Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Zwei neue Medikamente für die Postmenopausale Osteoporose: Romosozumab und Odanacatib


Auf der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Knochen- und Mineralstoff-Forschung (ASBMR) in Minneapolis wurde am 13. Oktober 2012 bei postmenopausalen Frauen eine Zunahme der Knochendichte mit zwei neuen Wirkstoffen gezeigt: durch subkutane Injektion eines Antikörper gegen humanes Sklerostin (Romosozumab) und durch einen Hemmer des Cathepsin (orale Gabe von Odanacatib nach vorhergegangener Alendronat-Therapie).

Sklerostin ist ein von Knochenzellen sezerniertes Protein, welches die Knocheneubildung hemmt. Seine Neutralisation durch den Antikörper Romosozumab bewirkte eine stärkere Zunahme der Knochendichte an Wirbelsäule und Hüfte nicht nur im Vergleich zu Plazebo, sondern auch zu Alendronat oder Teriparatid (p<0.0001). Parallel dazu wurden der Knochenneubildungsmarker Prokollagen-1-N-terminales Peptid (P1NP) erhöht und die Carboxy-terminalen Kollagen-Crosslinks (CTX) als Resorptionsmarker vermindert. Nach Abschluss der Phase-II-Studien läuft jetzt die Phase III an >5000 postmenopausalen Frauen mit dem primären Endpunkt „Neue Wirbelfrakturen in 12 Monaten“ an (1).

Cathepsin K ist ein Enzym, welches unter anderem auch beim Knochenabbau beteiligt ist. Odanacatib (MK-0822, Merck & Co.) hemmt diese Protease. Eine Phase III-Studie an 16 000 postmenopausalen Frauen war im Juli 2012 gestoppt worden, da eine Interim-Analyse bereits eine signifikante Verminderung des Frakturrisikos ergeben hatte. In Minneapolis wurden jetzt die Ergebnisse einer Doppelblindstudie an 243 postmenopausalen Frauen vorgestellt, die bis zu drei Monate vorher Alendronat erhalten hatten. Auch hier kam es zu Zunahmen der Knochendichte an Lendenwirbelsäule und Hüfte sowie Verbesserung der Knochenumbauparameter (2)

Kommentar:

Von besonderem Interesse ist die direkte Stimulierung der Knochenneubildung durch den Sklerostin-Antikörper. Die klinische Prüfung dieser osteoanabolen Substanz ist noch in einem relativ frühen Stadium. Die Prüfung des antiresorptiven Odanacatib ist hingegen schon weit fortgeschritten und die Firma Merck & Co. will Mitte des Jahres 2013 seine Zulassung beantragen. Analysten sehen in dieser oral zu gebende Substanz einen baldigen Nachfolger für das jetzt patentfreie Alendronat (3).

Zu bedenken ist, dass es jetzt eine Fülle von neuen Substanzen zur Osteoporosetherapie gibt, deren frakturverhindernde Wirkung meist nicht länger als 3 Jahre gezeigt ist (siehe DGE-Blog-Beiträge vom 18. Mai, 14. Juli und 25. September 2012). Mit Romosozumab wurde etwa nach 12 Monaten wieder ein Abfall der anfangs erhöhten P1NP-Spiegel auf die Ausgangswerte gemessen, bei anhaltender Reduktion von CTX (1). Eine wichtige Untersuchung zur Langzeitwirksamkeit von Osteoporosemedikamenten wie Alendronat in einer Intervalltherapie, die BILANZ-Studie, ist unter der Leitung von Prof. Pfeilschifter, Essen in diesem Jahr angelaufen (4).

Literatur:

(1) M.R. McClung et al.: Abstract 1025 at the ASBMR Meeting 2012 in Minneapolis
http://www.medscape.com/viewarticle/772707_print

(2) T. De Villiers et al.: Abstract 1027 at the ASBMR Meeting 2012 in Minneapolis
http://www.medscape.com/viewarticle/772960_print

(3) Has Merck found the heir to fosamax?
http://www.forbes.com/sites/matthewherper/2012/07/11/has-merck-found-the-heir-to-fosamax/

(4) Inga Steinbach: Wie sicher ist die Langzeithterapie der Osteoporose? BILANZ-Strudie im April 2012 bundesweit gestartet.
Pressemitteilung des Osteologischen Forschungszentrums Essen.
Email: bilanz-studie@osteo-fz.de

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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