Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Die Outcome-Studie FOURIER mit dem PCSK9-Hemmer Evolocumab reduziert kardiovaskuläre (CV) Ereignisse bei CV-Hochrisikopatienten ohne neurokognitive Beeinträchtigungen


Bochum, 5. Februar 2017:

Der PCSK9-Hemmer Evolocumab (Repatha®  der Firma Amgen), ein Cholesterinsenker, wurde in der Outcome-Studie FOURIER bei etwa 27.000 CV Höchstrisikopatienten randomisiert doppelblind eingesetzt: Sie hatten bereits einen Herzinfarkt, ischämischen Schlaganfall oder eine periphere arterielle Verschlusserkrankung durchgemacht und wiesen ein LDL-Cholesterin >/= 70 mg/dl oder ein Nicht-HDL-Cholesterin >/= 100 mg/dl trotz optimaler Startintherapie auf (1). Der primäre Komposit-Endpunkt bestand aus CV Tod, nicht-tödlichem Myokardinfarkt, nicht-tödlichem Schlaganfall,  Hospitalisation wegen instabiler Angina pectoris oder koronarer Revaskularisation, der sekundäre Komposit-Endpunkt aus CV Tod, nicht-fatalem Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Die Studie war bis zu 5 Jahren geplant. Sie lief von Januar 2013 bis Dezember 2016 und wurde nach Erreichen von 1.630 Ereignissen – „event driven“ – beendet.  Ergebnis: Das Risiko erneuter CV Ereignisse wurde durch Evolocumab signifikant reduziert (2).

In der parallel gelaufenen EBBINGHAUS-Studie (3) wurde in einer Subgruppe von etwa 1900 Patienten von FOURIER die Neurokognition zu Beginn und während des Studienverlaufs geprüft. Primäres Outcome war der „spatial working memory strategy index“ für exekutive Funktionen, sekundäre Endpunkte  “working memory, memory function, and psychomotor speed assessed with a tablet-based tool”. Ergebnis: Neurokognitive Ereignisse traten unter Evolocumab im Vergleich zu Plazebo nicht vermehrt auf (2).

Die genauen Daten werden auf dem Kongress des American College of Cardiology (ACC) in Washington, D.C. am 17. und 18. März 2017 bekanntgegeben werden.

Kommentar

Diese Resultate sind höchst erfreulich. In der GLAGOV-Studie war zuvor gezeigt worden, dass durch Evolocumab das Atheromvolumen, bestimmt mit intravaskulärem Ultraschall (IVUS), bei sehr starker LDL-Absenkung sogar um 1% reduziert wurde (4). Jetzt wartet man noch auf die Ergebnisse der ODYSSEY-Outcomes – Studie mit Alirocumab (Praluent® von Regeneron/Sanofi), deren Kollektiv von etwa 18.000 Patienten anders zusammengesetzt ist: Es enthält nur Patienten mit Myokardinfarkt im letzten Jahr vor Studieneinschluss und nicht solche mit ischämischen Schlaganfällen oder peripheren arteriellen Verschlusserkrankungen. Die SPIRE I- und II -Studien mit Bococizumab wurden eingestellt, nachdem Pfizer die Entwicklung seines PCSK9-Hemmers beendet hatte.

Im Gespräch mit Medscape USA meinte Dr. Jeffrey Berger vom New York University Langone Medical Centrer, N.Y., dass wir nun in eine Ära einer „value-based medicine“ einträten, das bedeutet, dass Medikamente ihren Wert  für den Markt kombiniert aus Wirksamkeit und  Kosten zeigen müssten (5). Und Dr. Amit Kera aus Dallas äusserte, dass jetzt die Herausforderung darin läge, diejenigen Patienten zu bestimmen, die am meisten von den PCSK9-Hemmern profitieren würden, angesichts der Kosten von etwa 14.000 US Dollar pro Jahr für Evolocumab und Alirocumab (5). In europäischen Ländern sind die Medikamente freilich nicht so teuer wie in den USA, die Jahreskosten liegen um die 8.000 Euro (siehe Lit. 6). In Deutschland hat überdies der Gemeinsame Bundesausschuss GBA genau definierte Verordnungseinschränkungen erlassen, welche Hochrisikopatienten dieser Antikörpertherapie zugeführt werden können / sollen. Mit den jetzt vorliegenden Outcome-Daten dürfte eine neuerliche Bewertung durch den GBA erfolgen.

Helmut Schatz

Literatur

(1) ClinicalTrials.gov: Further Cardiovascular Outcomes Research With PCSK9 Inhibition in Subjects With Elevated Risk (FOURIER).
https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT01764633

(2) Amgen News Release: Amgen Announces Repatha® (Evolocumab) Significantly Reduced The Risk Of Cardiovascular Events In FOURIER Outcomes Study.
http://wwwext.amgen.com/media/news-releases/2017/02/amgen-announces-repatha-evolocumab-significantly-reduced-the-risk-of-cardiovascular-events-in-fourier-outcomes-study/

(3) ClinicalTrials.gov: Evaluating PCSK9 Binding antiBody Influence oN coGnitive HeAlth in High cardiovascUlar Risk Subjects (EBBINGHAUS).
https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT02207634

(4) Nicholls SJ et al.: Effect of evolocumab on progression of coronary disease in statin-treated patients. The GLAGOV randomized clinical trial.
J.Am.Med. Ass. 2016: DOI:10.1001/jama.2016.16951.Article

(5) Wendling, P.: Evolocumab scores in long-awaited FOURIER outcomes trial: Top-line results.
http://www.medscape.com/viewarticle/875364_print

(6) Schatz H.: Cholesterinsenkung durch PCSK9-Hemmer: Wer soll die neuen Medikamente erhalten? Werden sie für das Gesundheitswesen bezahlbar sein?
DGE-Blogbeitrag vom 16. September 2015

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Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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4 Antworten auf Die Outcome-Studie FOURIER mit dem PCSK9-Hemmer Evolocumab reduziert kardiovaskuläre (CV) Ereignisse bei CV-Hochrisikopatienten ohne neurokognitive Beeinträchtigungen

  1. Thomas Kal sagt:

    Hallo Herr Prof.Schatz
    Da ich betroffener Patient bin würde ich gerne mit einem Fachmann über die wirklichen Nebenwirkungen sprechen oder auch gerne austauschen.
    Leider findet man im Netz nicht wirklich Fakten oder eine objektive Berichterstattung und Bewertung
    LG

    THOMAS K.

  2. Helmut.schatz sagt:

    Doch, die gibt es, aber nicht in Diskussionsforen, sondern in den wissenschaftlichen Berichten und den dazugehorigen Editorials..Bitte sehen Sie selbst dort nach.

  3. Thomas Kal sagt:

    Vielen Dank für Ihre freundliche Antwort.
    Leider habe ich als Betroffener diese Berichte nicht finden können.

    Vielen Dank für die Antwort

    LG

  4. Helmut.schatz sagt:

    Versuchen Sie es bei Google unte: r Pubmed pcsk9 2017, 2018, neurokognition Diabetes

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