Bochum, 7. Januar 2019:
Die in Großbritannien ansässige gemeinnützige Organisation „Veganuary“ (1) teilte mit, dass sich 170.000 Personen aus 14 Ländern bei Veganuary*) eingeschrieben hätten, etwa dreimal so viele wie noch vor 2 Jahren. Restaurants, Kantinen und Supermärkte sprängen jetzt auf den fahrenden Zug auf und bieten zunehmend vegane Speisen an, also nicht nur ohne Fleisch, sondern auch ohne Milch und Eier. Ziel ist es, möglichst viele Menschen dazu zu bringen, zunächst 1 Monat lang vegan zu essen. Das solle man am besten zu Jahresbeginn im Januar tun, im Monat der guter Vorsätze und des Neubeginns. Deshalb wählten die englischen Gründer dieser Organisation, Matthew Glover und Jane Land im Jahre 2014 den Namen VEGAN-UARY. Knapp die Hälfte der Teilnehmer am Veganuary-Programm hatten vorher Fleisch gegessen. Die Organisatoren gehen davon aus, dass nach diesem einen Monat etwa zwei Drittel dauerhaft Veganer bleiben würden. Matthew Glover und Jane Land waren beide zuvor über 10 Jahre lang Vegetarier gewesen, durch Filme und Videos über die Tierhaltung bei Milchkühen und Legehennen jedoch zu Veganern geworden. Die Ziele dieser Bewegung sei es, die „Tierquälerei zu reduzieren, die Erde zu schützen und gesünder zu leben“. Tierhaltung sei ein wichtiger Faktor bei der Emission von Treibhausgasen, verbrauche etwa ein Zehntel der Weltvorräte an frischem Wasser und würde zur Abholzung der Wälder wesentlich beitragen. In vielen europäischen Ländern und den USA würden die Menschen mehr als das Doppelte der für eine „gesunde Diät“ empfohlenen Fleischmenge verzehren. In den letzten 5 Jahren habe sich nach dem Mintel-Marktforschungsinstitut (2) die Menge an Produkten veganer Nahrung und Getränke mehr als verdoppelt. Diese Zunahme veganer Ernährung würde aber nicht nur durch eine steigende Zahl von Veganern, sondern auch stark von „Flexitariern“ vorangetrieben, welche zwar die Menge verzehrter tierischer Produkte verringern, aber nicht nur eine rein pflanzliche Kost essen. Ein wichtiger Faktor für die allgemeine Steigerung der pflanzlichen Ernährung sei, dass man heute in Supermärkten im Unterschied zu den früher begrenzten Möglichkeiten in Lebensmittelgeschäften eine große Auswahl an Gemüse und Obst hätte und nicht gesondert auf den Wochenmarkt oder in Obst- und Gemüseläden gehen müsse.
Kommentar
Im DGE-Blog wurde mehrfach über Essgewohnheiten berichtet, so am 11. Juli 2014 – übrigens dem Gründungsjahr von „Veganuary“ – eingehend über die „Orthorexie“. An diesen Beitrag schloss sich eine recht interessante, auch amüsante Diskussion an (3). In Blogbeiträgen wurde schon davor und danach über veganes Essen berichtet (am 2. 2.2013, 4.6.2014, 14.3.2016, 11.11.2016 und 12.6.2018). Dass Veganer Besonderheiten beachten müssen wie etwa Vitamin-Präparate (B12) einnehmen, ist wohl weitgehend bekannt. Diabetespatienten müssen ihre Blutzuckereinstellung natürlich solchen Essgewohnheiten anpassen. Der Referent selbst empfahl für gesunde Menschen schon immer eine kalorisch und in der Nährstoffzusammensetzung ausgewogene Mischkost und keine extremen Kostformen.
Helmut Schatz
*)Die Vegan Society wurde im Jahre 1944 in England von Donald Watson gegründet, als eine Abspaltung von der Vegetarian Society. Viele Veganer essen auch keinen Honig, da von Bienen produziert, und meiden konsequenterweise Waren aus Leder wie Schuhe oder Gürtel sowie aus Seide und Schurwolle.
Literatur
(1) Internet-Adresse: http://www.veganuary.com
(2) Mintel Group Ltd.: Marktforschungsinstitut in London mit Büros in Chicago, New York, Mumbai, Belfast, Shanghai, Tokyo und Sydney. http://www.mintel.com
(3) Helmut Schatz: Orthorexie: Eine Art Essstörung, aber kein etablierter Krankheitsbegriff.
DGE-Blogbeitrag vom 11. Juli 2014
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Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung titelt am 10.Januar 2019 ihren Bericht über den von Ministerin Julia Klöckner gestern vorgestellten „Ernährungsreport 2019“ folgender maßen: „Das Fleischesserland wandelt sich langsam“. In Deutschland aßen im vergangenen Jahr 28% (39% der Männer, 18% der Frauen) täglich Fleisch oder Wurst. Vor Jahren waren es 34%. Sechs Prozent sind jetzt Vegetarier, etwa 1% Veganer. Unter den 14 bis 29-Jährigen finden sich 11% Vegetarier. Das Leibgericht der Deutschen sind zu 33% Braten, Schnitzel und Gulasch, zu 17% Spaghetti, Lasagne und Spätzle sowie zu 10% Salate und Gemüsegerichte. Das Wichtigste bei einer Mahlzeit ist für 99% der Befragten nicht der Kalorien-, Zucker-. Fett- oder Salzgehalt, sondern sie sagten: „Das Essen muß einfach schmecken“. Diese Daten wurden vom Meinungsforschungsinstitut FORSA – wie schon seit 2015 jedes Jahr – im Oktober und November 2018 an 1000 repräsentativ befragten Personen ab 14 Jahren erhoben.
Laut Robert-Koch-Institut sind in Deutschland 4 Prozent der Erwachsenen Vegetarier ( Frauen 6.1, Männer 2.5 Prozent), bei den 18 bis 29-Jährigen aber deutlich mehr.