Bochum, 10. April 2015:
In einer Pilotstudie an 90 Kleinstkindern mit höchstem Diabetesrisiko nach HLA Klasse II- Genotypus und ohne Autoimmunphänomene oder Diabetes aus den USA, Deutschland, Schweden und Finnland (TEDDY Study) wurden Stuhlproben vom im Mittel 5. bis zum 18. Monat nach der Geburt gesammelt und auf die Bakterienzusammensetzung untersucht. Es wurden deutliche geographische Unterschiede gefunden. In dieser Zeitspanne traten bisher keine Autoimmunphänomene und auch kein Diabetes auf (1).
Es wurden regional spezifische Muster der bakteriellen Darmbesiedelung über die beiden Kontinente hinweg gefunden. Finnland und der US-Bundesstaat Colorado wiesen eine signifikant niedrigere bakterielle Diversität im Vergleich zu Schweden und Washington auf, wo man im Stuhl der Kleinstkinder überwiegend Bifidobacterium fand. Geschlecht und Alter beim ersten Kontakt mit Hafer, Gluten und Milchprodukten waren die einzigen Unterschiede zwischen den geographischen Lokalisationen. Offenbar variiert die bakterielle Stuhlzusammensetzung auch bei homogenen HLA-Klasse II-Genotypen bei unterschiedlichen Umweltfaktoren und kulturellen Gegebenheiten.
Kommentar
Die hier publizierten Ergebnisse der TEDDY-Studie, an der auch Anette-G. Ziegler, Christiane Winkler, Michael Hummel und viele andere deutsche Diabetologen mitgearbeitet haben, stellen die Basis für die Erforschung eines möglichen Zusammenhanges zwischen dem Mikrobiom und dem Auftreten eines Typ-1-Diabetes dar. Während der Sammelperiode traten bei den genetischen Hochrisikoprobanden bisher keine Diabetesantikörper oder gar ein Diabetes auf; erst längere Beobachtungszeiträume werden eine Antwort auf die Frage geben können, ob bzw. welchen Einfluß das Darmmikrobiom auf das Auftreten eines Typ- 1-Diabetes hat. Über mögliche Zusammenhänge zwischen dem Mikrobiom und Betazellen (2) sowie Übergewicht und gestörtem Glukosestoffwechel wurde schon in früheren DGE-Blogbeiträgen berichtet (2,3) .
Helmut Schatz
Literatur
(1) Kaisa M. Kemppainen et al.: Early childhood gut microbiomes show strong geographic differences among subjects at high risk for type 1 diabetes.
(2) Helmut Schatz: Stuhlverpflanzung auch bei Typ-1-Diabetes zum Betazell-Erhalt?
DGE-Blogbeitrag vom 21. Mai 2013
(3) Helmut Schatz: Fäkalbehandlung – eine Option bei Übergewicht und Diabetes? Machen Darmbakterien dick?
DGE-Blogbeitrag vom 19. Januar 2013
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Hallo Herr Prof. Schatz,
Ich habe von der Tuberkulose Impfung gegen diabetes typ I gehört und gelesen.
Wie weit ist diese Studie und zeigen sich hier Erfolge?
An welchen Institut in Deutschland wird das getestet. Wo ist ihr Institut?
Mein Sohn hat seit 4 Wochen Typ I. Könnte er auch an sowie teilnehmen?
Vielen Dank für Ihre Bemühungen.
Sehr geehrte Frau Neusche, über die ersten Versuche zur Tuberkuloseimpfung zur Besserung oder gar Normalisierung der Insulinsekretion auch nach längerer Dauer eines Typ-1-Diabetes habe ich einen Blogbeitrag am 25. August 2012 geschrieben (siehe: http://www.blog.endokrinologie.net, Beitrag vom 25.8.2012). Seither habe ich nichts Neues darüber gehört. Meines WIssens arbeitet in Deutschland niemand an dieser Themtik. Fragen Sie aber bitte Frau Prof. Anette Ziegler, Helmholtz-Institut München. Diese ist eine der führenden Wissenschaftlerinnen auf diesem Gebiet. Vielleicht bietet Sie Ihnen an, Ihren Sohn in eine der zahlreichen, laufenden Studien einzuschließen, wenn sie sich auch vorwiegend mit Babies und Kindern beschäftigt.
Hallo Herr Prof. Schatz,
Vielen Dank für die schnelle Antwort.
Wir werden Frau Annette ziegler kontaktieren.
Danke
Karin neusche