Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Scheuermann-Erkrankung der Wirbelsäule in Europa: Deutschland in Spitzengruppe der Prävalenz. Kein Geschlechtsunterschied, kein Zusammenhang mit Knochendichte


Bochum, 3. Juni 2015:

Eine Auswertung der Daten der großen Europäischen Osteoporose-Studien EVOS (European Vertebral Osteoporosis Study, 1) und EPOS (European Prospective Osteoporis Study, 2) ergab deutliche geographische Variationen, aber keinen Zusammenhang mit dem Geschlecht oder der Knochendichte (3).

In EVOS wurde in den 1990er Jahren die Wirbelsäulen-Osteoporose an 27 Europäischen Zentren (einschließlich der Bochumer Klinik des Referenten und anderer deutscher Institutionen) durch zentrale Auswertung der Röntgenaufnahmen der Lenden- und Brustwirbelsäule (Th4 – L4) von Personen ab dem 50. Lebensjahr ermittelt, die über die Einwohner-Meldeämter streng epidemiologisch erfasst worden waren (1). Die Nachfolgestudie EPOS war eine Inzidenz-Studie über 3-4 Jahre, in der auch die Knochendichte als ein wichtiger Frakturparameter bestimmt wurde. Dabei neu aufgetretene Wirbelkörperfrakturen wurden erneut radiologisch erfasst und zentral ausgewertet. Es wurden auch standardisierte Fragebögen über den Lebensstil herangezogen. Ein Morbus Scheuermann wurde nach den radiologischen „Berlin-Kriterien“ diagnostiziert (Edgren-Vaino-Zeichen, irreguläre Endplatten neben Schmorlschen Knötchen und andere).

Von den etwa 10.000 Personen über 50 Jahre war etwas mehr als die Hälfte weiblich.
Im Mittel wurde in Europa bei 8% eine Scheuermann-Erkrankung diagnostiziert, bei erheblichen geographischen Unterschieden: Prävalenzen in der Spitzengruppe: Schweden 13%, Deutschland 12%, Frankreich 10%. Am niedrigsten: Portugal und Ungarn 2%, Polen 1.5%. Es fand sich kein Geschlechtsunterschied und auch kein Zusammenhang mit der Knochendichte.

Kommentar

Die Scheuermann-Erkrankung, Osteoporose und die Sponylarthorse/Osteoarthritis stellen Großteil der Erkrankungen der Wirbelsäule älterer Menschen dar. Sehr wichtig ist bei der großen Prävalenz von Wirbelkörper-Deformitäten die genaue radiologische Differenzialdiagnose, ob es sich um eine Scheuermann-bedingte Sinterungsfraktur oder einen osteoporotischen Wirbelkörperbruch handelt. Für die gefundenen geographischen Unterschiede liefern die erhobenen Daten keine Erklärungen. Genetische Faktoren wirken wohl zum Teil mit. Inwieweit Umweltmomente eine Rolle spielen, muss offen bleiben.

Helmut Schatz

Literatur

(1) O´Neill, TW et al.: The prevalence of vertebral deformity in European men and women: the European Vertebral Osteoporosis Study.
J. Bone Miner. Res. 1996. 11:1010-1017

(2) Felsenberg D et al.: Incidence of vertebral fractures in Europe: results from the European Prospective Osteoporosis Study (EPOS)
J. Bone Miner. Res. 2002. 17:717-7

(3) Armbrecht G et al.: Vertebral Scheuermann´s disease in Europe: prevalence, geographic variation and radiological correlates in men and women aged 50 and over.
Osteoporos. Int., Published online 29 May 2015 . DOI 10.1007/s00198-015-3170-

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Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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