Bochum, 20. März 2023:
Auf dem Kongress des American College of Cardiologists (ACC) 2023 in New Orleans trug am 6. März 2023 Christie M. Ballantyne aus Houston, Texas die Phase II b-Resultate einer randomisierten, doppelblinden Plazebo-kontrollierten Multicenter-Studie mit einer oralen Formulierung einer PCSK9-Inhibitors (MSD/Merck&Co) zur Cholesterinsenkung vor, die zeitgleich im Journal des American College of Cardiology publiziert wurden (1) . In dieser Dosisfindungsstudie wurden mit allen geprüften 4 Dosen von MK-0616 im Vergleich zu Plazebo nach 8 Wochen bis zu 60.9 % stärkere LDL-Absenkungen gefunden. Die Substanz wurde gut vertragen und die Nebenwirkungsrate war in den Verum-Gruppen und auch mit Plazebo vergleichbar.
Methodik
In die Studie wurden 381 Teilnehmer mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko eingeschlossen, mit einer 1:1:1:1 – Verteilung des Verum MK-0616 von täglich 6, 12, 18 oder 30 mg gegenüber Plazebo. Primärer Endpunkt war nach 8 Wochen der prozentuale Abfall des LDL-Cholesterins vom Ausgangswert im Vergleich zu Plazebo, sowie die Rate an unerwünschten Nebenwirkungen und die dadurch verursachte Studienabbruchrate.
Ergebnisse
Alle MK-0616 – Dosen zeigten einen signifikante Änderungen (p<0.001) gegenüber Plazebo: -41.2% (6 mg), -55.7% (12 mg), -59.1% (18 mg) und -60.9 mg (30 mg), Abb.1, aus Lit. 1).
Die Zahlen der unerwünschten Nebenwirkungen waren vergleichbar; Studienabbrüche aus diesem Grunde lagen bei 2 oder weniger Patienten in allen Behandlungsgruppen.
Kommentar
Novo Nordisk hatte ebenfalls einen oralen PCSK9-Inhibitor in Entwicklung, dem SNAC zugegeben wurde (Sodium (=Natrium) – N – Hydroxybenzoyl Amino Captylat, zur Erhöhung des lokalen pH-Wertes im Magen). Für die Beendigung der Weiterentwicklung dieses oralen PCSK90-Hemmers wurden „kommerzielle Gründe“ angegeben. SNAC wurde übrigens auch bei Semaglutid für dessen orale Darreichungsform eingesetzt. Für MK-0616 ist es jetzt offenbar gelungen, mit makrozyklischen Peptiden in der auf Abb. 2 publizierten Galenik (siehe unten, aus Lit. 1, ohne detailliertere Angaben) eine orale Applikationsform eines PCSK9-Inhibitors zu erhalten.
Für die Compliance ist eine orale Darreichungsform grundsätzlich besser. Der Referent (H.S.) meint aber, dass bei kardiovaskulären (Risiko- bis Hochrisiko-) Patienten die subkutane Selbstinjektion alle 2 oder 4 Wochen mit einem Autoinjektor bei manchen Patienten für die Therapietreue genau so günstig, wenn nicht sogar besser ist als die tägliche Tabletteneinnahme, insbesondere bei solchen unter Polypharmazie oder mit Statin-Aversion.
Helmut Schatz
Literatur
(1) Christie M. Ballantyne et al.: Efficacy and safety of the oral PCSK9 inhibitor MK-0616: a phase 2b randomized controlled trial.
J Am Coll Cardiol. Mar 06, 2023. Epublished DOI: 10.1016/j.jacc.2023.02.018
Eine Kollegin sendet mir die Aussage von Novo Nordisk zur Einstellung ihres oralen PCSK9-Hemmers:
Novo Nordisk’s oral PCSK9i lowers LDL-cholesterol in a dose dependent manner. It was well tolerated and no safety concerns were identified
• Given the challenging market situation in a mature class and the substantial additional time and work needed to advance oral PCSK9i it has been decided not to pursue further development
• NN is fully committed to delivering innovative treatment options for patients living with cardiovascular disease and is continuing its development efforts in the field with ziltivekimab and other earlier phase assets