Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Natriumreduktion ohne Nutzen bei Herzinsuffizienz: Die SODIUM HF-Studie


Bochum, 20. April 2020:

Auf dem Kongress des American College of Cardiology (ACC) im April 2022, zugleich publiziert im Lancet (1) wurde die SODIUM HF-Studie vorgestellt, die keinen kardialen Nutzen einer Natriumreduktion ergab. Über den Einfluss der tägliche Kochsalzmenge auf die Funktion des Herzkreislaufsystems wurde bereits im DGE-Blog am 3. August 2016 berichtet (2), und bei Durchsicht auch der neueren Literatur ergibt sich kein eindeutiges Bild für einen generell schädlichen kardiovaskulären (CV) Effekt von Kochsalz. Daher wurde das SODIUM HF Trial als internationale, open-label, randomisierte kontrollierte Studie in sechs Ländern initiiert.

Es wurden 806 Patienten ab dem 18. Lebensjahr, im Durchschnitt 66 Jahre, mit chronischer Herzinsuffizienz (NYHA-Stadium II-III,  mittlere Ejektionsfraktion 36% ) unter guter medikamentöser Therapie in zwei Gruppen eingeteilt: Bei Patienten unter „usual care“ betrug die Natriumaufnahme etwa 2000 mg/Tag, bei der Gruppe mit weniger Natrium lag sie bei 1600 mg/Tag (1 g Natrium entspricht 2.5 g Kochsalz). Das primäre Outcome setzte sich zusammen aus CV-bedingter Krankenhausaufnahme, CV-bedingtem Aufsuchen einer Notfallstation und Gesamttodesfälle. Innerhalb von 12 Monaten ergaben sich folgende Zahlen für die niedriges Natrium- vs. usual care-Gruppe: Primäres Outcome 15% vs. 17% (p=0.53), Gesamttodesfälle 6% vs. 4% (p=0.32), CV bedingte Krankenhausaufnahme 10% vs. 12% (p=0.36), und CV bedingtes Aufsuchen einer Notfallabteilung 4% vs. 4% (p=0.60).

Die lapidare Schlussfolgerung der Autoren lautete: „In ambulatory patients with heart failure, a dietary intervention to reduce sodium intake did not reduce clinical events“.

Kommentar

In der Diskussion wurde auf die Limitationen hingewiesen, so darauf, dass der Durchschnittsamerikaner täglich 3g Natrium zu sich nehme, also 7.5 g Salz. Hätte man diese Natriumaufnahme in der „usual care- Gruppe“ eingesetzt, hätten sich aber möglicherweise andere Resultate gezeigt. Ein Diskutant sagte:“My takeaway ist that we don´t have to spend time and energy getting patients to adhere to a super-low-sodium diet. Yes, of course, a patient with heart failure should´t consume 3 g of sodium daily; no one should (3). Kritisch wurde auch darauf hingewiesen, dass die Patienten möglicherweise nicht krank genug waren, um von der niedrigen Natrium-Diät zu profitieren. Dennoch liegt wiederum eine Arbeit mehr vor, die dafür spricht, dass Salz, wenn man es nicht in größeren Mengen zu sich nimmt, für Herz und Kreislauf nicht schädlich sei.

Helmut Schatz

Literatur

(1) Justin A Ezekovitz et al.: Reduction of dietary sodium to less than 100 mmol in heart failure (SODIUM-HF): an international, open-label, randomised, controlled trial.
Lancet April 02, 2022. DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(22)00359-5

(2) Helmut Schatz: Ein Dogma wird in Frage gestellt: Keine Erhöhung des Herzkreislauf-Risikos durch zuviel Kochsalz bei normalem, wohl aber bei zuwenig Salz.
DGE-Blogbeitrag vom 3. August 2016

(3) John M Mandrola: Sodium Restriction in Heart Failure: Another Dogma Felled by Randomisation.
Medscape, Apr 06, 2022

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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