Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Kardiovaskuläre Sicherheit einer Testosteron-Ersatztherapie: Die TRAVERSE Studie


Bochum, 19. Januar 2024

In einer randomisierten plazebokontrollierten Multicenterstudie an 5246 symptomatischen hypogonaden , 45-75 Jahre alten Männern mit erhöhtem kardiovaskulären (cv) Risiko wurden nach 21 Monaten Behandlung und 33 Monaten Nachbeobachtung keine Unterschiede von cv Ereignissen gefunden (siehe die Abb. aus Lit. 1).

Der mittlere Testosteron-Ausgangsspiegel betrug 227 ng/dL; unter täglich Testosteron-Gel  (angepasst zur Erreichung von 350 – 750 ng/dL) oder Plazebo-Gel wurden 182 cv Ereignisse unter Testosteron  (7.0%) und 190 (7.3%) unter Plazebo beobachtet.  Dieser Unterschied ergab entsprechend  der von der FDA geforderten cv Sicherheit für Medikamente keine „non-inferiority“ von Testosteron gegenüber Plazebo, es bestand also kein signifikanter Unterschied.

Gesteigert war  unter Testosteron das Auftreten von Vorhofflimmern, Nierenschädigung und Lungenembolie. Das Prostata-spezifische Antigen fand sich unter Testosteron ebenfalls erhöht, nicht aber die Anzahl von Prostatakarzinomen.

Kommentar

Die TRAVERSE – Studie zeigt für Testosteron, zumindest für die tägliche Applikation über ein Gel, keine cv Gefährdung von hypogonaden cv Risikopatienten im Erwachsenen- , höheren oder hohen Lebensalter auf. Man kann sie aber nicht direkt auf jüngere Personen und/oder ohne Nachweis von erniedrigtem Testosteronspiegel übertragen.

Erfreulich ist, dass in der TRAVERSE-Studie keine cv Schädigung nach Testosteronapplikation auch über längere Verlaufsperioden vorliegen. Solche Daten  waren in der im DGE-Blog besprochenen Studie aus der Cochrane-Library nicht verfügbar.(2).

Helmut Schatz

Literatur

(1) A. Michael Lincoff et al.: Cardiovascular Safety of Testosterone-Replacement Therapy. NEJM 2023, 389:107-117

(2) Hunju Lee et al.: Testosterone replacement in men with sexual dysfunction.
Cochrane Library, version published 15 January 2024.
https://doi.org/10.1002/14651858.CD013071.pub2

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5 Responses to Kardiovaskuläre Sicherheit einer Testosteron-Ersatztherapie: Die TRAVERSE Studie

  1. Klaus Meyer says:

    Sehr geehrter Herr Schatz, ich hoffe Sie gestatten mir eine Frage.
    Ich mache eine TRT seit Anfang Februar 24 mit 125mg Testosteron Enantat die Woche. Ende März bekam ich ein Globusgefühl, Schluckbeschwerden und hin oder wieder das Gefühl einer leichten Infektion der Atemwege. HNO, Gastroenterologie (Reflux), Thorax Röntgen, alles, bis auf eine leichte Rötung der Schleimhäute, soweit unauffällig. Die Beschwerden werden mal etwas besser, kommen dann aber, vor allem nach körperlicher Belastung, wieder.
    Meine Ärzte und ich sind ratlos und ich frage mich, ob diese Symptome etwas mit der TRT zu tun haben könnten. In den Beipackzetteln wird als Nebenwirkung „Infektionen der oberen Atemwege“ angeführt.
    Habe Sie so etwas schon mal erlebt und wissen, wie diese Nebenwirkung sich konkret äußert oder haben sonst eine Idee, ob ein Zusammenhang möglich wäre?

    Vielen Dank & viele Grüße

  2. Helmut Schatz says:

    Sehr geehrter Herr Meyer, die von Ihnen geschilderten Symptome kann man wohl nicht auf Ihre Testodterontherapie zurüvkgühren. Ich habe so etwas nie erlent und auch nirgendwo beschrieben gesehen. Globzsgefühl kann ja viele, auch psychische Ursachen haben, und die geschilderten anderen Beschwerden können auch vielfältig bedingt sein. Manche davon gehen, sollte man, insbesondere abends, etwa Weisswein trinken weg, wenn nan dies unterlässt. Alles Gute! Helmut Schatz

  3. Klaus Meyer says:

    Sehr geehrter Herr Schatz,

    vielen Dank für Ihre Antwort. Das beruhigt mich sehr, denn obwohl wir die Testosteron Dosis relativ gering für eine TRT halten, mir geht es insgesamt durch die TRT soviel besser, dass ich wirklich sagen kann, dass sich mein Leben um 180 Grad gedreht hat. Ich hatte aber auch einen, soweit ich das beurteilen kann, recht ausgeprägten Mangel mit unter 1,5ng/ml Gesamttestosteron. Deswegen wäre es für mich wirklich ein Verlust, wenn ich die TRT beenden müsste. Und da Sie Weißwein ansprechen, ein Nebeneffekt der TRT ist auch, dass ich gar keinen Drang mehr habe Alkohol zu trinken und dies auch nur noch zu ganz selten Anlässen tue. Vor Beginn der TRT war das ganz anders und ich musste oft gegen den Drang meine Depressionen mit Alkoholkonsum zu unterdrücken ankämpfen.
    Also, noch mal vielen Dank für Ihre Antwort und insgesamt für Ihre Arbeit auf diesem Blog.
    Viele Grüße!

  4. Stefan says:

    Sehr geehrter Prof. Schatz,
    haben Sie bei Ihren Patienten in manchen Fällen auch Nebido mit Testosterongel kombiniert?
    Ich erhalte Nebido und spüre am Ende des Intervalls ein deutliches Nachlassen der Wirkung. Ich möchte meinen Intervall von 10 Wochen jedoch nicht noch weiter verkürzen und überlege in den letzten Wochen etwas mit Gel nachzubessern. Mein behandelnder Arzt ist dazu bereit, kennt sich jedoch mit der Gabe von Hormonen nicht so gut aus. Vielen Dank.

  5. Helmut Schatz says:

    Lieber Stefan, das können Sie gewiss machen. Ich habe auch nicht in kürzerem Abstand als 10 Wochen Nebido gespritzt, es erschien mir und meinen Patienten aber nie wünschenswert bzw. erforderlich, gegen Ende des Intervalls, etwa in der 9.oder 10. Woche Testogel zusätzlich zu geben. Orientieren Sie sich am Testosteronspiegel, bestimt NACH dem Intervall, also VOR der Folgespritze, und zusammem mit Ihren Symptomen.

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