Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Vitamin D-Screening bei Erwachsenen: Kein Nutzen


Bochum, 9. Juli 2014:

Nach Mitteilung der US Preventive Service Task Force (USPSTF) von Juni 2014 gibt es keine ausreichende Evidenz, gesunde Erwachsene auf einen Vitamin D–Mangel zu screenen. Es gebe keine Studien, die einen Nutzen eines Vitamin D–Screenings bei dieser Bevölkerungsgruppe gezeigt hätten. (1).

Linda Baumann von der University of Wisconsin, Mitglied der Task Force, weist darauf hin, dass es nach wie vor eine wissenschaftliche Debatte gebe, ab welchem Spiegel man von einem Mangel sprechen solle: etwa <20 ng/ml, oder <30 ng/ml ? Es würden zahlreiche Testmethoden für 25-OH-Vitamin D existieren, die Genauigkeit dieser Tests sei aber schwierig zu evaluieren, da es keinen Internationalen Standard gebe. Es herrsche auch Uneinigkeit, ab welchem Wert man von einer „Defizienz“ sprechen solle.

Es liege keine ausreichende Evidenz liege vor, dass Vitamin D–Gabe bei asymptomatischem „Mangel“ einen Nutzen zur Vorbeugung oder Besserung bei Krebs, Typ-2-Diabetes, der Mortalitätsrate bei in Wohngemeinschaften lebenden älteren Menschen oder für das Frakturrisiko bringt. Auch für andere Outcomes einschließlich psychosozialer oder körperlicher Funktionen sei die Evidenz zu schwach. Andererseits wurden keine Studien gefunden, welche einen direkten Schaden eines Screenings auf Vitamin D – Defizienz untersucht hätten. Die USPSTF bittet, diese Stellungnahme auf ihrer Homepage vor der offiziellen Publikation bis zum 21. Juli 2014 zu kommentieren: http://www.uspreventiveservicestaskforce.org/tfcomment.htm

Kommentar

In Pressemitteilungen (2) und Kurzmitteilungen der DGE wird schon seit Jahren eine diesem Text weitgehend entsprechende Stellung zu Vitamin D bezogen. In einem Kommentar im LANCET hiess es über Vitamin D–Screening, es sei „costly, confusing, and without credibility“ (3). In einigen Jahren werden noch laufende Outcome-Studien mit Vitamin D-Gabe an großen Bevölkerungsgruppen abgeschlossen sein. Dann wird man sehen, ob es dem Vitamin D ebenso ergeht wie anderen Vitaminen – oder nicht -, die vor Jahren heftig propagiert wurden und über die heute nur wenig oder kaum mehr gesprochen wird.

Helmut Schatz

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Literatur

(1) Megan Brooks: Proof lacking for routine vitamin D screening: US Task Force.
Artikel vom 24. Juni 2014
http://www.medscape.com/viewarticle/827308_print

(2) Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie: Wirkung einer Vitamin D-Gabe nur bei bestimmten Personengruppen und Patienten gesichert.
Pressemitteilung vom 25.1.2012

(3) Naveed Sattar et al.: Increasing requests for vitamin D measurement: costly, confusing, and without credibility (Comment).
Lancet 2012. 379:95-96

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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4 Antworten auf Vitamin D-Screening bei Erwachsenen: Kein Nutzen

  1. Mecki sagt:

    Ich sehe die Studienergebnisse zum angeblichen Nutzen von Vitamin D eher pragmatisch:
    Die Leute haben einen höheren Vitamin D-Spiegel, die insgesamt gesünder sind, weil sie mehr draußen unterwegs sind/sein können und somit das Sonnenlicht mehr Vitamin D in der Haut produzieren kann. Denn der allergrößte Anteil des Vitamin D produziert der Körper selber, nur der geringste Teil erfolgt über die Nahrung, wenn nicht gerade eine Vitamin D-Gabe erfolgt.

    Ich habe wirklich Zweifel daran, daß man die Studien so differenziert durchgeführt hat, um die bessere Gesundheit auf den höheren Vitamin D-Spiegel zurückführen zu können.
    Dafür müßte man die Leute wie Versuchstiere halten, damit keine anderen Faktoren das Ergebnis beeinflussen können.
    Ich glaube eher an ein Vertauschen von Wirkung und Ursache. Oder es liegt einfach nur eine Parallelität der Ergebnisse vor und das deren gemeinsame Ursache auf einer tieferen Ebene zu verorten ist.

  2. Dr. Marianne Koch sagt:

    Endlich eine fundierte Stellungnahme zu der neuen Modekrankheit „Vitamin D – Mangel“.

  3. Kriegma sagt:

    Dieser Beitrag kommt wie gerufen: Bei meinem heutigen Arztbesuch, Erstbesuch zwecks Wahl eines zuverlässigen HA, wurde mir als Kassenpatientin die Bestimmung des Vit. D-Spiegels dringend empfohlen. Zugleich gab es ein Infoblatt für mich, dessen Inhalt ich nur verstanden habe, weil ich in der Gesundheitsbranche tätig bin. Die IGEL-Leistung, 28 Euro, seien auf jeden Fall gut angelegt, versicherte mir der Mediziner. Es ist wohl nicht der Richtige für mich, weiter geht die Suche, schade.

  4. Sonny sagt:

    Hallo

    Meine Frau hatte einen Vit.D Mangel, und die Auswirkungen waren enorm positiv
    (Psyche,Muskelbeschwerden,Schlafprobleme,Schwindel,Krämpfe,besserung der Rückenbeschwerden, seitdem nicht mehr ernsthaft krank)
    ebenso war es bei einigen Bekannten , die das auch getestet haben

    soweit ich informiert bin (habe einige Bücher zu Vit.D gelesen) gibt es unterschiedliche Studienergebnisse
    mit den von den Vit.D Forschern empfohlenen höheren Werten gibt es sehr gute Erfolge , mit den bisher empfohlenen niedrigen Dosierungen (400 oder 800 IE tägl.) gibt es eher schlechte Erfolge , da kein ausreichend hoher Vit.D Spiegel erreicht wird
    man sieht das auch gut hier in diesem Diagramm
    http://www.vitamindwiki.com/dl2679&display&max=600

    einfach mal selbst testen , aber dann gleich auf einen guten Wert hin
    wenn es dann nichts bringt , dann kann man es ja wieder lassen

    mfG Manfred

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