Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Pasireotid bei Akromegalie wirksamer als Octreotid


Bei 385 akromegalen Patienten mit kernspintomographisch nachgewiesenem Adenom oder nach Hypophysenoperation ohne medikamentöse Behandlung erwies sich das Somatostatin-Analog Pasireotid in langwirksamer Form (LAR) als effektiver im Vergleich zu Octreotid LAR (Sandostatin®). Beide Substanzen waren ein Jahr lang monatlich injiziert worden. Die 1-Jahresdaten wurden am 7. Mai 2012 von Annamaria Colao und Kollegen aus Neapel während des Endokrinologenkongresses in Florenz vorgestellt (1). Nach 3 Monaten hatten die durchschnittlichen Wachstumshormon (GH)- und IGF-1-Spiegel abgenommen. Mit Pasireotid hatten 31.3%, mit Octreotid 19.2% (p=0.007) der Patienten den primären Endpunkt erreicht (GH<2.5 Mikrogramm/Liter, normales IGF-1 nach 12 Monaten). Nach 1 Jahr fanden sich mittlere GH-Spiegel <2.5 Mikrogramm unter Pasireotid bei 48.3%, mit Octreotid bei 51.6% (p=0.536), während normale IGF-1-Werte bei 38.6 bzw. 23.6 % der Patienten gefunden wurden (p=0.002). Das Tumorvolumen hatte mit beiden Substanzen in gleicher Weise abgenommen. Nebenwirkungen wie Diarrhoen, Gallensteine und Kopfschmerzen waren unter Pasireotid geringer, hingegen traten mehr Hyperglykämien auf (28.7 vs. 8.3% mit Octreotid). Prof. Martin Reincke, der Moderator der Sitzung, wies darauf hin, dass es 3 Ziele bei der Behandlung der Akromegalie gebe: 1. Symptome/Lebensqualität, 2. Tumorgrößenkontrolle und 3. Reduktion der GH- und IGF-1-Spiegel. Für die ersten beiden bestünde kein Unterschied zwischen den Analoga, während Pasireotid GH und IGF-1 deutlich besser reduziere. Pasireotid besitzt eine 40fach höhere Affinität zum Somatostatinrezeptor-5 im Vergleich zu anderen Somatosatatinanaloga. Wie in einem DGE-Blog-Beitrag am 6. Februar 2012 berichtet (2), wurde Pasireotid (Signifor®, Novartis) vom Beratergremium CHMP der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA bereits für die Zulassung zur Behandlung des Morbus Cushing empfohlen, wenn ein Patient nicht operiert werden kann oder die Operation nicht erfolgreich war. Pasireotid blockiert auch die ACTH-Freisetzung.

Literatur:
(1) A. Colao, Joint 15th International Congress of Endocrinology (ICE) and 14th European Congress of Endocrinology (ECE). #OC1.1. Presented My 7, 2011.
http://www.medscape.com/viewarticle/764655_print
(2) Pariseotid für die Zulassung zur Behandlung von Morbus Cushing empfohlen.
DGE-Blog-Beitrag vom 6. Februar 2012

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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