Bochum, 24. Juli 2018:
Zwillingsforscher haben mindestens seit 1874 angenommen, dass zweieiige Zwillinge ebenso häufig das gleiche wie ein unterschiedliches Geschlecht aufweisen. Dies wurde seit 1901 als „Weinberg´s Differential Rule“ bekannt. Neue Untersuchungen in Grossbritannien (UK) und in den USA ergaben, entgegen dieser Regel, dass zweieiige Zwillinge signifikant häufiger das gleiche Geschlecht aufweisen (1).
Es wurden zwei Populationen untersucht: Teilnehmer der National Longitudinal Study in the UK (n=17.419) von 1958 bis jetzt und der National Longitudinal Study of Adolescent Health in the USA (n= 20.745) von 1994 bis jetzt. Die Berechnung erfolgte nach dem one-sample t -Test der Proportion gleichgeschlechtlicher Zwillinge gegen den theoretischen Null-Wert von 0.5022.
Die Proportion gleichgeschlechtlicher Paare unter den dizygoten Zwillingen betrug im UK 0.6043 (t (325) = 3.838, p =0.00015) und in den USA 0.5739 (t (520) = 3.398, p= 0.00073 in den USA.
Kommentar
Neuere Forschungen über eine Sex-spezifische Zusammensetzung von Brustmilch ließen vermuten, dass verschiedengeschlechtliche Zwillingspaare in ihrer Entwicklung einen Nachteil gegenüber gleichgeschlechtlichen Paaren haben könnten. Es könnte eine evolutionsgeschichtliche Tendenz zu gleichgeschlechtlichen dizygoten Zwillingspaaren bestehen. Als Limitation der Studie geben die Autoren selbst an, dass die Klassifikation in monozygote und dizygote Zwillinge nach den Angaben der Mutter und nicht nach DNA-Analysen erfolgt war. Zusätzliche Daten deuten aber darauf hin, dass solche Fehlklassifikationen vernachlässigbar gering sind und dass eine mögliche Falscheinstufung die Hauptschlussfolgerung nicht verändern würde.
Ohne direkten Zusammenhang mit dieser Zwillingsproblematik darf der Referent hier ein anderes Thema ansprechen. Es ist die Frage, die ihn ebenso wie wohl jeden Arzt und aufgeschlossenen Mitbürger gewiss schon einmal beschäftigt hat: Warum wurden nach dem 1. und dem 2. Weltkrieg mehr Jungen als Mädchen geboren? Dazu kann man zum Beispiel in der Wochenzeitschrift „DIE ZEIT“ lesen (2):
„In Friedenszeiten kommen 100 neugeborene Mädchen auf etwa 105 Jungen. Die Sterblichkeit unter Jungen ist größer, und offenbar wird da vorausschauend ein Überschuss produziert. Nach Kriegen steigt diese Überproduktion, das zeigt zumindest die deutsche Geburtenstatistik: Nach dem Ersten Weltkrieg wurden plötzlich 108 Jungen pro 100 Mädchen geboren, der Überschuss ging dann bis 1939 langsam wieder zurück, um 1945 wieder auf 108 zu steigen. Erst 1960 lag die Zahl wieder unter 106. Der gleiche Effekt ist auch in den Statistiken Grossbritanniens, Belgiens, Irlands und Frankreichs zu beobachten“. Mögliche Erklärungen dafür kann man dort nachlesen (2). Warum werden aber auch in Friedenszeiten mehr Jungen als Mädchen geboren (105 : 100) ? Eine Annahme ist, dass mehr Mädchen intrauterin absterben und nicht, weil mehr Jungen gezeugt werden (3).
Helmut Schatz
Literatur
(1) Satoshi Kanazawa et al.: Why are there more same-sex than opposite-sex dizygotic twins?
Hum. Reprod. 2018; 33(5):930-934
(2) Christoph Drösser: Männlich; Kriegsfolgen.
DIE ZEIT, 22. Januar 2009, No. 5
(3) Bernhard de Rudder, Frankfurt am Main, in: Der Spiegel 33/1950
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Man kann es als Frau selbst steuern, ob es ein Junge oder Mädchen werden soll.
Vorausgesetzt die Frau kennt die Zeit ihres Eisprunges ganz genau.
Das sollte man auch erwähnen. MfG
Liebe Frau Hardt, verraten Sie Ihre Erfahrungen oder Kenntnisse. Es gibt dazu sehr zahlreiche Hypothesen. Am ehesten könnte es sein, dass Geschlechtsverkehr zum Zeitpunkt des Eisprungs zu einem Buben führt, da die kürzeren Y-Chromosomen schneller wandern können als die X-Chromosomen, die das Ei erst erreichen, wenn es schon abgestorben ist. Wenn man ein Mädchen haben möchte, so heißt es, solle man 2-4 Tage vor dem Eisprung verkehren, da dann viele Y-Chromosomen bei Erreichen des Eies abgestorben sind. Ein zweiter Rat ist, dass man bei Wunsch nach einem Buben die Koitusstellung so wählen soll, dass der Penis tief eindringen kann, damit der Weg zur Eizelle kürzer ist, also Verkehr von hinten, im Unterschied zum geringeren Eindringen des Penis bei der „Missionarsstellung“ von vorne. Das ist aber alles kaum bewiesen. Frage: Hat es bei Ihnen geklappt, und wie?