Bochum, zum Allerheiligenfest am 1. November 2016:
Im JAMA Intern. Med. erschien kürzlich die Analyse einer Subgruppe der Nurses´ Health Study an Krankenschwestern von 1992 bis 2012, die ergab, dass die Gesamtsterblichkeit sowie der Tod an kardiovaskulären und an malignen Erkrankungen mit der Häufigkeit des Besuches von Gottesdiensten abnahm (1). Der Kirchgang wurde quantifiziert in: nie, gelegentlich, einmal und mehrmals wöchentlich,
Von den 74.534 Teilnehmern, die bei Eintritt in die Studie keine kardiovaskulären oder malignen Erkrankungen aufwiesen, waren in dieser Zeit 13.537 gestorben, einschliesslich 2721 kardiovaskulären 4479 malignen Todesfällen. Nach multivariater Analyse mit Berücksichtigung wichtiger Einflussgrössen wie etwa Lebensstil und Risikofaktoren war die mehrmals wöchentliche Teilnahme an religiösen Veranstaltungen im Vergleich zu Frauen, die nie zur Kirche gingen, mit einer um 33% niedrigeren Gesamtmortalität assoziiert (HR 0.67, 95% CI 0.62-0.71, p<00.1). Für die kardiovaskuläre Sterblichkeit betrug die Abnahme 27%, für den Tod an Malignomen 21%. Soziale Unterstützung trug zum Effekt 23% bei, Rauchen 22%, depressive Symptome 11% und optimische Lebenseinstellung 9%.
Kommentar
Diese Untersuchung ist, wie der vom JAMA eingeladene Kommentator D.G.Blazer ausführt (2), wie jede andere Studie rein sachlich zu betrachten und sollte keineswegs zu philosophischen oder theologischen Überlegungen oder gar ärztlichen Empfehlungen zum Gottesdienstbesuch Anlass geben. Man kann aus der Studie nicht auf mögliche pathogenetische Mechanismen schliessen. Ebenso wenig darf man sie auf die Allgemeinbevölkerung erweitern, da es nur Frauen waren, die als Krankenschwestern einen gehobenen Bildungsgrad aufwiesen und sich freiwillig zur Teilnahme an dieser Erhebung gemeldet hatten.
Apropos, die Boswelliasäuren im Weihrauch, über die im Blog der DGE berichtet wurde (3), werden es ganz gewiss nicht gewesen sein, da Hochämter mit liturgischem Gebrauch von Weihrauch, der Boswelliasäuren enthält, in katholischen Kirchen doch nicht so häufig abgehalten werden, vor allem aber auch deshalb, weil die Abnahme der Sterblichkeit in der Nurses´ Health Study bei den Kirchgängern aller Konfessionen gefunden wurde, auch bei den in den USA weitverbreiteten protestantischen Kirchen oder Synagogen und Tempeln ohne Weihraucheinsatz.
Die Studie wurde sehr sorgfältig mit Zwischenbefragungen während der gesamten Laufzeit durchgeführt. Eine randomisierte, prospektive Studie, wie man es heute im Zeitalter der evidenzbasierten Medizin fordert, ist naturgemäss nicht möglich, zumal sie auch als unethisch angesehen würde. Interessant sind die publizierten Resultate allemal.
Helmut Schatz
Literatur
(1) Shanshan Li et al.: Association of religious service attendance with mortality among women.
JAMA Intern Med. 2016. 176(6):777-785. doi: 10.1001/jamainternmed.2016.1615
(2) Dan German Blazer: Empirical studies about attendance at religious services and health. Invited Commentary.
JAMA Intern Med. 2016. 176(6): 785-786. doi:10.1001/jamainternmed.2016.1626
(3) Helmut Schatz: Boswelliasäuren aus indischem Weihrauch bei Autoimmunthyreoidits?
DGE-Blogbeitrag vom 25. Januar 2016
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