Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Vitamin D-Spiegel beeinflusst nach neuer Übersicht und Metaanalyse von Observationsstudien Mutter, Geburtsverlauf und Kind


Bochum, 2. April 2013:

Eine Analyse der Daten von >22 000 Frauen (1) ergab eine Assoziation eines niedrigen Vitamin D-Spiegels mit einem erhöhtem Risiko für Schwangerschaftsdiabetes (pooled odds ratio: 1.49) und Präeklampsie (1.79).

F. Aghajafari et al. aus Calgary, Kanada fanden unter >3000 Studien 31, die den Kriterien für ihre Analyse entsprachen (1). Ausgangspunkt der Untersuchung war, dass zur Frage des Einflusses des mütterlichen Vitamin D-Spiegels auf Schwangerschaft Geburt und Kind widersprüchliche Resultate vorlagen. Positiven Assoziations- und anderen Studien standen Cochrane-Metaanalysen zum Einsatz von Vitamin D in der Schwangerschaft bei 400 bis 623 Frauen gegenüber Diese erbrachten trotz eines angehobenen Vitamin D-Spiegels keinen Nachweis für eine Verhinderung von Präeklampsie, Schwangerschaftsdiabetes, gestörter Glukosetoleranz, Kaiserschnitt Schwangerschaftshochdruck oder Tod der Mutter, ebenso wenig für Totgeburt, neonatalen Tod, niedrigen Apgar-Score oder neonate Infektion. In 3 Studien an 436 Schwangeren bestand lediglich ein Trend für eine Abnahme der Zahl von Neugeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 2500 Gramm (2). In der vorliegenden Observationsstudie wurden die eingangs angeführten Assoziationen von niedrigem Vitamin D mit einem erhöhten Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und Präeklampsie sowie eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für in Relation zum Gestationsalter zu kleine Kinder (odds ratio 1.85), bakterielle Besiedelung der Scheide und geringes Geburtsgewicht. Die Kaiserschnitt-Rate war hingegen nicht verändert.

Kommentar

In ihrem Editorial zu dieser Arbeit betonen R. Lucas et al. aus Australien (3), dass zur Erreichung eines angemessenen, von ihnen nicht definierten Vitamin D-Spiegels während der Schwangerschaft sowohl Supplemente als auch Ernährung und Sonnenlicht gemeinsam mit Sorgfalt einzusetzen seien, da eine U-förmige Kurve für die Vitamin D-Wirkungen auf die Gesundheit bestünde. Es wird darauf hingewiesen, dass es in den analysierten Studien keine einheitliche Definition für einen „Vitamin-Mangel“ gegeben hätte und dass Einflussfaktoren (confounders) nur minimal berücksichtigt werden konnten.

In zwei DGE-Blog-Beiträgen vom 10. und 23. März 2013 wurden kürzlich Studienresultate zum Thema „Schwangerschaft und Vitamin D“ behandelt. So wurde bei höheren Vitamin D-Werten ein gesteigertes Risiko für Nahrungsmittelallergien der Kinder (4) gefunden, in der anderen Arbeit kein Nutzen von Vitamin D für die spätere Knochendichte der Kinder (5). P. J. Steer zitiert in seinem Comment dazu drei Berichte über einen ebenfalls fehlenden Nutzen von Vitamin D auf den Schwangerschaftsausgang (6). Zusammenfassend sind gut geplante, randomisierte, kontrollierte Interventionsstudien mit Vitamin D an genügend großen Zahlen von Personen zu fordern (7), insbesondere während und nach einer Schwangerschaft (8).

Helmut Schatz

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Literatur

(1) F. Aghajafari et al.: Associatioin between maternal serum 25-hydroxyvitamin D level and pregnancy and neonatat outcomes: systematic review and meta-analysis of observational studies.
Brit. Med. J. published 26 March 2013. BMI 2013: 246:f1169.
doi: http://dx.doi.org/10.1136/bmj.f1169

(2) De-Regil et qal.: Vitamin D supplementation for women during pregnancy.
Cochrane Database Syst Rev2012;CD0088873

(3) R. Lucas et al.: Vitamin D sufficiency in pregnancy. Editorial.
Brit. Med. J. published 26 March 2013. BMI 2013;346:f1675.
doi: http://dx.doi.org/10.1136/bmj.f1675

(4) H. Schatz : Bei höheren Vitamin D-Spiegeln in der Schwangerschaft erhöhtes Risiko für kindliche Nahrungsmittelallergien.
DGE-Blog-Beitrag vom 10.3.2013

(5) H. Schatz: Vitamin D-Spiegel der Schwangeren ohne Einfluss auf die Knochen ihrer Kinder.
DGE-Blog-Beitrag vom 23.3.2013

(6) P. Steer: Comment: Is Vitamin D supplementation in pregnancy advisable?
Lancet online March 19, 2013

(7) N.C. Harvey, C. Cooper: Vitamin D: some perspective please.
BMJ2012;345:e4695

(8) R.M. Lucas et al.: Future health implications of prenatal and early-life vitamin D status.
NutrRev2008;66:710-20

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2 Responses to Vitamin D-Spiegel beeinflusst nach neuer Übersicht und Metaanalyse von Observationsstudien Mutter, Geburtsverlauf und Kind

  1. Harro says:

    Auf dem Europäischen Endokrinologie-Kongress 2013 in Kopenhagen fand am 28. April eine Pro- und Con- Diskussion zu Vitamin D statt : „To (Vitamin)D or Not to D? That Is the Question“. Chantal Mathieu aus Löwen in Belgien sagte, die Liste der Menschen, die ausreichend Vitamin D benötigen, sei so lang, dass es realistischer sei, jedem Menschen kleine Dosen zu geben. Mark Cooper aus Birmingham, UK vertrat hingegen die Auffassung, Vitamin D sollten nur bestimmte RIsikogruppen erhalten, und das wäre nur eine Minorität der Bevölkerung. Er betonte, dass die meisten der bisherigen Interventionsstudien mit Vitamin D negative Ergebnisse gebracht hätten und schloss seine Ausführungen mit dem Satz: „Vitamin D – we all need more? Most of us don´t, and more could actually do more harm than good“.

  2. Helmut Schatz says:

    Zuwenig, aber auch zuviel Vitamin D im Blut ist nach einer neuen Studie an >1,2 Millionen Versicherten in Israel schädlich. Als “sicherer” Bereich wurden 20 – 36 ng/mL ermittelt. Die vielfach als “normal” klassifizierten höheren Vitamin-D-Spiegel sind danach ungünstig. Auf der U-förmigen Assoziationskurve für Vitamin D mit Mortalität und akutem Koronarsyndrom (MACS) liegen viele Versicherte mit MACS unter 10 und zwischen 10 und 20 ng/mL, ein kleiner Prozentsatz aber auch über 36 ng/mL Calcidiol (hazard ratios 1.88, 1.25 bzw. 1.13, p<0.05). Der Autor Dr. Dror von der Hebrew University of Jerusalem vermutet, daß höhere Vitamin D – Konzentrationen die Koronarverkalkung beschleunigen könnten. Eine Vitamin D – Zufuhr müsse sich daher am Ausgangswert im Blut orientieren (J. Clin. Endocrinol. Metab. published online March 26, 2013).

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