Bochum, im Sommerloch am 17. Juli 2018, wieder ein „Blick über den Tellerrand“:
Am heutigen Tage erscheint in Focus online die Einschätzung der Fahrer einiger Autotypen nach den Erhebungen der Unternehmensberatung Progenium. Diese trifft natürlich nicht für alle Fahrer der besprochenen Autotypen zu. Ich darf zunächst mit mir selbst anfangen (n=1).
JAGUAR
Ich steuere seit 1989 meinen vierten Jaguar – gebraucht äußerst preisgünstig zu haben, wenn auch die Reparaturen nicht ganz billig sind. Vorteil: ein Jaguar wird kaum gestohlen.
Schon in meiner Studienzeit war ich ein Jaguar-Fan, denn mein Grazer Chirurgie-Lehrer, Prof. Franz Spath, der übrigens 1962 in Graz die erste Operation mit einer Herz-Lungen-Maschine in Österreich durchführte, fuhr einen Jaguar Mark II. Mein internistischer Lehrer Prof. Karl Fellinger in Wien bevorzugte große amerikanische „Schlitten“. Er sagte, in Österreich würden – damals in den sechziger Jahren – alle „reichen Holzbauern oder Fleischermeister“ Mercedes fahren, da wolle er nicht mit eingeordnet werden.
Wie soll nun mein Image nach Focus online sein? „Jaguar fahren ist eine sehr ernste Sache. Das machen – wie bei Ferrari – auch fast ausschließlich Männer mit viel Geld. Sie sind beruflich erfolgreich, etwas älter und überwiegend arrogant. Und die Umwelt ist ihnen egal.“ Na ja, „etwas älter“ stimmt jetzt nach WHO nicht mehr, denn mit 80 Jahren bin ich ein „alter Mann“ geworden. „Viel Geld“ stimmt auch nicht ganz. Ich meine, nicht arrogant zu sein und auch auf die Umwelt zu achten. Bleibt also als einziger Punkt der „berufliche Erfolg“, mit dem ich zufrieden bin.
MERCEDES
Im Focus online steht, Deutschlands Spießer fahren einen Mercedes. Sie seien arrogant, ernst, unsportlich und nicht umweltbewusst – und positive Eigenschaften hätten sie eigentlich nicht. Immerhin besäßen sie mehr Geld als die meisten anderen.
AUDI
Audis würden von Männern gefahren – und zwar mit übergroßer Mehrheit. Attraktiv und sportlich seien diese Männer zwar, aber keine echten Premium-Typen. Einkommen und Beruf lägen eher im Mittelfeld. Und einigermaßen arrogant seien sie auch.
BMW
Die Audi-Fahrer seien aber nicht so arrogant wie BMW-Fahrer. Die sind außerdem noch weniger umweltbewusst, den Audi-Fahrern ansonsten aber sehr ähnlich. Nur jünger. Und schlanker. Und sportlicher. Etwas weniger Geld hätten sie allerdings auch.
FERRARI
Bescheiden sei kein Wort aus dem Wortschatz eines Ferrari-Fahrers. So arrogant wie er sei keiner. Er, wohlgemerkt. Frauen fahren eher keinen Ferrari. Die Fahrer seien etwas älter. Extrem hohes Einkommen, hohe berufliche Position, schlank und sportlich, aber keinen Sinn für die Umwelt.
VOLKSWAGEN
Max Mustermann fährt laut Focus VW. Er sei ein bisschen spießiger als der Rest, dafür auch ein bisschen bescheidener. Ansonsten sei der VW-Fahrer ein ziemlicher Durchschnittstyp, der aber etwas unterdurchschnittlich verdient.
TOYOTA
Der bescheidene, fröhliche Mann fährt Toyota. Er ist typischerweise umweltbewusst und weltoffen, verdient allerdings nicht so viel und nimmt eine in mittlere beruflichen Position ein.
FIAT
Fröhliche Frauen fahren Fiat – und ein paar Männer auch. Sie sind irre bescheiden, recht jung und weltoffen. Aber keinem Menschen im Fiat wird eine hohe berufliche Position zugebilligt. Das merkt man dann auch am Geld: Das Einkommen ist fast so niedrig wie das des Dacia-Fahrers.
DACIA
Geld gibt es da nicht viel. Keiner verdient weniger als ein Mensch mit einem Dacia. Sie sind ausgesprochen bescheiden – ansonsten hingegen ziemlich durchschnittlich.
Kommentar
Nach allgemeiner Ansicht ist es VW mit dem Golf gelungen, ein „klassenloses“ Auto zu schaffen. Hinter dem Steuer eines Golf kann sowohl ein Vorstandsdirektor- zumindest als seinem Zweitwagen – als auch ein mittlerer Beamter oder ein Arbeiter sitzen. Ansonsten ist das Resultat der Erhebung der Unternehmensberatung Progenium nach Auffassung des Referenten wohl in vielen Fällen zutreffend. Das Dacia-Modell Duster ist in seinen Augen ein praktisches, auch preislich attraktives Fahrzeug, und der Skoda Fabia ein reizvolles kleines Auto, das er selbst einmal neu kaufen wollte, bevor ihm sein vierter Jaguar gebraucht zum gleichen Preis angeboten wurde .
Liebe Leser, jetzt können Sie sehen, wie man sie nach Ihrem Auto einstuft und welches Image Sie haben!
Helmut Schatz
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Das ist ja ein lustiger Blog und lässt uns überlegen , ob es stimmt. Zumindest macht es Spaß, die Menschen so einzustufen und Ähnlichkeiten zu sehen. Ich bin mit dem meisten einverstanden, obwohl noch zu sagen wäre, dass junge Leute sich so nicht katalogisieren lassen, denn nach meiner Beobachtung fahren diese große Autos, sicher meist geleast, sportlich, schick und teuer und wohl nicht selbst verdient. Die Mehrheit sucht die Autos aber nach wirtschaftlichen und praktischen Erwägungen aus. Hauptsächlich eine unabhängige Schicht entspricht dem im Focus wiedergegebenen Image. Für ältere Menschen trifft die Einordnung auch häufig zu, vor allem, wenn sie Spaß am Autofahren haben.
Focus hat vergessen, da Image der Radfahrer evaluieren zu lassen. Ich besitze nämlich gar kein Auto, sondern fahre immer mit dem Rad, nur bei ganzen miesem Wetter mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Und das nicht um zu sparen, was ich in gehobener akademischer Position nicht gerade nötig habe.
Mercedes versucht seit einiger Zeit, zusammen.mit seinem Chef Dieser Zetsche das spießiges Image los zu werden.Die Modelle werden ansprechender und sportlicher, und der Chef gibt sich im edel-zerknitterten blauen Leinen-Sakko, ohne Krawatte und mit Sneakers flott, selbst als er zum Verkehrsminister geladen wurde. Aber ein einmal erworbenes Image wird man kaum mehr los, zumindest nicht so bald. Das zeigt auch diese Focus-Umfrage.
Ich bin jetzt 77 Jahre alt und habe mir nach meiner vorzeitigen Pensionierung als Industrieapotheker 1997 meinen ersten gebrauchten JAGUAR S-TYPE gekauft. Der S-TYPE war mein Traum weil er dem legendären MK II der 60er Jahre sehr ähnlich ist. Nach einem Jahr und vielen kostspieligen Reparaturen stellte sich heraus, dass mein JAGUAR eine FAKE-Ausgabe meines Traumautos war. So ergab eine Untersuchung bei einer ADAC-Nachuntersuchung , dass mein Jaguar wohl als“ Montagsausgabe vom Band gefallen war“ und anschließend als „Vorführwagen“ ziemlich schlecht behandelt worden war.
Nach Einschalten eines Rechtsanwaltes war mein früher JAGUAR-TRAUM beendet und ich bekam nach Zahlung eines Aufgeldes einen nagelneuen dunkelgrauen JAGUAR-S-TYPE mit 0-Kilometern.
Seither bin ich happy und genieße das Fahrgefühl eines echten JAGUARS.
Wie ich vom FOCUS und meiner motorisierten Umwelt eingeschätzt werde ist mir ziemlich egal.
Aber ein Mercedes, BMW oder AUDI kommt mir jedenfalls nicht mehr in die Garage.
Höchstens der sehr zuverlässige und auch flotte GOLF VII meiner Frau, wenn der JAGUAR mal in die Werkstatt muss.
PS: Übrigens :Viel Geld stimmt überhaupt nicht , arrogant bin ich eigentlich auch nicht, und auf die Umwelt achte ich auch sehr, seit ich Mitglied einer Umweltorganisation bin (AGENDA 21).