Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Sitagliptin und Herzinsuffizienz: Widersprüchliche Resultate


Bochum, 8. Juli 2014:

Auf dem Joint Meeting der International Society of Endocrinology und der Endocrine Society (ICE/Endo) vom 21.-24 Juni 2014 in Chicago berichtete S. Kannan über eine retrospektive Studie an etwa 13 000 Typ-2-Diabetespatienten aus dem elektronischen Cleveland-Datenregister. Es wurden Patienten unter Metformin mit DPP4-Hemmern, zumeist Sitagliptin als add-on-Therapie, und mit zusätzlich anderen oralen Antidiabetika verglichen. Innerhalb von 4 Jahren wurde kein erhöhtes kardiales Gesamtrisiko gesehen, unter DPP-4-Hemmern war das Herzinsuffizienzrisiko aber signifikant erhöht (1).

Allison B. Goldfine von der Joslin-Klinik in Boston trug in derselben Sitzung vor, dass sie unter 32 000 gematchten Paaren keinen Unterschied des kardialen Gesamtrisikos zwischen diesen oralen Therapieformen gesehen habe. Herzinsuffizienzen wurden unter DPP-4-Hemmern sogar seltener registriert (2). Daniela L. Weir et al. schließlich publizierten am 2. Juli 2014 online (3) die Auswertung der Daten einer US-weiten Krankenversicherung. Sie fanden unter Sitagliptin bei vorbestehender Herzschwäche ein um 84% signifikant erhöhtes Hospitalisationsrisiko wegen Myokardinsuffizienz (3, siehe Abbildung). In einem begleitenden Editorial weisen D.L. Bhatt und M.A. Cavender auf die noch laufende TECOS-Studie mit Sitagliptin hin, die Ende 2014 abgeschlossen sein wird und auch umfangreiche Daten zur Frage des Auftretens oder einer Verschlechterung einer Herzinsuffizienz unter Sitagliptin liefern wird.

Kommentar

In Barcelona fand beim EASD-Kongress 2013 eine lebhafte Diskussion über Herzinsuffizienz unter DPP-4-Hemmern statt. Diese betraf die SAVOR-TIMI53 – Studie mit Saxagliptin und die EXAMINE – Studie mit Alogliptin. Im DGE-Blog wurde darüber am 27. September 2013 berichtet. Im Beipackzettel von Saxagliptin (Onglyza®) wird nunmehr zur „besonderen Vorsicht“ bei Herzinsuffizienz geraten. Jetzt liegen neue, wenn auch widersprüchliche Daten zur Herzinsuffizienz unter Sitagliptin (Januvia® u.a.) vor, dem meistverwendeten DPP-4-Hemmer. Es könnte sich somit um einen Klasseneffekt der DPP-4-Hemmer handeln. Bis zur en Klärung dieser Problematik wird es – auch im Sinne des „Primum nil nocere!“ – klug sein, DPP-4-Hemmer bei schon bestehender Herzinsuffizienz nicht einzusetzen.

Helmut Schatz

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Literatur

(1) Subramanian Kannan, Abstract OR34-3, Joint Meeting of the International Society of Endocrinology and the Endocrine Society, Chicago, 23. Juni 2014

(2) Frau Dr. Goldfine, Abstract 34-6, Joint Meeting of the International Society of Endocrinology and the Endocrine Society, Chicago, 23. Juni 2014

(3) DL Weir et al.: Sitagliptin use in patients with diabetes and heart failure: a population based retrospective cohort study.
J Am Coll Cardiol HF 2014; DOI:10.1016/j.jchf.2014.04.005.Abstract

(4) DL Bhatt, MA Cavender: Do dipeptidyl peptidase inhibitors increase the risk of heart failure?
J Am Coll Cardiol HF 2014; DOI:10.1016/j.jchf.2014.05.005. Excerpt

Abbildung

sitagliptin-herzinsuffizienz

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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