Bochum, 10. Dezember 2015:
Auf dem Welt-Diabeteskongreß der IDF in Vancouver, Kanada berichtete Rury R. Holman aus Oxford am 2. Dezember 2015, dass in einer Metaanalyse der drei großen Studien mit Dipeptidylpeptidase4 (DPP4) – Hemmern, TECOS mit Sitagliptin (Januvia®), SAVOR-TIMI 53 mit Saxagliptin (Onglyza® ) und EXAMINE mit Alogliptin ( Nesina®) akute Pankreatitiden unter den DPP4-Hemmern signifikant häufiger aufgetreten sind als unter Plazebo (p<0.03). In jeder der 3 Studien waren Pankreatitiden zwar numerisch häufiger unter dem DPP4-Hemmer als unter Plazebo beobachtet worden, hatten, einzeln betrachtet, aber keine Signifikanz erreicht wie jetzt bei einer Metaanalyse aller 3 Studien zusammen. Die Hazard Ration betrug 1.578. In TECOS wurden 23 Fälle unter 7332 Patienten beobachtet (0.31%), in der Plazebogruppe 12 von 7339 (0.16%). In den anderen beiden Studien lagen die Prozentsätze in ähnlicher Grössenordnung. Alle vier beobachteten Falle von schwerer Pankreatitis seien unter Sitagliptin aufgetreten. Für das Pankreaskarzinom wurde in SAVOR-TIMI 53 und in TECOS kein Signal gefunden, in EXAMINE war kein Fall aufgetreten (1).
Kommentar
Es handelt sich also um ein sehr geringes, aber doch signifikantes Pankreatitis-Risiko unter DPP4-Hemmern, worauf der Arzt bei der Verschreibung achten soll. DPP4-Hemmer sollte man keinen Patienten mit vorausgegangener Pankreatitis, Gallensteinen, Gallenwegserkrankungen, sehr hohen Triglyzeriden oder starkem Alkoholkonsum verordnen.
Holman meinte, die Verlaufsbebachtungszeit von etwa 3 Jahren in diesen Studien sei möglicherweise zu kurz, um ein Pankreaskarzinomrisiko erkennen zu können. Man müsse bis zu einer endgültigen Aussage wohl 10-15 Jahre warten.
Der Moderator der Sitzung, Daisuke Yabe aus Osaka sagte: „ I won´t change my practice, but I think we need to be a little bit careful about how to differentiate suitable and unsuitable patients” (2).
Helmut Schatz
Literatur
(1) Rury R Holman, IDF-Congress Vancouver, Canada, 30 November – 4 December 2015, Lecture on 2 December 2015.
(2) Miriam E Tucker: Small, but detectable, pancreatitis risk with DPP-4 inhibitors.
http://www.medscape.com/viewarticle/855583_print
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Nach wie vor ist unklar, ob durch Gliptine die Mortalität oder zumindest die Häufigkeit von diabetischen Folgeschäden gesenkt wird. Dafür wissen wir jetzt, dass durch Gliptine akute Pankreatitiden induziert werden, durch diese Therapie können also subjektiv beschwerdefreie Menschen (die meisten Patienten mit DM Typ 2) ernsthaft erkranken. Daher werde ich weiterhin keine Gliptine bei Menschen mit DM Typ 2 einsetzen.