Bochum, 20. März 2024:

In der ersten Ausgabe 2024 des Journal of Clinical Investigation erschienen die Resultate der Arbeitsgruppe mit dem Senior-Autor Timo Strünker aus Münster (1) über eine der Ursachen von männlicher Unfruchtbarkeit. Bei knapp 2.300 Männern, die sich am Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie an der Universität Münster einer Samenanalyse unterzogen haben, wurde die Funktion  des spermienspezifischen „CatSper-Kanals“ überprüft, welcher für den Kalziumhaushalt der Spermien und somit deren Motilität wichtig ist.  Zur Diagnose eines fehlerhaften Ionenkanals diente ein recht einfacher Test, der die Spermienmotilität überprüft: Bei einem Funktionsverlust von CatSper, ausgelöst durch Variationen in CatSper-Genen, unterblieb die zur Penetration in das Ei nötige Hypermotilität.

Abbildung 1: Das Graphical  Abstract in der Publikation (1) zeigt dies anschaulich:

Abbildung 2: In der Allgemeinpresse wurde dies vereinfacht dargestellt (2):

Abbildung 3 (aus Lit.1): Kein Auftreten einer  Hypermotilität des  Spermienschwanzes bei CatSper-Gendefekt (rechts unten) im Gegensatz zu  Kontrollspermien (rechts oben).

Beim CatSper-Funktionsverlust mit fehlendem Auftreten einer Hypermotilität der Spermien kann nur durch intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) eine Schwangerschaft erzielt werden, nicht aber mit anderen Formen der assistierten Reproduktion wie in vivo durch Insemination oder vitro im Reagenzglas. Die Autoren betonen, dass eine defekte CatSper-Funktion mit der Folge einer fehlenden Spermien-Hyperaktivität die häufigste bekannte Ursache einer unerklärten männlichen Infertilität darstellt. Sie ist bei unfruchtbaren Paaren leicht zu diagnostizieren, die Kosten für den Test dürften im Bereich von etwa hundert Euro liegen. Man schätzt, dass etwa jeder 100te unfruchtbare Mann mit ansonsten unauffälliger Samenanalyse diesen Defekt aufweist.

Helmut Schatz