Bochum, 21. November 2017:
Im Novemberheft von Horm. Met. Res. berichten Autoren aus Schweden (1) über ein Screening auf primären Hyperaldosteronismus mit dem Aldosteron/Renin-Quotienten bei 149 Patienten mit Vorhofflimmern im mittleren Lebensalter (<65 Jahre). Ein erhöhter Quotient (>65 pmol/mIU) fand sich bei 15 Patienten (10.1 %). Zur Bestätigung wurde der Kochsalz-Infusionstest eingesetzt. Auch bei Vorhofflimmern mit gut eingestellter Hypertonie und normalem Kaliumspiegel fanden sich Patienten mit erhöhtem Aldosteron/Renin-Quotienten.
Kommentar
Auf die wichtige Rolle eines Aldosteronismus bei der Hypertonie wurde im DGE-Blog mehrfach hingewiesen (2-4). Er findet sich auch in Allgemeinpraxen häufig, in etwa 6% aller Patienten mit Hypertonus (4), in Spezialambulanzen in 5-15%, also häufiger als von vielen vermutet, weshalb man bei Hypertonie immer an ihn denken und auch screenen sollte. In der vorliegenden Arbeit wird, wenn auch an einer relativ kleinen Gruppe seine Bedeutung bei Patienten mit Vorhofflimmern aufgezeigt, auch bei Menschen ohne Hypokaliämie mit medikamentös gut normalisierbarem Blutdruck.
Nach den Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie über das Vorgehen bei neu aufgetretenem Vorhofflimmern wird eine Überprüfung der Schilddrüsenfunktion empfohlen (5), ein primärer Hyperaldosteronismus wird als mögliche Ursache, auf die man testen sollte jedoch nicht angeführt. Insbesondere bei Menschen im mittleren Lebensalter unter 65 Jahre sollte man jedoch bei neuem Vorhofflimmern immer als Screening-Test den Aldosteron/Renin-Quotienten bestimmen (6).
Helmut Schatz
Literatur
(1) G. Mourtzinis et al.: Aldosterone to renin ratio as screening instrument for primary hyperaldosteronism in a middle-aged population with atrial fibrillation.
Horm.Metab. Res. 2017. 49:831-837
(2) H.Schatz: Häufiger auf primären Hyperaldosteronismus screenen – die Empfehlungen der Amerikanischen Endocrine Society in der Praxisleitlinie 2016.
DGE-Blogbeitrag vom 12. Mai 2016
(3) Helmut Schatz: Primärer Hyperaldosteronismus – ein Krankheitsbild mit vielen Ursachen.
DGE-Blogbeitrag vom 25. Juli 2016
(4) M. Reincke: Conn-Syndrom: Eine neue Studie belegt die Relevanz hormoneller Blutdruckursachen.
DGE-Blogbeitrag vom 6. April 2017
(5) P. Kirchhof et al.: Guidelines fort he management of atrial fibrillation of the European Society of Cardiology.
Eur. Heart J. 2016. 37:2893-2962
(6) R.C. Davis et al.: Prevalence of atrial fibrillation in the general population and in high-risk groups: the ECHOES Study.
Europace2012. 14:1553-1559
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