Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Soziale Bindungen und auf die Gesundheit achten – die zwei wichtigsten Faktoren für ein glückliches, gutes Leben


Ein Blick über den Tellerrand

Bochum, im Sommerloch , 2. August 2023:

Seit dem Jahre 1938 läuft in Boston die vielleicht umfassendste Studie, die mehr als 2000 Teilnehmer ihr ganzes Leben begleitet: Die Harvard Study on Adult Development. Diese Längsschnittstudie läuft bereits über 85 Jahre und umfasst 3 Generationen, von den Großeltern über die Eltern bis zu den Kindern aus der  Baby Boomer-Generation (geboren 1946-1964).

Der Leiter der Studie Robert Waldinger, MD, bereits der vierte in den 85 Jahren, hat gemeinsam mit seinem Stellvertreter,  Marc Schulz, PhD, im Januar 2023 über die Resultate der Untersuchung ein Buch veröffentlicht, das mittlerweile in 20 Sprachen übersetzt wurde (1):  The Good Life –  Lessons from the World Longest Scientific Study of Happiness (Abbildung: Originalausgabe und Deutsche Ausgabe).

Facit der Autoren:Good relations keep us happier and healthier. The stronger our relationships, the more likely we are to live happy, satisfying, and overall healthier lives“.                                                                                                                          

Die Harvard-Studie zeigt, dass es die Stärke unser Verbindungen mit anderen Menschen vorherzusagen erlaubt, wie gesund unser Körper und unser Gehirn sich während unseres Lebens verhalten. Alle Formen von Beziehungen – Freundschaft, romantische Partnerschaften, Familienmitglieder, berufliche Mitarbeiter, Tennispartner, Buchclubmitglieder, Bibelgruppen und weitere religiöse Gruppierungen, ehrenamtliche Tätigkeit- sie alle tragen zu einem glücklichen, gesunden Leben bei. Die Autoren betonen, dass es nie zu spät ist, die schon vorhandenen Beziehungen zu stärken und nie zu spät, neue aufzubauen.

Der Autor des Berichtes in Medscape (2) hebt besonders hervor, dass beruflicher Erfolg Glück nicht garantiert, so erfreulich dieser auch ist. Die glücklichsten  Menschen waren in der Studie nie isoliert und schätzten ihre  Beziehungen, die sie auch liebevoll pflegten. Eine deutsche Volksweisheit lautet: „Beziehungen muss man pflegen wie Blumen, sonst verwelken sie“.

Einsamkeit rückt in Deutschland auch politisch immer mehr in den Vordergrund. Es wird empfohlen, das Telefon zu nutzen, um Entfernungen zu überbrücken. Der Referent (H.S.) betont immer wieder, dass zur Kontaktpflege Telefonanrufe, noch besser Videoanrufe für viele Menschen wesentlich wirksamer sind als  Mails auf dem Mobiltelefon zu schreiben. Über WhatsApp kann man wenigstens auch Bilder schicken. Die deutschen Städte bieten Strategien gegen die Einsamkeit wie z. B. die  vom deutschen Bundesfamilienministerium geförderten Beratungsangebote mit Telefonnummern gegen Kummer, das Elterntelefon, Kinder- und Jugendtelefon und die Telefonseelsorge. Diese Kontakte sind insbesondere bei der Bewältigung von  Stresssituationen wichtig, denn in solchen braucht der Mensch ganz besonders Gesprächspartner, mit denen er sich offen austauschen kann.

Robert Waldinger (1) hebt in seinem Buch hervor, dass die Aufrechterhaltung der sozialer Beziehungen –  in gleicher Weise wie bei der körperlichen Fitness – ständiges Üben erfordert.

Mauricio Wajngarten weist in seinem Medscape-Bericht (2) des Weiteren darauf hin,  dass die sozialen Medien fast immer nur über Positives im Leben berichten, sodass man   vermuten könnte, dass alle die Menschen ohne Sorgen leben. Die Wirklichkeit ist aber, wie wohl jeder von uns selbst erfahren hat, dass es kein Leben ohne Sorgen und Schwierigkeiten gibt. Gerade in solchen Situationen sind die sozialen Beziehungen wichtig.

Zusammenfassend liegen – über die allgemeine Lebenserfahrung hinaus – durch die 85-jährige Längsschnittstudie evidenzbasierte Daten vor, was für ein glückliches, gutes und gesundes Leben von Bedeutung ist.

Helmut Schatz

Literatur

(1) Robert Waldinger und Marc Schulz: The Good Life – Lessons from the World´s Longest Scientific Study of Happiness. Januar 2013; Erschienen in vielen verschiedenen Verlagen

(2) Mauricio Wajngarten: Nach über 80 Jahren Forschung: Formel für Glück gefunden: 2 Faktoren korrelieren in der Studie am stärksten mit Wohlbefinden.
Medscape – 28. Juli 2023

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