Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Gesundheitsfördernde Wirkung von Kaffee bei Diabetes


Hannover, 4. April 2016:

Der Konsum von täglich mehr als vier Tassen koffeinhaltigem Kaffee (über 600 ml) im Vergleich zu durchschnittlich weniger als einer Tasse täglich war in der EPIC-Deutschland-Studie mit mehr als 42.600 Probanden aus Potsdam und Heidelberg mit einem um 23 % verringerten Typ-2-Diabetes-Risiko assoziiert (1). Ein ähnlicher Zusammenhang deutete sich auch für entkoffeinierten Kaffee an. Diese Studienergebnisse bestätigten etliche andere Studien aus den Jahren zuvor.

Hyperinsulinämie verringert die Ausscheidung von Harnsäure, sodass die Insulinresistenz bei Typ-2 Diabetes nicht nur mit erhöhten Blutzuckerspiegeln, sondern auch mit erhöhten Harnsäurespiegeln im Blut einhergeht. Da Kaffeegenuss bekanntermaßen die Insulinresistenz verbessert, untersuchte nunmehr eine eben erschienene Studie aus Kanada (2), inwieweit es eine Verbindung zwischen Blutzuckerspiegeln und Harnsäurespiegeln bei Kaffeetrinkern und Nicht-Kaffeetrinkern gibt und inwieweit sich der Kaffeekonsum dabei auf die Insulinresistenz auswirkt.

In der über 16 Jahre laufenden Studie wurden 143 gesunde Kaffeetrinker mit 77 gesunden Personen verglichen, die keinen Kaffee tranken. Außerdem wurden 48 Kaffee trinkende Menschen mit Diabetes mit 42 Diabetespatienten verglichen, die keinen Kaffee tranken. Die Kaffeetrinker beider Gruppen nahmen  täglich drei bis vier Tassen Kaffee zu sich.

Nach 16 Jahren regelmäßigem Kaffeegenuss lagen die Nüchtern-Blutzuckerspiegel bei den Normalpersonen mit 75 ± 13 mg/dl (Mittelwert ± SD) nur geringfügig niedriger als die 79 ± 12 mg/dl bei den Normalpersonen, die in dieser Zeit keinen Kaffee tranken (P=0,036). Die Harnsäurespiegel waren jedoch bei den Kaffeetrinkern mit 7,7 ± 1,2 mg/dl signifikant niedriger als bei den Nicht-Kaffeetrinkern mit 8,5 ± 1,3 mg/dl (P<0,0001). Ganz anders jedoch war die Situation bei den Diabetespatienten. Hier hatten die Kaffeetrinker mit 104 ± 27 mg/dl deutlich niedrigere Nüchtern-Blutzuckerspiegel als die Nicht-Kaffeetrinker mit 128 ± 31 mg/dl (p< 0,0003). Ähnlich wie bei den gesunden Normalpersonen lagen die Harnsäurewerte der kaffeetrinkenden Diabetespatienten mit 8,7 ± 1.1 mg/dl signifikant niedriger als bei denen, die keinen Kaffee tranken, deren Harnsäure    9,8 ± 1,6 mg/dl betrug (P<0,0004).

Die Ergebnisse zeigen, dass die Verbesserung der Insulinresistenz bei Diabetikern nach Kaffeegenuss nicht nur mit niedrigeren Blutzuckerspiegeln sondern auch mit niedrigeren Harnsäurespiegeln einhergeht und somit möglicherweise auch die Reduzierung der Harnsäurespiegel zur Verbesserung der Insulinsensitivität führt.

Kommentar

So manches Genussmittel, von dem man früher der Meinung war, es schade der Gesundheit, hat sich mittlerweile als gesundheitsfördernd herausgestellt. Dazu gehören Kaffee, Tee, Kakao, Schokolade, Rotwein, Eier und manches mehr. Meine eigene Diät habe ich mittlerweile ganz auf Genuss umgestellt und warte jetzt nur noch darauf, dass eines Tages sogar dem Tabakrauchen eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgewiesen wird. Dann werde ich in meinem hohen Alter vielleicht doch noch vom Nichtraucher zum Raucher.

Klaus-D. Doehler, Hannover

Literatur

Floegel A. et al.: Coffee consumption and risk of chronic disease in the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)–Germany study.
Am J Clin Nutr 2012 Apr; 95(4):901-908.

Bhaktha et al.: Beneficial effects of coffee and maintenance of uric acid levels.
Int. J. Pharmacy and Pharmaceutical Sci. 8 (4) 2016.

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Publiziert am von Prof. Klaus Döhler
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2 Antworten auf Gesundheitsfördernde Wirkung von Kaffee bei Diabetes

  1. Helmut Schatz sagt:

    Lieber Klaus, ein lustiger Kommentar! Zur Studie: Könntest Du Details berichten, wie das Eßverhalten der der Diabetespatienten mit und ohne Kaffetrinken war? Wurde das in der Studie (über 16 Jahre!) erhoben? Gab es Gewichtsunterschiede?
    Herzliche Grüße
    Helmut

  2. Lieber Helmut, Deine Frage wird in der Publikation leider nicht beantwortet. Die Differenzierung wurde nur zwischen Kaffeetrinkern und Nicht-Kaffeetrinkern getätigt, wobei aber die Zubereitung des Kaffees sehr genau definiert wurde – Filterkaffee, der ohne Druck durch den Filter lief. Auf Essverhalten und Gewicht ging die Veröffentlichung nicht ein.
    Ich möchte aber diese Gelegenheit zu einer Korrektur nutzen. Die Studie wurde nicht in Kanada durchgeführt, sondern im Dakshina Kannada District in Indien. Sorry for that!
    Herzliche Grüße zurück
    Klaus

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