Bochum, 18. April 2013
In einer sehr sorgfältigen, umfangreichen Untersuchung über vier Wochen mit Gabe von hochdosiertem Resveratrol im Vergleich zu Plazebo bei 24 übergewichtigen, sonst gesunden Menschen fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen: Glukosestoffwechsel und Insulinsensitivität im hyperinsulinämisch-euglykämischen Clampversuch waren nicht unterschiedlich. Auch der Blutdruck, der Energieverbrauch in Ruhe, die Fettoxidation und weitere Parameter wie ektoper und viszeraler Fettgehalt oder Entzündungs- und Stoffwechselmarker blieben unbeeinflusst (1).
Die in dieser Untersuchung beobachteten fehlenden positiven Effekte auf Stoffwechselparameter bei adipösen Menschen mit einem Body Mass Index (BMI) >30 kg/m2 stehen in Widerspruch zu vielen, recht überzeugenden Ergebnisse bei Nagetieren. Sie rechtfertigen somit – zumindest zur Zeit – nicht den Einsatz von Resveratrol als Nahrungsergänzungsmittel bei Menschen mit Stoffwechselstörungen.
Kommentar
Resveratrol bewegt seit langem die Gemüter. Im Internet kann man Traubenextrakte als „Miracle Pills“ unter Bezeichnungen wie etwa resVPro® oder ProVex® zuhauf kaufen, mit Werbeaussagen wie: „Extend your life, protect your heart, prevent and fight cancer, lose weight“. Der Rotweinkonsum mag in letzter Zeit auch von manchem damit begründet worden sein, jetzt „etwas für die Gesundheit und ein langes Leben“ zu tun.
Dass viele der publizierten Resultate über eine günstige Wirkung von Resveratrol auf das Herz eine plumpe Fälschung von Dr. Dipak Das waren, wurde im DGE-Blog vor etwa 1 Jahr mitgeteilt (2) . Es gab aber auch viele seriöse Berichte über eine günstige Herzwirkung. Die Firma Glaxo SmithKline, welche die Rechte an der Substanz von der Firma Sirtris erworben hat, entwickelte schon vor einiger Zeit mehrere New Chemical Entities (NCE), welche ein Vielfaches wirksamer als Resveratrol sind und teilweise schon in Phase II getestet wurden. Der Wirkmechanismus von Resveratrol auf SIRT1 wurde erst kürzlich aufgeklärt (3). Die Geschichte der „Wunderpillen“ geht also weiter. Man kann anführen, dass bei übergewichtigen Menschen möglicherweise eine deutlich längere Zufuhr als bei Versuchstieren nötig ist, um positive Stoffwechseleffekteffekte zu erzielen. Vielleicht waren vier Wochen zu kurz – optimistisch gesehen.
Helmut Schatz
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Literatur
(1) M.M. Poulsen et al.: High-Dose Resveratrol Supplementation in Obese Men.
Diabetes 2013; 62(4):1186-1195
(2) H. Schatz: Betrugsskandal: Resveratrol aus Rotwein soll das Herz schützen.
DGE-Blogbeitrag vom 2. Februar 2012
(3) K.-D. Döhler: Wirkmechanismus von Resveratrol in Rotweinextrakt aufgeklärt – können wir wirklich 150 Jahre alt werden?
DGE-Blogbeitrag vom 21. März 2013
Heißt das, man sollte Rotwein länger- in größeren Mengen – trinken…..?