Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS): Stoffwechselverbesserung und höhere Ovulationsraten mit SPIOMET (Spironolakton + Pioglitazon + Metformin)


Bochum, 18. März 2020:

In  der Eröffnungssitzung des 63. DGE-Kongresses in Gießen hielt am 5. März 2020 Frau Prof. L. Ibánez aus Barcelona eine Plenary Lecture mit dem Titel „Diagnosis and Treatment Approaches of PCOS“. Sie schilderte, dass  bei Mädchen mit PCOS im Vergleich zu gesunden Kontrollen die Konzentrationen an zirkulierender miR-451a, einer RNA, deutlich verringert waren. Dieser Biomarker hatte in ihrer Untersuchungsreihe für die  PCOS-Diagnose 100% Sensitivität und 100% Spezifität. Einjährige Behandlung mit SPIOMET (50 mg Spironolakton + 7.5 mg Pioglitazon + 850 mg Metformin) normalisierte das miRNA-451a-Profil der Mädchen mit PCOS und erhöhte (beurteilt am Speichel-Progesteron)  die Ovulationsrate wesentlich stärker als bei der Kontrollgruppe der PCOS- Mädchen nach einjähriger Behandlung mit  oralen Kontrazeptiva (20 µg Ethinylestradiol und 100 mg Levonorgestrel) (1, siehe auch 3).

Die Referentin hatte zuvor schon  CXCL-14 , ein Protein, bei PCOS untersucht (2). Das aus braunem Fettgewebe freigesetzte Chemokin CXCL-14 ist beim PCOS ebenfalls vermindert  und  wurde unter SPIOMET wieder erhöht. Auch  CXCL-14 könnte als Biomarker für das PCOS verwendet werden (2). Mit SPIOMET wurde die Ovulationsrate ebenfalls, etwa  3-fach,  gegenüber einer zeitweiligen Behandlung mit oralen Kontrazeptiva gesteigert (3).  In experimentellen  Modellen war zuvor  gezeigt worden,  dass CXCL-14 vor Insulinresistenz schützt.  Durch SPIOMET wurde eine Normalisierung des Leberfetts erzielt.

Im  randomisierten, kontrollierten, open-label – Versuch wurde das orale Kontrazeptivum  für 21/28 Tage und Plazebo für 7/28 Tage, mit SPIOMET verglichen. Die Studienpopulation bestand aus insgesamt 52 adoleszenten Mädchen mit PCOS (mittleres Alter 15.6 Jahre, Body Mass Index 24.3 kg/m2). Zur Kontrolle dienten 21 gesunde, altersgematchte Mädchen mit regelmäßiger Menstruation, ohne Hirsutismus und ohne Medikamenteneinnahme (2).  In einer vorangegangenen Arbeit war das primäre Outcome bei 34 adoleszenten Mädchen >2 Jahre nach der Menarche und ohne sexuelle Aktivität (mittleres Alter 16 Jahre, BMI 23.5 kg/m2) die Anzahl der Ovulationen (3).

Kommentar

In Deutschland ist kein Kombinationspräparat wie SPIOMET, bestehend aus dem antiandrogen und antimineralokortikoid – wirksamen Spironolakton und zwei Insulin-Sensitizern (Pioglitazon und Metformin) auf dem Markt.
Frage an die PCOS-Spezialisten: Hat jemand Erfahrungen mit einer freien Kombination dieser 3 Substanzen, auch im Vergleich zu Metformin allein?

Helmut Schatz

Literatur

(1) M. Diaz – L. Ibanez: Low circulating levels of miR-451 in girls with polycystic ovary syndrome: Different effects of randomized treatments.
J Clin Endocrinol Metab. 2020 Mar 1; 105(3).pii: dgz204. doi:10.1210/clinem/dgz204

(2) Cristina Garcia-Beltran – Lourdes Ibanez: Reduced circulating levels of chemokine CXCL-14 in adolescent girls with polycystic ovary syndrome: normalisation after insulin sensitation.
BMC Open Diabetes Research & Care 2020. 8:e001035. doi:10.1136/bmjdrc-2019-001035

(3) Lourdes Ibanez et al.: Normalisation of Ovulation Rates in Adolescent Girls with Polycystic Ovary Syndrome.
SJD Sant Joan de Déu Barcelona Hospital, P1-382. Abstracts.eurospe.org eposters

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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Eine Antwort auf Polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS): Stoffwechselverbesserung und höhere Ovulationsraten mit SPIOMET (Spironolakton + Pioglitazon + Metformin)

  1. Stephan Petersenn sagt:

    Leider habe ich noch keine Erfahrungen zu der Kombination, sehe aber an sich keine Schwierigkeiten, diese im Rahmen eines Heilversuchs ähnlich wie Metformin allein anzubieten – ein Kombinationspräparat kenne ich nicht.

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