Bochum, 1. Februar 2014:
Hemmung des Glykoproteins Sclerostin aus den Osteozyten durch den humanisierten monoklonalen Antikörper Romosozumab erhöht die Knochendichte und Knochenneubildung und verringert die Knochenresorption. Es war im head-to-head-Vergleich an postmenopausalen Frauen potenter als Alendronat und Teriparatid (1).
419 postmenopausale Frauen von 55-85 Jahren mit niedriger Knochendichte wurden 12 Monate lang randomisiert entweder mit Romosozumab in verschiedenen Dosierungen, monatlich oder vierteljährlich s.c. injiziert, oder mit Placebo-Injektionen, sowie im offenen Vergleich mit oralem Alendronat, 70 mg wöchentlich, oder mit Teriparatid, 20 microgramm täglich s.c. behandelt. Mit allen Dosierungen von Romosozumab fand sich ein Anstieg der Knochendichte an der Lendenwirbelsäule, mit der höchsten Dosis von 210 mg 1x monatlich um 11.3%; mit Placebo nahm diese um 0.1% ab. Mit Alendronat betrug der Anstieg 4.1%, mit Teriparatid 7.1 %. Mit Romosozumab stieg die Knochendichte auch an der Gesamthüfte und am Schenkelhals. Zu Therapiebeginn wurde mit Romosozumab ein transienterAnstieg der Knochenanbauparameter gefunden, gefolgt von einer anhaltenden Reduktion der Parameter für die Knochenresorption.
Kommentar
Über Romosozumab wurde im Blog der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) bereits mehrfach berichtet (2,3), jetzt liegt die Phase II- Studie von McClung et al. in gedruckter Version (1) samt Editorial (4) im New England Journal of Medicine vom 30. Januar 2014 vor. In diesem wird betont, dass es bisher nur Teriparatid als Medikament gegeben habe, welches knochenanabol wirkt, signifikant die Knochendichte erhöht, das Frakturrisiko senkt und die Knochenarchitektur zumindest weitgehend wiederherstellt. Es wurde aber nicht sehr oft eingesetzt, da es 1. täglich injiziert werden muß, 2. ein Warnhinweis wegen Osteosarkomentwicklung bei Ratten besteht und 3. sehr teuer ist. Deshalb kann man die Publikation von McClung et al. (1) als potentiellen Durchbruch ansehen. Von besonderem Interesse ist der Wirkungsmechanismus, der nicht nur wie etwa die Bisphosphonate oder Raloxifen den Knochenabbau anhaltend reduziert, sondern initial bereits ab der 1. Dosis für etwa ½ Jahr den Knochenanbau stimuliert. Gerade dieser wird anfangs durch Bisphosphonate wie etwa Zoledronsäure vermindert, so dass bereits vorgeschlagen wurde, diese Therapie mit einer initialen Romosozumab-Gabe zu kombinieren (3). Weiter fortgeschritten in der klinischen Entwicklung ist Odanacatib, ein Hemmer der Protease Cathepsin K, worüber ebenfalls schon im Blog der DGE berichtet wurde (2).
Helmut Schatz
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Literatur
(1) M.R. McClung et al., Romosozumab in postmenopausal women with low bone mineral density.
New Engl. J. Med. 2014. 370:412-420
(2) H. Schatz: Zwei neue Medikamente für die Postmenopausale Osteoporose: Romosozumab und Odanacatib.
DGE-Blogbeitrag vom 5. November 2012
(3) H. Schatz: Zoledronsäure erhöht bei Osteoporose Sklerostin, einen Hemmer der Knochenneubildung. Kombinationstherapie von Zolendronat mit Sklerostin-Antikörpern sinnvoll?
DGE-Blogbeitrag vom 6. Mai 2013
(4) C.B. Becker: Sclerostin inhibition for osteoporosis – a new approach. Editorial.
New Engl. J. Med. 2014. 370: 476-477
Wie bei allen Osteoblasten-stimulierenden Substanzen müsste m.E. unbedingt die Sicherheit nachgewiesen werden (Osteosarkome). Das kann selbstverständlich bei einer Studienpopulation von einigen Hundert Probanden nicht abschließend geklärt werden.