Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Neufassung 2014 der DVO-Leitlinie zur Osteoporose verabschiedet


Bochum, 8. Dezember 2014:

Am 13. November 2014 wurde die lange erwartete, im Vorfeld ausführlich diskutierte Neufassung der Leitlinie des Dachverbandes Osteologie (DVO) zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose veröffentlicht. Sie liegt als Kitteltaschenversion, Kurz- und Langfassung sowie als Methodenreport vor (1).

Die wichtigsten Änderungen gegenüber der alten DVO-Leitlinie 2009:

Primärprophylaxe:
Die regelmäßige körperliche Aktivität soll (neu:) „risikobewußt und dem körperlichen Zustand angepasst“ sein. Calciumzufuhr 1000 bis maximal 2000 (früher 1500) mg, mit Ausnahmen wie etwa bei primärem Hyperparathyreoidismus, Nierensteinen und aktiven granulomatösen Erkrankungen wie der Sarkoidose. Sonnenlichtexposition: optimales Ausmaß „unklar“ (früher: mindestens 30 min täglich). Vitamin D: bei hohem Sturz/Frakturrisiko tägliche orale Supplemente von 800-1000 IE.

Indikation zur Basisdiagnostik:
Weiterhin ein 10-Jahres-Frakturrisiko >20% für Wirbelkörper- und Hüftfrakturen.
Zusätzlich weitere Risikofaktoren wie Diabetes mellitus Typ 2, COPD, Herzinsuffizienz, Zöliakie, Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz und Spondylosis ankylosans.

Indikation für medikamentöse Therapie:
Weiterhin abhängig von Alter, Geschlecht, T-Score der Knochendichte und klinischen Frakturrisikofaktoren. Neu: bei oraler höherdosierter Glukokortikoidtherapie länger als 3 Monate, individuell auch bei T-Score >-1.5. Auch bei niedrigtraumatischen proximalen Femurfrakturen und niedrigtraumatischen singulären Wirbelkörperfrakturen 2. oder 3. Grades oder multiplen Wirbelkörperfrakturen 1. bis 3. Grades individuell auch bei einem T-Score >-2.0, wenn andere Ursachen für diese Frakturen nicht wahrscheinlich sind.

Medikamentöse Therapie:
Weiterhin Basistherapie mit 1000 mg Calcium/Tag, sonst Supplementierung 800-1000 IE Vitamin D3 oral. Neu: „Besonders wichtig bei antiresorptiver Therapie (Hypocalcämie-Risiko)“.
Spezifische Therapie der postmenopausalen Osteoporose:
Alendronat, (neu:) Bazedoxifen, (neu:) Denosumab, Ibandronat, Östrogene, Raloxifen, Risedronat, Strontiumranelat, Teriparatid, Zoledronat.

Kommentar

Die Obergrenze der Calciumzufuhr wurde von 1500 auf 2000 mg täglich angehoben, mit Ausnahmen von Störungen der Calciumregulation (siehe oben). Die neue Fassung 2014 enthält nicht mehr eine differenzierte Empfehlung zur Vitamin D-Substitution wie etwa das Ziel eines Serumspiegels >20 mg/dl / >50 mmol/L. Die Sonnenlichtexposition wurde nicht mehr mit >30 min/Tag angegeben. Das 10-Jahres-Frakturrisiko >20% ist als Indikator zur Basisdiagnostik gleich geblieben, nachdem man auch ein 1-Jahresrisiko angedacht hatte. Die Risikoabschätzung wurde um internistische Momente wie etwa Diabetes mellitus Typ 2, Herzinsuffizienz, Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz, COPD oder auch Spondylitis ankylosans erweitert.

Zu einer Differenzialtherapie finden sich in der neuen Leitlinie mangels head-to-head Vergleichen keine Angaben, mit Ausnahme von Teriparatid und Risedronat bei Hochrisikopatienten: Bei diesen war die Inzidenz von Wirbelkörperfrakturen mit Teriparatid signifikant niedrigerals mit Risedronat (4% vs. 9%, p=0.01).

Insgesamt kann nach der neuen Osteoporose-Leitlinie etwas individueller behandelt werden, eine Therapieindikation kann so im Einzelfall bei bestimmten Frakturen auch bei T-Scores >/= -2.0 erfolgen.

Dieser Beitrag behandelt nur die Änderungen gegenüber der alten DVO-Leitlinie von 2009. Details zu Prävention, Diagnostik und Therapie der Osteoporose können im Internet (1) nachgesehen werden.

Helmut Schatz

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Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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