Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Pasireotid zur Behandlung bei Morbus Cushing von der FDA zugelassen


Bochum, 2. Januar 2013: Das Somatostatin-Analog Pasireotid (Signifor, Novartis) wurde im Dezember 2012 von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA zur Behandlung des Morbus Cushing zugelassen. Es kann bei Patienten eingesetzt werden, bei denen die Hypophysenoperation nicht erfolgreich war oder die nicht operiert werden konnten (1). Es ist 2x täglich subkutan zu injizieren.

Von den 162 in 2 Dosisgruppen randomisierten Studienpatienten wurde mit 600 Mikrogramm das Urincortisol bei 12 (15%) an oder unter die obere Normgrenze abgesenkt ohne Wiederanstieg nach 6 Monaten (primärer Studienendpunkt), mit 900 Mikrogramm bei 21 (26%). Bei fast 60% sank das Urincortisol um mindestens 50%. An Nebenwirkungen stieg bei drei Viertel der Blutzucker, was bei 6% zum Therapieabbruch und bei 46% zu einer Änderung der blutzuckersenkenden Therapie führte. Zu Studienende hatten 48% der Patienten, die zu Beginn keinen Diabetes hatten, einen HbA1c-Wert =/>6.5%. Weitere Nebenwirkungen waren Durchfall, Übelkeit, Bauchschmerzen und Gallensteine. Die FDA forderte daher Postmarketing-Studien über Hyperglykämie, Leberschäden und Nebenniereninsuffizienz.

Kommentar

Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) hat in einem Blog-Beitrag vom 6. Februar 2012 darüber berichtet, dass das Beratergremium der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) Pasireotid für die Zulassung bei Morbus Cushing empfohlen hatte (2). Es ist damit zu rechnen, dass dieses Somatostatin-Analog auch in der Europäischen Union bald auf dem Markt kommen wird. Es kann übrigens auch bei Akromegalie mit einigen Vorteilen gegenüber dem Somatostatin-Präparat Octreotid eingesetzt werden (3). Zur Anwendung von Pasireotid bei Morbus Cushing meinte William F. Young Jr., Rochester, diese Substanz hätte „some promise, but the study results are not as effective as we had hoped. It is helpful, but it is not enough. What´s unique about this agent is the frequency of hyperglycemia and diabetes”.

Der chirurgische Eingriff an der Hypophyse ist bei Morbus Cushing nach wie vor die Therapie der Wahl. Möglicherweise kann bei Erfolglosigkeit der Operation eine Kombination von anderen Medikamenten mit einer geringeren Pasireotid-Dosis, die weniger Nebenwirkungen hat, eingesetzt werden. Schliesslich verbleibt immer noch als ultima ratio die alte Möglichkeit der bilateralen Adrenalektomie, welche freilich die lebenslange Substitution mit Nebennierenrindenhormonen erfordert und zu einer starken Vergösserung der Hypophyse, einem Nelson-Tumor(-Syndrom) führen kann.

Literatur:

(1) Miriam E. Tucker: FDA Approves Pasireotide for Cushing´s Disease.
Medscape. December 17, 2012
http://www.medscape.com/viewarticle/776273_print

(2) Helmut Schatz: Pasireotid für die Zulassung zur Behandlung von Morbus Cushing empfohlen.
DGE-Blog-Beitrag vom 6. Februar 2012

(3) Helmut Schatz: Pasireotid bei Akromegalie wirksamer als Octreotid.
DGE-Blog-Beitrag vom 13. Juni 2012

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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