Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Zwei allgemeinverständliche endokrinologische Bücher, ein objektives und ein subjektives.


Graz, 25. August 2020:

Hormone – ihr Einfluss auf mein Leben.

So lautet der Titel eines gut verständlichen, 300 Seiten starken Buches von unserem DGE-Mitglied Prof. Harald J. Schneider, München mit der Journalistin Nicola Jacobi und dem Graphiker Joscha Thyen im Springer-Verlag, Heidelberg 2020. Es ist für Patienten und alle an Medizin interessierten Personen geschrieben. Aber auch Ärzte, welche nicht Endokrinologen oder endokrinologisch versiert sind, werden aus diesem Buch manche neuen Erkenntnisse gewinnen: die Kapitel sind auf dem allerneuesten Stand. Klinische Symptome und die Regulation des  am jeweiligen Krankheitsbild beteiligten Hormonsystems werden zeichnerisch in einfachen Schemata leicht verständlich dargestellt.

Die Autoren bringen, wie der DGE-Präsident Prof. Günter Stalla, München in seinem Geleitwort schreibt, den „Leserinnen und Lesern die Faszination dieses vielschichtigen (hormonellen) Systems näher und erklären anschaulich, welche Rolle Hormone in verschiedenen Abschnitten des Lebens für Körper und Geist spielen“. In den Buchkapiteln wird klar zu Ausdrücken Stellung bezogen, welche in der Allgemeinheit auch von manchen Journalisten bzw. in den Medien gebraucht werden, wie etwa „Chaos der Hormone“.  Es gibt kein Chaos, denn das Hormonsystem ist genau und feinst reguliert. Es kann, wie auch alle anderen Organsysteme im Körper, bei Erkrankungen natürlich gestört werden. Aber auch dann sind die Abläufe und Wechselwirkungen gesetzmäßig, wenn wir diese bei der Vielfalt der zum Teil noch gar nicht bekannten Wirkstoffe und Zytokine  heute nicht immer erkennen können. Ein weiterer, oft gehörter Ausdruck ist „Andropause“. Diese sollte das männliche Gegenstück zur Menopause sein. Prof. Schneider widerspricht deren gesetzmäßiger Existenz. Er schildert das Verhalten des Testosterons mit zunehmenden Lebensalter des Mannes sehr differenziert und ausgewogen. Prof. Stalla schreibt am Ende seines Geleitwortes: „Ich habe mir schon lange ein vergleichbares Buch gewünscht. Patientinnen und Patienten finden hier gut recherchierte, medizinisch fundierte und objektive Antworten auf ihre Fragen“. Das Buch kann somit jedem empfohlen werden,  den die „faszinierende Welt des menschlichen Körpers mit seinen Leistungen“ interessiert.

Ich bin KEIN Mängelexemplar – mein Leben mit einer seltenen Erkrankung.
Von Heide Hoffmann. Lehmanns Media GmbH, Berlin 2020.

Dieses etwa 160 Seiten starke Buch ist „für Betroffene, Angehörige, Mediziner und Neugierige“ gedacht. Frau Dr. Heide Hoffmann beschreibt sich selbst,  wie im Geleitwort des Buches vom DGE-Mitglied Prof. Christian J. Strasburger, Berlin zu lesen ist, als „Hochschullehrerin mit Leib und Seele“. Sie leidet nach einer Einblutung in einen Tumor der Hirnanhangdrüse an einer Hypophyseninsuffizienz.  „Du bist ein Mängelexemplar – das hast Du mir seinerzeit verschwiegen“, sage ihr Mann manchmal scherzhaft zu ihr, schreibt sie zu Beginn des Buches. Als Betroffene schildert sie die Folgen ihrer Erkrankung: wie sie, nach dem Schock der Diagnose eines Hypophysentumors mit Einblutung, den vielfältigen Therapiemaßnahmen und den sich daraus ergebenden Veränderungen ihres Lebens wieder zu einem glücklichen und erfüllten Leben zurückfand. Die subjektiv und dennoch sachlich abgefassten Kapitel lauten etwa: „Unter dem  Messer – Man schaut mit in den Kopf“, „Warum ich? Was habe ich falsch gemacht?“ oder „Akzeptanz der Erkrankung – Vom Wunsch „normal“ sein zu wollen und der Realität“, „Ich bin immer noch ich – Das Leben ist schön!“ bis zu den Kapiteln: „Du bist nicht allein – „Bewährungshelfer“ Angehöriger und Glücksfall Selbsthilfegruppe“ und am Ende des Buches: „Blick nach vorn“.

Schematische Zeichnungen und Farbfotos (Notfallausweis, Notfall-Set, Transporttasche, Set zur Wachstumshormoninjektion, Schrauben zur Stabilisierung ihrer erlittenen Wirbelfraktur) ergänzen den Text. Der Anhang enthält eine Liste weiterführender Literatur für Betroffene sowie zahlreiche Internetquellen, welche über den eingedruckten QR-Code rasch und leicht zugänglich sind.

Die Schilderungen der Erlebnisse und der Gedanken von Frau Dr. Heide Hoffmann beziehen sich auf ihre Hypophyseninsuffizienz . Sie berichtet über die  klinischen Symptome zufolge des Wegfallens der Hormone der Hirnanhangsdrüse, welche die Schilddrüse, die Nebennierenrinde und die Eierstöcke anregen,  sowie die Auswirkung des Hinterlappenausfalls mit den gesteigerten Urinmengen. Auf Probleme bei der Substitution der Hormone geht sie ebenfalls ein. Vieles davon trifft auf Patienten mit isolierteren endokrinen Störungen ebenfalls zu. Diese werden das Buch mit Interesse lesen, ebenso wie deren Angehörige. Und für Ärztinnen und Ärzte ist es aufschlussreich und wichtig zu erfahren, wie Erkrankungen und die von ihnen verordneten therapeutischen Maßnahmen von Patientenseite wahrgenommen werden.

Helmut Schatz

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