Bochum, 3. April 2022:
Am 29. März 2022 erschien in den Annals of Internal Medicine (1) das Ergebnis einer Kohortenstudie aus dem nationenweiten Register in Dänemark über einen Zusammenhang zwischen der Art der Diabetes-Behandlung der Väter mit der Fehlbildungsrate der Kinder. Dem Register wurden Informationen über die Geburtsdefekte und die elterliche Medikameneneinnahme entnommen, neben vielem Anderen wie etwa soziokulturelle Daten, die in Analysen berücksichtigt wurden. Bei der Überprüfung der verschiedenen Diabetesmedikamente ergab sich, dass eine Metforminbehandlung des Vaters mit einer signifikant erhöhten urogenitalen Fehlbildungsrate der männlichen Nachkommen assoziiert.war.
Aus dem Register wurden von 1997-2016 über 1.1 Millionen Eltern-Kind-Daten erfasst. Eine ernste Fehlbildung wiesen 3.3% der Neugeborenen auf. Diese Rate lag bei den 5298 Nachkommen von Insulin-behandelten Diabetespatienten in der gleichen Größenordnung, sodass diese als Referenz diente. Im Vergleich dazu war die Frequenz an Fehlbildungen unter Metformin der Väter bei den männlichen Nachkommen signifikant um das 3.4-fache erhöht (eOR 3.39. CI, 1.82-6.30). Es betraf die, welche Metformin während der dreimonatigen Periode der Spermienreifung eingenommen hatten. Metformineinnahme der Mütter hatte keinerlei Effekt. Bei den Fehlbildungen handelte es sich vor allem um genito-urethrale Probleme wie nicht deszendierte Hoden oder Fehlbildungen im Bereich der Harnröhre. Für Sulfonylharnstoffen fand sich kein signifikanter Effekt.
Kommentar
Dass Diabetes die Spermienqualität beeinträchtigt ist schon lange bekannt, insbesondere in steigendem Maß in den reproduktiven Jahren, ebenso, dass Metformin das männliche Reproduktionssystem beeinflussen kann. Unbekannt war, ob eine Assoziation zwischen Metformin und Geburtsdefekten der Kinder besteht. Dies zu untersuchen war die Intention der Studie. Bevor man aber das Resultat der dänischen Untersuchung in die diabetologische Praxis umsetzt, muss es in weiteren Studien und in anderen Ethnien überprüft werden. Darauf wies Germaine Buck Louis, Washington , DC, in ihrem begleitenden Editorial hin (2).
Helmut Schatz, Bochum
Literatur
(1) Maarten J Wensink et al.: Preconception Antidiabetic Drugs in Men and Birth Defects in Offspring.
Ann Intern Med; 29 March 2022.
https://doi.org/10.7326/M21-4389
(2) Germaine Buck Louis: Editorial: Paternal Preconception Diabetes Drugs and Birth Defects in Offspring: A Call for More Conclusive Study.
Ann Intern Med, 29 March 2022.
https://doi.or3g/10.7326/M22-0770
Ich kann keinen triftigen Grund erkennen, warum man warten soll, bis noch mehr Kinder durch die Einnahme geschädigt werden.