Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Ein neues Medikament gegen Long-Covid aus Berlin?


Bochum, 7. April 2023:

Zwei Forscher des Start-up – Unternehmens „Berlin Cures“ (BC007)  entwickeln einen Wirkstoff gegen Long-Covid.  Es handelt sich um ein künstlich hergestelltes DNA-Molekül, ein „Aptamer“, welches sich an Zielmoleküle bindet und diese dann neutralisiert. Ungeklärt ist noch, an welche Autoantikörper dieser ankoppeln  kann. Ursprünglich gegen eine bestimmte Form der Herzinsuffizienz, die Autoantikörper aufweist entwickelt, erwies sich dieses Aptamer bei Testungen an der Universitätsklinik Erlangen auch gegen  einen erhöhten Augeninnendruck als wirksam. Bei einem der Glaukom-Patienten, der an Long-Covid litt sowie  bei drei weiteren  mit Spätfolgen nach  einer Coronainfektion verschwanden überraschenderweise die Symptome (1).

Nach US-Forschungsergebnissen entwickeln mindestens 10% der an COVID-19 – Erkrankten Long-Covid (siehe auch die DGE-Blogbeiträge vom 10. und 11.3.2023, Lit. 2 und 3). Somit ist das Interesse an dem neuen Wirkstoff riesig und Berlin Cures   wird von Patienten bestürmt, ihnen die Substanz zur Verfügung zu stellen (4) , was aber nicht möglich ist, da sie noch  nicht zugelassen ist. Nach Auseinandersetzungen zwischen Herrn Dr. Johannes Müller und seinem Berlin-Cures – Partner mit der Universität Erlangen wegen Forschungsgeldern  kann die Prüfung erst demnächst nach privaten Finanzierungszusagen in Phase 2 mit 100 Probanden gehen (5). Verhandlungen über eine Partnerschaft mit Pharmazeutischen Firmen (wie etwa Biontech mit Eli Lilly)) waren bisher nicht erfolgreich.  2024 könnten Phase 3-Studien erfolgen und frühestens 2025 die Zulassung.

Johannes Müller war am Berliner Herzzentrum als Kardiochirurg tätig,  forschte über die Herzinsuffizienz und gründete die Firma „Berlin Heart“, die weltweit Kunstherzen vertreibt (4). Einen solchen Erfolg hat er bisher mit „Berlin Cure“ noch nicht.

Bei Post/ Long-Covid sind neuronale Antikörper mit pathologischen kognitiven Testergebnissen verbunden, vor allem, wenn man die Antikörper im Liquor findet. Häufig geben Patienten Brain Fog an („Gehirn-Nebel“). Für Long-Covid gibt es jedoch kein einheitliches Krankheitsbild: Am häufigsten klagen die Patienten  über Fatigue,  Müdigkeit bis zur Erschöpfung, Atemnot, Gedächtnis- und  Konzentrationsbeschwerden, schlechten Schlaf oder  auch schwache, schmerzende Muskeln.

Wenn der Therapieansatz über eine Verhinderung der Bindung von (neuronalen) Autoantikörpern an (gesunde) Zielzellen zur Zulassung eines  Medikament gegen Post/Long – COVID führt, was zur Zeit aber noch nicht abzusehen ist, so wäre das von größter Bedeutung.

Helmut Schatz

Literatur

(1) Bundesministerium für Bildung und Forschung: reCOVer: Ein neuer Wirkstoff gegen Long-Covid. Aktuelle Meldung vom 24.4.1922

(2) Helmut Schatz: Metformin verringert Long Covid
DGE-Blogbeitrag vom 10. März 2023

(3) Helmut Schatz: Nach 3 Jahren COVID-Pandemie: Heute Long-Covid ein Problem
DGE-Blogbeitrag vom 11. März 2023

(4) Anja Ettel und Andreas Macho: Keine Lizenz zum Heilen. WELT AM SONNTAG, Nr. 14, 2. April 2023

(5) Klaus Max Smolka: Finanzierung gesichert: Long-Covid-Arznei aus Berlin geht in die Prüfung.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Oktober 2022

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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2 Antworten auf Ein neues Medikament gegen Long-Covid aus Berlin?

  1. Ahmed sagt:

    ich leide seit mehr als 10 Monate an Long Covid syndrom , wie kann ich in diese Studie teilnehmen und die BC007 bekomme

  2. Helmut Schatz sagt:

    Mir ist nicht bekannt dass schon eine Phase 3 Studie, an der Sie teilnehmen könnten in nächster Zeit anlaufen wird. Fragen Sie bei der Firma nach.

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