Hannover, 1. April 2021
Spektakuläre Entdeckung: Im australischen Outback hat ein Forschungsteam des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) einen besonderen Fund gemacht: Kamerafallen lieferten Hinweise auf eine Säugetierart, deren Existenz zwar vermutet wurde, aber bislang nicht nachgewiesen werden konnte. Mithilfe von Umwelt-DNA – der genetischen Analyse von Kot- und Haarproben – gelang es dem Team, Aussehen und Fortpflanzung des Tieres einzugrenzen. Demnach handelt es sich um ein Säugetier mit ungewöhnlich langen Ohren, das Eier legt.
Nicht-invasive Methoden sind heutzutage Standardverfahren in der modernen Biodiversitätsforschung. Wo früher noch Entdecker mit dem Fernglas durch den Busch robbten, liefern heute Kamerafallen und die DNA-Analyse von in der Landschaft herumliegenden Haar- oder Kotproben Informationen über versteckt lebende Arten. Kameradaten und biologische Proben lassen sich dann in Laboren und Büros analysieren und auswerten, ohne dass sich die Forschenden dafür von Moskitos zerbeißen oder der Sonne grillen lassen müssen.
Ein Datensatz aus dem australischen Outback hat nun einen überraschend Fund erbracht. Die Analyse von Kamerafallenfotos und sogenannter Umwelt-DNA lieferte den Nachweis für eine neue Säugetierart. In Australien haben sich viele Sonderformen und sehr ursprüngliche Tiere erhalten, unter anderem die einzigen eierlegenden Säugetiere, die Schnabeltiere und Schnabeligel. Viele australische Arten besiedeln zudem ähnliche Nischen wie unsere heimischen Säuger und ähneln ihnen daher auch äußerlich.
„Wir wissen noch nicht genau, wie das Tier aussieht. Leider haben wir nur ein unscharfes Kamerafallenfoto, das aber zumindest seine Existenz bestätigt“, berichtet Professor Fickel vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). „Unser umfassendes genetisches Datenarchiv ermöglicht es uns, Merkmale eines Tieres anhand des Genmaterials genau vorherzusagen. So konnten wir rekonstruieren, wie das Tier höchstwahrscheinlich aussehen muss“ (1).
Für die Analyse haben Fickel und sein Team die Allele an vier Marker-Genen untersucht. Das NRE-Gen kodiert das Non-Canonical Reproduction Enzyme. Da dieses Protein bei allen eierlegenden Säugetieren gefunden wurde, belegt dies, dass auch dieses Tier Eier legt. Bestätigt wird dies durch das Allel am TSO-Gen, das eine wesentliche Rolle im „Thick Shell Forming Organ“ spielt und für die Bildung der Eierschale unentbehrlich ist. Das EHO-Gen kodiert ein Protein, das in den Ear-Height-and-Ovar-Development-Stoffwechselweg eingebunden ist.
Die Allelausprägung an diesem Gen belegt, dass die Ohrlänge des Tieres weit über 15 Zentimeter liegen muss. Schließlich analysierten die Forschenden noch das RF-Gen, welches das Rutilofertil-Protein produziert. Dies ist ein Eiweiß, das dem Tier eine rötliche Färbung verleiht, und in Verbindung mit dem Kalk der Schalen der zahlreich gelegten Eier eine große Palette unterschiedlichster Farben ermöglicht.
Wenn auch die Neuentdeckung eines Säugetieres eine wissenschaftliche Sensation ist, so ist es prinzipiell nicht verwunderlich, dass in Australien ein optisch dem Europäischen Feldhasen ähnliches Tier entdeckt wurde. Aufgrund seiner Merkmale gab das Team ihrer Neuentdeckung den wissenschaftlichen Namen „Ovolepus paschii“, was sinngemäß „der österliche Eierlegehase“ bedeutet.
„Europäische Feldhasen und Wildkaninchen, die von europäischen Einwanderern mitgebracht wurden, hoppeln schon lange durch das australische Outback und verursachen teilweise enorme Probleme für die einheimische Flora und Fauna. Die optische Ähnlichkeit mit diesen Tierarten mag vielleicht auch die Ursache sein, warum uns Ovolepus so lange durch die Kamerafallen gerutscht ist“, kommentiert Fickel die Entdeckung. „Wir werden unsere Datenbanken nochmal genauer unter die ovolepale Lupe nehmen und sind sicher, weitere Exemplare zu entdecken“.
Aus genetischen Analysen konnte außerdem rekonstruiert werden, wie die Eier des neu entdeckten Säugetieres aussehen. Sie sind oval, messen etwa drei bis vier Zentimeter im Durchmesser und haben vermutlich Streifen und Punkte in verschiedenen bunten Farben, die auch vor unterschiedlichen Hintergründen eine hervorragende Tarnung darstellen.
Kommentar des Referenten
Es würde mich nicht überraschen, wenn Umwelt-DNA Analysen die Existenz des „Ovolepus paschii“ auch in Europa bestätigen würden. Aus den australischen Daten wissen wir nun in welchen Gen-Abschnitten wir suchen müssen. Der Verdacht, dass der „Ovolepus paschii“ auch in Europa heimisch ist, besteht schon seit längerem. Man findet nämlich auch in unseren Breiten des Öfteren im Frühjahr farbig-gemusterte Eier-Gelege, die der Beschreibung der australischen Entdeckung entsprechen. Durch mündliche Kommunikation habe ich erfahren, dass man am IZW an Hand von Umwelt DNA-Analysen auch Kodierungen eines „Dental Growth Factor“ (DGF) gefunden hat, dessen Existenz schon immer bei Nagetieren vermutet wird.
Klaus-D. Döhler, Hannover
(1) Nadja Podbregar: Australien: Neue eierlegende Säugetierart entdeckt.
https://www.scinexx.de/news/biowissen/australien-neue-eierlegende-saeugetierart-entdeckt/
1. April 2021 (Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) im Forschungsverbund Berlin e.V.)
Gratuliere zu dieser sensationellen Entdeckung! Ich hab’s ja schon immer gewusst, der 1. April ist ein einzigartiges Datum!
Gerade wegen des 1. April – Datums habe ich nachgesehen und mich aus meinem Medizinstudium an die Kloaken-Malformationen bei Neugeborenen erinnert: Schnabeltiere und die zwei Ameisenigel-Arten sind als „Ur-Säuger“ Kloakentiere mit einem gemeinsamen Ausgang des Enddarms, der Blase und des Geschlechtsorgansystems, einer „Kloake“. Sie sind die einzigen, nicht – lebendgebärenden Säugetiere und brüten wie die Vögel ihre gelegten Eier aus. Den „Ovolepus Paschii“, den das Institut für Zoo- und Wildtierforschung am 1. April 2021 erstbeschrieben hat, müsste man also hier dazuzählen.
Für alle diejenigen, die die 4 Gene (Das NRE-Gen …, das TSO-Gen…, das EHO-Gen…, und das RF-Gen) von hinten beginnend rückwärts abgelesen haben, hat sich noch eine verborgene „genetische Botschaft“ erschlossen.
Danke, lieber Klaus, für die Entschlüsselung der genetischen Botschaft der am Leibniz-Institut vom (dort real existierenden) Professor Fickel.erforschten vier Gensequenzen.
Übrigens, eine Kloaken-Fehlbildung tritt nur bei Mädchen auf, passend zu den Ostereier legenden Häsinnen des Ovolepus paschii.
Häsinnen nennt man in nord-und manchen ostdeutschen Gegenden auch „Zibben“ (dort auch Bezeichnung für ein „blödes Weib“).