Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Vitamin D senkte im D-Health Trial weder die Gesamtsterblichkeit noch die Krebs- oder kardiovaskuläre Mortalität


Bochum, 2. Februar 2022:

Nach dem VITAL-Trial in den USA, besprochen im DGE-Blog am 18. November 2018 mit einer anschließenden sehr kontroversen Leserdiskussion (1) erschien am 1. Februar 2022 das Resultat des D-Health Trial, in welchem randomisiert 5 Jahre lang je 10.000 Personen, populationsbasiert in Australien rekrutiert, Vitamin D oder Plazebo erhielten. Primärer Endpunkt war die Gesamtmortalität, analysiert wurden auch die Sterblichkeit an Krebs, Herzkreislauf- und anderen Erkrankungen. Für alle wurde keine Reduktion unter Vitamin D gefunden (2).

Personen ab dem 60. Lebensjahr erhielten 5 Jahre lang monatlich 60.000 IE Vitamin D oder Plazebo. Es bestand kein Unterschied zwischen der Vitamin D- Gruppe und Plazebo: Die Hazard Ratio HR für Vitamin D betrug für die Gesamtmortalität 1.04 (95% CI 0.72-1.18, p=0.47, die kardiovaskuläre Mortalität 0.96 (95% CI 0.72-1.28 p=0.77), die Krebsmortalität 1.15 (95% CI0.96-1.39, p=0.13 und die Sterblichkeit aus anderen Ursachen 0.83 (95% CI 0.65-1.07, p=0.15).

In einer explorativen Analyse, in der die ersten zwei Jahre ausgeschlossen wurden (was verständlich ist, da in so kurzer Zeit ein Einfluss von Vitamin D auf eine Karzinomentwicklung kaum anzunehmen ist) errechnete sich unter Vitamin D sogar eine numerisch höhere Krebsmortalität als unter Plazebo (HR 1.24; 95% CI 1.01-1.54, p=0.05).

In keiner der Untergruppen für Alter, Geschlecht, BMI oder Vitamin D (predicted concentration) errechnete sich ein Vorteil für die Vitamin D-Supplementierung.

Kommentar

Diese Ergebnissen des D-Health Trial entsprechen denen der VITAL-Studie, abgesehen von nicht-signifikanten Zahlen zur Krebsmortalität. In der VITAL-Studie wurden täglich 2000 IE Vitamin D verabreicht, im Unterschied zur D-Health Study mit 60.000 IE pro Monat und zum ViDA Trial in Neuseeland, in dem ~5000 Personen 3.3 Jahre lang monatlich 100.000 IE Vitamin D erhielten. Über das Thema von der Dosis sowie der Intervalle einer Vitamin D – Gabe gibt es eine endlose Diskussion, ähnlich wie über die Frage der Ausgangswerte für Vitamin D im Serum. Im D-Health Trial lag die Mehrzahl gemäß den Messungen bei etwa 4000 Personen im Bereich >50 nmol/l / >20 ng/ml, sodaß die Frage unbeantwortet bleiben muss, was sich bei Personen mit einem Vitamin D-Ausgangsspiegel unter diesem Wert ergibt. Auch werden die Ergebnisse der Langzeit-Nachbeobachtung etwa bis zu 10 Jahren von Interesse sein (siehe auch 3).

In ihren Conclusions schreiben die Autoren:

The evidence from the D-Health Trial and other Trials suggests that routine supplementation of older adilts with vitamin D in populations that are largely vitamin D replete is unlikely to confer benefits for totalmor cardiovascular mortality. On the basis of our findings, we would invoke the precaitionary principle and suggest caution in using the dosis regimen used in the D Health Trial.

Helmut Schatz, Bochum

Literatur

(1) Helmut Schatz: Weder Vitamin D noch Omega 3-Fettsäuren schützen vor Herz-Kreislaufereignissen oder Krebs: die Ergebnisse der VITAL-Studie.
DGE-Blogbeitrag vom 11. November 2018

(2) Rachel E Neale et al.: The D-Health Trial: a randomised controlled trial on the effect of vitamin D on mortality.
LANCET Diabetes & Endocrinology, February 1, 2022; 10 (2):120-128, Supplementary appendix

(3) Inez Schoenmakers: Vitamin D supplementation and mortality, Comment.
LANCET Diabetes & Endocrinology; February 1, 2022: 10 (2:) 88-89

Posted on by Prof. Helmut Schatz
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