Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss für medizinische Themen.

Osidrolostat, ein oraler Cortisolsynthese-Hemmer, zur Zulassung für das Cushing-Syndrom empfohlen


Bochum, 13. Dezember 2019:

Das CHPM (Committee for Medicinal Products for Human Use) der Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) empfahl Mitte November 2019 die Marktzulassung von Osidrolostat (Isturisa™) zur Behandlung einer Cushing-Erkrankung (1). Osidrolostat hemmt die Cortisolsynthese. Unter den häufigen Nebenwirkungen ist die Nebenniereninsuffizienz die schwerwiegendste.

Osidrolostat, entwickelt von Novartis (weltweite Vermarktung als 1, 5 und 10 mg-Tablette von Recordati vorgesehen), hemmt die 11ß-Hydroxylase, das für den letzten Schritt der Cortisol-Biosynthese in der Nebennierenrinde verantwortliche Enzym. Damit gleicht es dem schon auf dem Markt befindlichen Metyrapon, ist aber in seiner Hemmwirkung nach den vorgelegten Daten potenter. Es hat eine vergleichsweise längere Halbwertszeit und muss nicht 4x, sondern nur 2x täglich eingenommen werden. Die häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen von Osidrolostat sind gastrointestinaler Art, Fatigue, Kopfschmerzen, Ödeme und vor allem eine Nebenniereninsuffizienz. Deswegen empfiehlt das CHMP, dass es nur von Endokrinologen oder von Ärzten mit besonderer Erfahrung auf endokrinologischem Gebiet verordnet werden soll, welche auch die Möglichkeiten zur Überwachung der biochemischen Reaktionen auf den Cortisolsynthese-Hemmer haben.

Kommentar

Bei den zentralen Formen des Cushing-Syndroms steht die Hypophysenoperation für die meisten Patienten an erster Stelle, aber nicht bei allen erreicht man damit eine Remission. Für diese Fälle und wenn eine Hypophysenoperation nicht möglich erscheint ist in Europa und den USA Pasireotid (Signifor®) zugelassen, ist aber nur bei einer Minorität der Patienten effektiv. Insofern bereichert Osidrolostat das therapeutische Rüstzeug. Seine Wirkung wurde in der multizentrischen, doppelblinden randomisierten Phase III-Studie (LINC-3) bei 137 Patienten mit Cushing-Syndrom gezeigt, präsentiert von Beverly M.K. Biller, Boston im März 2019 beim Jahreskongress der Endocrine Society. Die Resultate der bestätigenden Phase III-Studie (LINC-4) sollen jetzt in diesem Monat, im Dezember 2019 vorliegen.

Helmut Schatz

Literatur

(1) Miriam E. Tucker: First Approval for Osidrolostat for Cushing Syndrome, in EU.
https://www.medscape.com/viewarticle/921413?nlid=132636_3…

(2) M.K. Biller: The LINC-3 Study. Vortrag auf dem Annual Meeting 2019 der Endocrine Society.

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit verschlagwortet. Permalink.

Bitte kommentieren Sie diesen Beitrag!

- Kommentare sind auf 1000 Zeichen beschränkt. Bei Umgehen dieser Regelung durch mehrere aufeinanderfolgende Kommentare werden diese gelöscht.
- Wir schätzen eine wissenschaftlich-sachliche Diskussion.
- Bei erbetenen 'Fernberatungen' hat der Leser zu entscheiden, inwieweit er seine persönlichen Daten öffentlich bekanntgeben möchte (Datenschutz!)

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

 Verbleibende Zeichenanzahl

Mit dem Absenden des Formulars erklären Sie sich mit der Verarbeitung der übermittelten Daten einverstanden. Details hierzu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.