Bochum, 18. Oktober 2019:
Auf dem Kongress der American Society for Bone and Mineral Research (ASBMR) 2019 in Orlando berichteten David Kendler et al. aus Vancouver über die Nachbeobachtung bei 126 postmenopausalen Osteoporose-Patientinnen nach einjähriger Denusomab-(Prolia®)-Gabe, gefolgt von Alendronat (Fosamax® u.a.), der „Denusomab Adherence Preference Satisfaction Study“. Die Patientinnen, die unter Denusomab (1x 60 mg alle 6 Monate) den größten Zuwachs an Knochendichte (BMD) aufwiesen, verloren bei anschließender Alendronatgabe (1x wöchentlich 70 mg) wieder den meisten Kochen, unterschritten aber nur in wenigen Fällen die Ausgangs-BMD (1). Die mittlere BMD-Zunahme unter Denusomab hatte an der Lendenwirbelsäule 5.6%, an der Gesamt-Hüfte 3.2% und Schenkelhals 3.1% betragen, 12 Monate später nach dem Wechsel auf Alendronat lagen die entsprechenden Werte bei 0.6%, 0.4% und -0.1 %. Bei den Patientinnen mit der größten BMD-Zunahme unter Denusomab nahm die Knochendichte an der Lendenwirbelsäule um 15.9% ab, an der Gesamt-Hüfte um 7.6% und am Schenkelhals um 21.7%. Eine post-hoc-Analyse der Patientinnen nach den 24 Monaten in 3 Gruppen mit 1.) =3% Verlust, 2.) gleichbleibende BMD oder 3.) Zunahme der BMD >/=3% war der einzig charakteristische Unterschied die maximale BMD-Zunahme unter Denusomab (1). David Kendler vermutet, dass eine „regression to the mean“ bestünde. Felicicia Cosman von der Columbia University New York weist darauf hin, dass Patientinnen unbedingt ihren Arzt informieren müssen, wenn die Fortführung einer Denusomab-Therapie vergessen oder verzögert wurde (2). Sonst könnte „ein dramatischer Knochenverlust“ mit multiplen Wirbelkörperbrüchen auftreten (vgl. 3).
In einem weiteren Beitrag auf dem ASBMR-Kongress 2019 wurde gefunden, dass Therapie-Weiterführung nach einer Denusomab-Gabe über im Mittel 4.6 Jahre mit einem anderen Bisphosphonat, der Zolendronsäure (Infusion 1x pro Jahr) keine gleich gute Verhinderung des Knochenverlustes erzielt werden konnte. David Kendler empfahl daher die flexiblere, wöchentliche Gabe von Alendronat, räumte aber ein, dass mit Alendronat noch keine Nachbeobachtungen länger als 1 Jahr vorlägen.
Diskussion
Auf die oft multiplen Wirbelbrüche nach Absetzen von Denusomab im Sinne eines „Rebound-Effektes“ wurde bereits am 12. Februar 2017 im DGE-Blog hingewiesen. Diesem Blogbeitrag folgten zehn teilweise kontroverse Kommentare von Ärzten und Betroffenen (3). Zwischenzeitlich ist das hohe Fraktur-Risiko bei Absetzen oder Verzögerung der nächsten Denusomab-Injektion wohl allgemein bekannt.
Helmut Schatz
Literatur
(1) David Kendler et al.: ASBMR-2019 Annual Meeting, präsentiert am 21. September 2019, Abstract 1047, LB – 1169
(2) Felicia Cosman, in: Nancy A. Meville: Big Gains With Denusomab in Osteoporosis a Risk for Later Decline.
https://www.medscape.com/viewarticle/918837?nlid=131748_5…
(3) Helmut Schatz: Prolia® (Denusomab): Rebound-Effekt mit multiplen Wirbelbrüchen nach Absetzen der Therapie.
DGE-Blogbeitrag vom 12. Februar 2017
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