Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Obesitas – Zunahme von 1988 bis 2010 in USA mit körperlicher Inaktivität in Freizeit assoziiert, nicht mit Kalorienzufuhr


Bochum, 11. August 2014:

Im August-Heft des American Journal of Medicine (1) erschien jetzt die groß angelegte Auswertung der Daten des National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) für den Zeitraum 1988-2010 über die Veränderungen von Obesitas-Parametern in Bezug auf körperliche Freizeit-Aktivität und Kalorienaufnahme. Die Zunahme der Obesitas war entgegen populärer Vorstellungen nicht mit einer Steigerung der Kalorienzufuhr assoziiert – diese nahm über den ganzen Zeitraum nicht signifikant zu – wohl aber mit dem Ausmaß der körperlichen Freizeitaktivität.

Als Mass für die Obesitas dienten der Body Mass Index (BMI) und der Taillenumfang. Die körperliche Freizeitaktivität im letzten Monat vor der Testung wurde in den verschiedenen Perioden unterschiedlich erfasst, zuletzt mit einem Fragebogen über Art, Dauer und Häufigkeit der körperlichen Betätigung und Berechnung eines Metabolischen Äquivalents (MET). Die Aktivität wurde in drei Gruppen eingeteilt: ideal, mässig, keine. Die Kalorienzufuhr während der letzten 24 h wurde von trainierten Interviewern mit einem automatisierten Ernährungsreview-System errechnet. Der mittlere BMI stieg bei Männern und Frauen um 0.37% pro Jahr, der mittlere Taillenumfang pro Jahr bei Frauen um 0.37%, bei Männern um 0.27%. Der Anteil Erwachsener ohne jegliche körperliche Freizeitaktivität erhöhte sich in diesem Zeitraum bei Frauen von 19% auf 51% und bei Männern von 11% auf 43%. Die mittlere Tageskalorienzufuhr veränderte sich hingegen während der gesamten 22 Jahre nicht signifikant.

Kommentar

Es handelte sich hier nicht um eine longitudinale, prospektive Studie, sondern um Querschnittsuntersuchungen an der amerikanischen Durchschnittsbevölkerung während einer langen Beobachtungszeit. Somit können naturgemäss für ein einzelne Individuum keine harten Aussagen abgeleitet werden. Trotz dieser Limitation ist das Ergebnis interessant und zeigt wieder einmal die Wichtigkeit der körperlichen Aktivität. Bei Typ-2- Diabetespatienten war allerdings in der prospektiven, kontrollierten Look AHEAD – Studie (2) kein Effekt von Kalorienreduktion und gesteigerter körperlicher Aktivität auf den primären kardiovaskulären Endpunkt gefunden worden, so dass die Studie vorzeitig abgebrochen wurde. Die Lebensstilmaßnahmen reduzierten jedoch, vor allem bei Frauen, mikrovaskuläre Komplikationen wie chronische Niereninsuffizienz und auch die Depressivität. Die Lebensqualität wurde signifikant gesteigert.

Helmut Schatz

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Literatur

(1) U. Ladabaum et al.: Obesity, abdominal obesity, physical activity, and caloric intake in US adults: 1988 – 2010.
Amer. J. Med. 2014. 127: 717-727

(2) The Look Ahead Research Group: Cardiovascular effects of intensive lifestyle intervention in type-2-diabetes.
N. Engl. J. Med. 2013. 369:145-154

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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