Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Den Diabetischen Fuß kennt jeder, auch die Diabetische Hand?


Der schnellende Finger bei Diabetes häufiger als bei Menschen ohne Diabetes

Bochum, 16. November 2022:

Mattias Rydberg, Handchirurg an der Universität Lund in Schweden und Mitarbeiter hatten nach Auswertung von zwei schwedischen Populations-Datenbasen schon früher im Jahre 2022 publiziert, daß Handveränderungen bei Diabetes, häufiger sind als bei Personen ohne Diabetes. Es sind dies der schnellende Finger/Schnappfinger/Trigger-Finger (stenosing flexor tenosynovitis), die Dupuytren´sche Kontraktur, das Karpaltunnelsyndrom, das Sulcus ulnaris-Syndrom und eine Arthrose (osteoarthritis) des ersten Carpo-Metacarpalgelenks. Jetzt berichteten dieselben Autoren aus denselben Datenbanken in der bisher größten Studie ihre Resultate über den schnellenden Finger, getrennt nach Typ-1 und Typ-2 – Diabetes sowie nach männlichem und weiblichem Geschlecht. (1).

In der Studienpopulation aus dem Swedish National Diabetes Register von 2004-2019 fanden sich 9682 erwachsene Patienten mit Typ-1- und 85.755 mit Typ-2-Diabetes, dazu kamen die Daten aus der Region Skane´s healtcare Database. Insgesamt waren es 1.1 Millionen Diagnosen. Während der Studienperiode wurde ein schnellender Finger bei 486 Frauen und 271 Männern mit Typ-1 – Diabetes sowie 1143 Frauen und 1009 Männern mit Typ-2 – Diabetes registriert.

Der HbA1c-Wert war bei allen Diabetespatienten mit schnellendem Finger höher als den übrigen Personen (p<0.01).Ebenso wiesen sie eine längere Diabetesdauer auf.(p<0.01).Die signifikanten Assoziationen mit dem HbA1c blieben auch bei Adjustierung für Einflußfaktoren wie Alter, Rauchen, Diabetesdauer, Body Mass Index und Blutdruck bestehen.

Das größte Risiko für einen schnellenden Finger bestand bei Männern mit Typ-1-Diabetes und einem HbA1c über 8% / 64 mmol/mol mit einer Odds Ratio von 5.33 (p<0.01) im Vergleich zu Männern mit Typ-1-Diabetes und einem HbA1c-Wert </=6.5% / 48 mmol/mol.

Zur Pathogenese führen die Autoren an: Kombination aus oxidativem Stress zufolge Diabetes-induzierter Hypoxie, Ödem durch intrazelluläre hyperosmotische Proteine, und durch länger anhaltende Hyperglykämie vermehrte advanced glycosylation end products. Rydberg berichtet, dass man dies intraoperativ an den Sehnen sehen könne: sie sind entzündet, und rundherum ist es auch geschwollen, vor allem bei Typ-1 – Diabetes. Patienten.

Therapeutisch könne man einen Schnellenden Finger durch Corticosteroidinjektionen behandeln, was insbesondere bei Typ-1-Diabetespatienten zu einem starken Blutzuckeranstieg führen kann. Dies sei aber bei längerer Diabetesdauer nur von vorübergehendem Nutzen. Die Alternative sei die Operation, die bei Diabetes langsamer zum Erfolg führe als beim Nichtdiabetiker und mit Schmerzen und Steifigkeit des Fingers verbunden sei, die aber nach 1 Jahr abgeklungen seien.

Kommentar

Wenn die Diabetische Hand auch nicht so häufig ist wie der diabetische Fuß, so sollten wir Ärzte unsere Diabetespatienten auch die offene Frage stellen: „Haben Sie Probleme mit der Hand?“ Das dauert nur wenige Sekunden. Natürlich sind die Augen, das Herz und die Niere viel wichtiger. Wenn man sein Hand aber nicht mehr richtig gebrauchen kann, ist dies für die Patienten belastend.

Der Referent (H.S.) hat in seiner Verwandtschaft einen älteren Typ-2-Diabetespatienten, dessen schnellender Finger nach nur vorübergehendem Erfolg einer Corticosteroid-Injektion in den Finger vor 6 Wochen operiert wurde und dessen Finger jetzt noch steif und etwas geschwollen ist. Ich habe ihm die Arbeit von Rydberg gezeigt mit seiner Aussage, dass diese Beschwerden noch bis zu 1 Jahr anhalten könnten, dann aber abgeklungen sein werden. Das hat meinen Bekannten beruhigt.

Helmut Schatz

Literatur

(1) Rydberg et al.: Diabetes Care online August 25, 2022.

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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Eine Antwort auf Den Diabetischen Fuß kennt jeder, auch die Diabetische Hand?

  1. Laura Krone sagt:

    Mein Mann leidet unter einer Überbelastung der Hand. Gut zu lesen, dass es auch Morbus Dupuytren sein kann, da er sie zum Teil auch nicht bewegen kann. Dennoch geht er zu einer chirurgischen Vorsorge.

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