Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Diabetes und Bluthochdruck unter den ersten 10 evidenzbasierten Faktoren zur Verhinderung der Alzheimer-Demenz


Graz, 1. September 2020

Am 20. Juli 2020 wurde online im Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry (1) eine Metaanalyse von Publikationen in PubMed, EMBASE und zentralen Databasen seit deren Etablierung bis März 2019 von prospektiven Observationsstudien und randomisierten kontrollierten Untersuchungen (RCT´s) im Hinblick auf die Entstehung und Prävention einer Alzheimer-Erkrankung  publiziert. Die  Suche ergab ~33.000 Berichte über Observationsstudien und ~11.500 RCT´s.   243 der prospektiven Observationsstudien und 153 der abgeschlossenen RCT´s wurden gemäß den gewählten Ausschlusskriterien in die Endanalyse einbezogen.

Es wurden 21 Empfehlungen ausgesprochen, basierend großteils auf den 10 Risikofaktoren für die Alzheimer Demenz der Evidenzklasse I, Level A (siehe Tabelle 1 aus Lit. 1):

Low levels of cognitive activity
Hyperhomocysteinemia
High BMI in late life
Depression
Stress
Diabetes
Head Trauma
Hypertension in midlife
Orthostatic hypotension
Education

Neun Klasse I – Faktoren wurden in Level B eingestuft: Obesitas im mittleren Lebensalter, Gewichtsverlust im höheren Alter, körperliche Aktivität, Rauchen, Schlaf, Herzkreislauferkrankungen, Vorhofflimmern, Gebrechlichkeit und Vitamin C.

Die zwei Faktoren, die in III klassifiziert wurden und deshalb nicht in die Empfehlungen eingingen waren Östrogentherapie nach der Menopause („estrogen replacement therapy , Level A) und ACE-Hemmer (Level B).

Sechs Faktoren wiesen eine geringe Evidenzstärke (C) auf: Diastolischer Blutdruck, NSAID, soziale Aktivität, Osteoporose, Exposition gegenüber Pestiziden und Silikon im Trinkwasser. Diese Faktoren bedürften aber noch weiterer Studien.

Kommentar

Wie neuere Untersuchungen ergaben, gingen in letzter Zeit die Prävalenz und Inzidenz der Demenz zurück. Eine Ursache kann man darin sehen, dass Maßnahmen für eine bessere öffentliche Erziehung und eine verbesserte Gefäßgesundheit erfolgten. Eine Alzheimer-Prävention ist offenbar durch  Kontrolle von beeinflussbaren Risikofaktoren möglich und somit auch erforderlich.

Jin-Tai Yu, Professor für Neurologie an der Fudan-Universität von Shanghai, China betonte, dass dies die erste evidenzbasierte Empfehlung zur Verhinderung der Alzheimer-Demenz sei. Etwa zwei Drittel dieser Empfehlungen beziehen sich auf vaskuläre Risikofaktoren und den Lebensstil. Sie betonen somit die Wichtigkeit,  für den Erhalt eines guten Gefäßstatus zu sorgen sowie die Bedeutung eines gesunden  Lebensstils (2).

In letzter Zeit erscheinen zunehmend große, sorgfältige Analysen der Weltliteratur durch chinesische Autorengruppen, unterstützt wie diese von chinesischen Institutionen zur Förderung der Wissenschaft. Nicht nur politisch und wirtschaftlich existiert heute ein Wettbewerb zwischen Amerika, Europa und China, sondern auch auf dem Gebiet von Forschung und Medizin

Helmut Schatz

Literatur

(1) Jin-Tai Yu et al.: Evidence-based prevention of Alzheimer´s disease: systematic review and meta-analysis of 243 observational prospective studies and 153 randomised controlled trials. Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry online 20 July 2020.
https://jnnp.bmj.com/content/early/2020/06/01/jnnp-2019-321913

(2) Jin-Taj Yu in: Michael Vlessides: First Evidence-Based Guideline for Alzheimer´s Prevention.
https://www.medscape.com/viewarticle/936423_print

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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