Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Der „Eid des Hippokrates“ für die heutige Zeit: Das „Ärzte-Gelöbnis“ der World Medical Association in der Fassung vom 14. Oktober 2017


Bochum, 24. Oktober 2017:

Im DGE-Blog erschienen am 28. November 2016 (1) und am 1. Dezember 2016 (2) zwei Beiträge, die sich mit dem Eid des Hippokrates und neueren Formen eines Ärztegelöbnisses befassten. So formulierte die World Medical Association im Jahre 1948 den als „Genfer Gelöbnis“ bezeichneten Eid, der aber wenig verwendet wurde und wird. In Österreich war und ist bei der Promotion von Studierenden aller Fachrichtungen einschließlich der Medizin ein gleich formulierter Eid abzulegen. Auch der Referent hatte nach Verlesung des – im Jahre 1964 noch in lateinischer Sprache abgefassten – Textes den Schwur auf das Grazer Universitätsszepter zu leisten und zu sprechen: „Spondeo ac polliceor“ (2).

Das Genfer Gelöbnis von 1948 wurde mehrfach angepasst und die revidierte Fassung von 2017 kann jetzt im Journal der Amerikanischen Ärztegesellschaft vom 14. Oktober 2017 online nachgelesen werden (3). Es soll hier in der englischen Original-Fassung gebracht werden.

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World Medical Association Declaration of Geneva

The Physician’s Pledge

Adopted by the 2nd General Assembly of the World Medical Association, Geneva, Switzerland, September 1948
and amended by the 22nd World Medical Assembly, Sydney, Australia, August 1968
and the 35th World Medical Assembly, Venice, Italy, October 1983
and the 46th WMA General Assembly, Stockholm, Sweden, September 1994
and editorially revised by the 170th WMA Council Session, Divonne-les-Bains, France, May 2005
and the 173rd WMA Council Session, Divonne-les-Bains, France, May 2006
14. Oktober 2017and the WMA General Assembly, Chicago, United States, October 2017

  • AS A MEMBER OF THE MEDICAL PROFESSION:
  • I SOLEMNLY PLEDGE to dedicate my life to the service of humanity;
  • THE HEALTH AND WELL-BEING OF MY PATIENT will be my first consideration;
  • I WILL RESPECT the autonomy and dignity of my patient;
  • I WILL MAINTAIN the utmost respect for human life;
  • I WILL NOT PERMIT considerations of age, disease or disability, creed, ethnic origin, gender, nationality, political affiliation, race, sexual orientation, social standing, or any other factor to intervene between my duty and my patient;
  • I WILL RESPECT the secrets that are confided in me, even after the patient has died;
  • I WILL PRACTISE my profession with conscience and dignity and in accordance with good medical practice;
  • I WILL FOSTER the honour and noble traditions of the medical profession;
  • I WILL GIVE to my teachers, colleagues, and students the respect and gratitude that is their due;
  • I WILL SHARE my medical knowledge for the benefit of the patient and the advancement of healthcare;
  • I WILL ATTEND TO my own health, well-being, and abilities in order to provide care of the highest standard;
  • I WILL NOT USE my medical knowledge to violate human rights and civil liberties, even under threat;
  • I MAKE THESE PROMISES solemnly, freely, and upon my honour.

©2017 World Medical Association Inc. All Rights Reserved. All intellectual property rights in the Declaration of Geneva are vested in the World Medical Association.

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Kommentar

Der Hauptunterschied zu anderen ethischen Schlüsseldokumenten wie der Deklaration von Helsinki über „Ethische Prinzipien in der medizinische Forschung am Menschen“ sowie der Deklaration von Taipei über „Ethische Überlegungen bei der Erstellung von  Gesundheits-Datenbanken und Biobanken“ liegt darin, dass im revidierten Genfer Gelöbnis  die Autonomie des Patienten explizit und klar  hervorgehoben wurde. Um die Wichtigkeit der Selbstbestimmung als einen der Eckpunkte medizinische Ethik hervorzuheben, wurde dieser Paragraph am Anfang des Gelöbnisses gebracht.

„Salus aegroti suprema lex“ hiess es  früher.  Schon lange jedoch sagt man: „Voluntas aegroti suprema lex“ .  Im jetzigen Genfer Gelöbnis steht diesem Grundsatz entsprechend zu Beginn:  „Ich will die Autonomie und Würde meines Patienten respektieren“.  Auch der 1. Satz von  §1 des deutschen Grundgesetzes lautet:  „Die Würde des Menschen ist unantastbar“

Helmut Schatz

Literatur

(1) Helmut Schatz: Hat der Eid des Hippokrates heute noch eine Bedeutung?
DGE-Blogbeitrag vom 28. November 2016

(2) Helmut Schatz: „Spondeo ac polliceor“ – Der Eid der Studierenden aller Fakultäten bei ihrer Promotion in Österreich.
DGE-Blogbeitrag vom 1. Dezember 2016

(3) Ramin Walter Parsa-Parsi: The revised declaration of Geneva. A modern-day physicians´s pledge.
J. Amer. Med. Assoc. online October 14, 2017. doi: 10.1001/jama.201716230

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2 Responses to Der „Eid des Hippokrates“ für die heutige Zeit: Das „Ärzte-Gelöbnis“ der World Medical Association in der Fassung vom 14. Oktober 2017

  1. Helmut Schatz says:

    Der Chefredakteur der „Praxis-Depesche“ , Dr. CHristian Bruer, weist in Heft 11/2017 in seines Editorials besonders auf den neuen Passus hin: „I WILL ATTEND TO my own health, well-being, and abilities in order to provide care of the highest standard“. In der November-Ausgabe findet sich nämlich eine Studie zu Burnout bei Onkologen.

  2. Helmut Schatz says:

    Im Westfälischen Ärzteblatt 12/17 weist auch Theodor Windhorst von der Westfälischen Ärztekammer auf diesen Punkt hin unter der Überschrift: „Nachdenken – und gut zu sich selber sein“. Er schreibt, „dass sich Ärztinnen und Ärzte mit dem Gelöbnis nunmehr auch verpflichten, nicht nur zu Patienten und Kollegen, sondern auch zu sich selbst gut zu sein. Auf die eigene Gesundheit und das eigene Wohlbefinden zu achten, das sollte gerade für Ärztinnen und Ärzte selbstverständlich sein“. In diesem Zusammenhang darf ich den Berliner Altersforscher Paul Baltes zitieren, der den älteren und alten Menschen die drei „L“ empfahl: „Laufen, Lernen, Lieben“, also Bewegung, stets neugierig sein und dazulernen – und lieben: seine Mitmenschen, seine Umwelt und sich selbst. In der Bibel steht: Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst! Man soll sich also auch selbst lieben, das bedeutet, sich akzeptieren so wie man ist (siehe den letzten Absatz im DGE-Blogbeitrag vom 11. April 2015).

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