Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Nebennierenrinden-Krisen – kann man sie verhindern?


Bochum, 1. Oktober 2019:

Im New England Journal of Medicine erschien kürzlich ein umfangreicher Übersichtsartikel über Nebennierenrindenkrisen bei Addison – Patienten von Autoren aus Australien mit Henrik Falkhammar vom Karolinska University Hospital in Stockholm als Senior-Autor (1). Darin werden in der Summary folgende Maßnahmen zur Verhinderung vorgeschlagen: Patientenschulung über die richtige orale Stressdosierung, falls nötig auch parenteral zu geben, und Informationsmaterial für das medizinische Personal über das Risiko von Addison-Krisen und die nötigen Maßnahmen, diese zu verhindern. Die Summary schließt mit dem Satz: „New solutions of this persistent problem are needed“ (1).

Christof Schöfl, langjähriges Vorstandsmitglied der DGE untersuchte mit Autoren aus vier deutschen Zentren sowie dem Sprecher der DGE-Nebennieren-Sektion, Macus Quinkler, inwiefern das Führen eines Tagebuchs mit Aufzeichnungen über schlechtes Befinden, interkurrente Erkrankungen und stressreiche Ereignisse und die Anpassung der Glukokortikoide den Symptomen bzw. Ereignissen entsprechend vorgenommen wurden. Es wurden Tagebücher von 80 Patienten (44 weiblich, mittleres Alter 52.90 Jahre, 34 mit primärere Nebenniereninsuffizienz) ausgewertet. Ein Symptomen-Score wurde zur Evaluation des Grades der Beschwerden verwendet.

Ergebnisse:

Insgesamt wurden Aufzeichnungen über 34 074 Patiententage (93.4 Jahre) geführt, darunter wurden an 4622 Tagen Beschwerden dokumentiert. Nur an 1621 Tagen (in 35%) erhöhten die Patienten ihre Glukokortikoiddosis (nur in 4.8% aller Patiententage). Patienten, die Beschwerden registrierten, hatten im Mittel vier Episoden von Unwohlsein bzw. Ereignissen, welche im Mittel zwei Tage anhielten. Frauen dokumentierten signifikant häufiger Episoden als Männer. Bei niedrigem bis mittlerem Symptomen-Score wurde die Steroiddosis um 50% bis 60% erhöht, bei einem hohen Symptomen-Score und/oder Fieber verdoppelt. Bei gastrointestinalen Infektionen betrug die Dosiserhöhung nur 55%.

Kommentar:

Diese Ergebnisse zeigen an, wie die Autoren schreiben, dass die Dosiserhöhung nicht immer genügend groß war, insbesondere nicht bei gastrointestinalen Infektionen. Auch bei niedrigem Symptomen-Score war bei etlichen Patienten die Dosiserhöhung zu gering. Die Patientenschulung muss daher noch intensiver erfolgen als dies wohl zur Zeit der Fall ist. Das entspricht auch die Forderung der Autoren in der eingangs zitierten Review (1).

Helmut Schatz

Literatur

(1) R. Louise Rushworth et al.: Adrenal Crisis. Review Article.
New Engl. J. Med. August 29, 2019). 381(9): 852-861

(2) Christof Schöfl et al.: Daily Adjustment og Glucocorticoids by Patients with Adrenal Insufficiency.
Clin. Endocrino. 2019. 91(2): 256-262

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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Eine Antwort auf Nebennierenrinden-Krisen – kann man sie verhindern?

  1. G sagt:

    Nachdem ich eine schlimme Addison-Krise bei einem Norovirus hatte, die in Bewußtlosigkeit ihren Höhepunkt erreichte, bin ich bei Durchfallerkrankungen sehr achtsam. Dank des Hydrocortison-Notfall-Sets von Pfizer konnte mir bei weiteren Durchfallerkrankungen schnell geholfen werden. Nachdem ich die Spritze bekommen hatte und es mir wieder deutlich besser ging, habe ich erst gefühlt, wie schlecht mein Allgemeinzustand vorher war.

    Mir fiel auf, wie wenig Ärzte über Morbus Addison genau Bescheid wissen, aber erleichtert und bemüht sind, wenn ich das Notfall-Set dabei habe und meinen Notfallausweis mitsamt der Karte zeige. Bei Auslandsbesuchen drucke ich in der jeweiligen Landessprache die kleine Notfallkarte und eine ausführliche Beschreibung wesentlicher Merkmale der Erkrankung, Behandlung und Ausnahmesituationen.

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