen oder widerlegt werden müssen. Diese RCT-s fielen aber in den letzten Jahren negativ aus (etwa die VITAL-Studie). Dies können Sie in vielen Blogbeiträgen und meinen Diskussionsbemerkungen nachlesen. Auch die Do-Health Study von Frau Bischoff-Ferrari ergab ein negatives Resultat (abgesehen von Subanalysen). Die D-HEALTH Study mit 25.000 Teilnehmern über viele Jahre läuft noch bis ~ 2025. Informationsaustausch und Anregungen zwischen Fachgesellschaften und Pharmaindustrie müssen – strukturiert – stattfinden, allerdings nicht als Kampagnen mit Desinformation (s. meine…

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