Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss für medizinische Themen.

Gesundheitsfördernde Wirkung von Pokémon Go durch vermehrte körperliche Aktivität? Neue Smartphone-Spiele sollten noch mehr aktivieren!


Bochum, 16. Januar 2017:

Im British Medical Journal erschien im Dezember 2016 eine Arbeit über die Untersuchung von Katherine B. Howe et al. (1) an 1182 Menschen im Alter von 16-35 Jahren in den USA , rekrutiert über Amazon Mechanical Turk (MTurk, siehe Lit. 2). Knapp die Hälfte spielte mindestens auf „Stufe 5“ (Details siehe Lit. 1). Diese berichteten vor Beginn der Untersuchung, täglich im Mittel 4256 Schritte zu gehen. Sie erhielten ein iPhone 6 für die Pokémon Go – Aktivität. Dieses Smartphone wurde gewählt, weil es auch die Schritte zählen kann. Bei der Pokémon Go – Gruppe erhöhte sich die tägliche Schrittzahl während der 1. Woche um 955 Schritte, in den folgenden 5 Wochen nahm sie schrittweise wieder ab und war nach 6 Wochen wieder auf dem gleichen Niveau wie vorher. Bei den Nicht-Spielern blieb die Schrittanzahl während der gesamten 6 Wochen etwa gleich. Die Abbildung aus Lit. (1) demonstriert die Befunde: Links 4 Wochen vor Beginn der Studie, rechts 6 Wochen während der Studie. Rot die Spieler, blau die Kontrollgruppe der Non-players.

Kommentar

Diese Befunde sind enttäuschend, dachten doch viele, dass der Effekt grösser sei und zumindest während der 6 Wochen des Spielens anhalten würde. Offenbar dürften die Probanden anfangs recht begeistert und engagiert darauf losmarschiert sein, mit der Zeit aber ein „ökonomischeres“ Gehen gelernt haben. Heute fordert man 10.000 Schritte pro Tag, wenn man nachhaltig etwas Positives für seine Gesundheit tun will. Die Teilnehmer an der Studie wiesen vor dem Versuch aber nur eine Schrittzahl von durchschnittlich 4250 pro Tag auf und selbst mit der anfänglichen Steigerung um knapp tausend Schritte sind sie durch das Pokémon GO – Spielen nicht annähernd an 10.000 Schritte herangekommen. Und nach 6 Wochen war dieser mässige Effekt wieder vorbei. Dennoch ist diese aktive Art von Smartphone-Spielen viel besser als das bisherige Spielen auf Handys oder PC´s in sitzender Position (Stichwort: „couch potatoes“). Hoffentlich werden in Zukunft weiterhin zur körperlichen Aktivität anregende Computerspiele entwickelt und angeboten werden. Diese sollten aber noch mehr körperlicher Bewegung bewirken als Pokémon Go!

Helmut Schatz

Literatur

(1) Katherine B. Howe et al.: Gotta Catch´em all! Pokémon Go and Physical Activity Among Young Adults.
Brit Med J 2016. 355(i6270)

(2) Amazon Mechanical Turk (MTurk): Siehe WIKIPEDIA

Bitte kommentieren Sie diesen Beitrag !

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Permalink.

Bitte kommentieren Sie diesen Beitrag!

- Kommentare sind auf 1000 Zeichen beschränkt. Bei Umgehen dieser Regelung durch mehrere aufeinanderfolgende Kommentare werden diese gelöscht.
- Wir schätzen eine wissenschaftlich-sachliche Diskussion.
- Bei erbetenen 'Fernberatungen' hat der Leser zu entscheiden, inwieweit er seine persönlichen Daten öffentlich bekanntgeben möchte (Datenschutz!)

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

 Verbleibende Zeichenanzahl

Mit dem Absenden des Formulars erklären Sie sich mit der Verarbeitung der übermittelten Daten einverstanden. Details hierzu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.