Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Niedriges Testosteron weist bei Männern auf ein erhöhtes Risiko für Rheumatoide Arthritis hin


Bochum, 10. Juli 2013:

In Nüchternblutproben von 104 Männern, die später eine Rheumatoide Arthritis (RA) entwickelten, wiesen niedrigere Testosteronspiegel auf ein höheres Risiko hin, an einer Rheumafaktor (RF) – negativen RA zu erkranken. Bei diesen fanden sich auch höhere Spiegel an Follikel-stimulierendem Hormon (FSH). Dies deutet darauf hin, dass Hormonveränderungen einer Rheumatoiden Arthritis vorausgehen und deren Erscheinungsbild beeinflussen (1).

Mitra Pikwer, Rheumatologe in Malmö in Schweden und seine Mitarbeiter (1) untersuchten in einer Fall-Kontroll-Studie Blutproben aus dem Malmö Preventive Medicine Program, gesammelt zwischen 1974 und 1992. Die Datenbasis umfasste 22 000 Männer und 11 000 Frauen. Die RA-Fälle wurden durch Verknüpfung mit lokalen und nationalen RA-Registern erfasst. Jedem RA-Patient wurden zwei nach Alter und Geschlecht gematchte Kontrollen gegenübergestellt. Rauchen und Body Mass Index (BMI) wurden in Regressionsmodellen berücksichtigt.

Niedrigere Testosteronspiegel waren mit einem erhöhten Risiko einer RF-negativen RA assoziiert. Die FSH-Spiegel waren bei den Männern, die später eine RF-negative RA entwickelten, signifikant erhöht (p=0.02), jedoch bei RF-positiven RA-Patienten niedriger (p=0.02).

Kommentar

Bei Männern mit RA hatte man schon vorher niedrigere Testosteronspiegel gefunden. Ob diese Folge der Erkrankung sind oder ihr vorausgehen, was jedoch nicht bekannt. Proinflammatorische Zytokine, welche die die Hypophysen-Nebennierenrindenachse stimulieren, supprimieren die Gonadenachse. Somit könnten pathophysiologisch die niedrigen Testosteronspiegel Folge des subklinischen Entzündungsprozesses sein. Es ist jedoch eher wahrscheinlich, dass eine Hodendysfunktion Ursache ist, da die niedrigen Spiegel im Mittel 12.7 Jahre (1-28 Jahre) der RA-Manifestation vorausgegangen waren. Interessant wäre es, in den Serumproben auch noch die Antikörper gegen das citrullinierte cationische Peptid (CCK) zu bestimmen, was möglicherweise noch erfolgen wird. Diese finden sich ebenfalls viele Jahre vor der Manifestation einer RA und man könnte sie mit den Testosteronbefunden in Beziehung setzen.

Testosteron zur RA-Prävention zu geben, erscheint dem Erstautor Dr. Piwker jedoch nicht gerechtfertigt. Auch die in die Studie nicht involvierte Dr. DeLisa Fairweather von der John Hopkins Universität, welche sich eingehend mit dem Zusammenhang zwischen Geschlechtshormonen und kardiovaskulären Erkrankungen befasst hat, sieht keine Indikation dafür. Testosteron habe zu viele unerwünschte Nebenwirkungen. So ergaben sich in der Studie über die Wirkung von Testosteron bei älteren Männern (TOM-Study: Testosterone in Older Men) vermehrt Herz-Herz-Kreislaufprobleme. Da Frauen um ein Vielfaches häufiger an einer RA erkranken als Männer, könnte man spekulieren, dass mit ein Grund für diesen Geschlechtsunterschied in den viel höheren Testosterspiegeln der Männer gesehen werden kann.
Helmut Schatz

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Literatur

(1) M. Pikwer et al.: Association between testosterone levels and risk of future rheumatoid arthritis in men: a population-based case- control study.
Ann. Rheum. Dis. published online April 3, 2013
doi:10.1136/annrheumdis-2012-202781

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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2 Antworten auf Niedriges Testosteron weist bei Männern auf ein erhöhtes Risiko für Rheumatoide Arthritis hin

  1. Lara Stein sagt:

    Mein Papa leidet leider auch unter Rheuma. Wir wussten allerdings nicht, dass die Krankheit auch mit dem Testosteronspiegel zusammenhängt. Ich hoffe, wir können durch unseren Arzt gut beraten werden und das Leben für meinen Papa etwas erleichtern.

  2. Thomas Karbowski sagt:

    Gut zu wissen, dass die niedrigen Testosteronspiegel Folge des subklinischen Entzündungsprozesses sein könnten und damit auf Arthritis zurückzuführen wären. Mein Onkel leidet an niedrigen Testosteronspiegeln. Er hofft, dass dies bei ihm nicht die Folge eines Entzündungsprozesses ist.

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