Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Weniger Menopausenbeschwerden durch Fezolinetant (Veoza®)


Bochum, 2. März 2024:

Seit Februar 2024  ist in Deutschland Fezolinetant (Veoza®,  Fa. Astellas, Leiden. NL) gegen menopausale Hitzewallungen und nächtliches Schwitzen (vasomotorische Symptome, VMS)  zugelassen (1). Die Substanz ist kein Hormon und wirkt   über den Hypothalamus. Es ist ein nichthormoneller selektiver Antagonist am Neurokinin-3-Rezeptor des Hypothalamus. Dieser Rezeptor wird physiologisch durch Neurokinin-B aktiviert. Fezolinetant ist für diesen Rezeptor etwa 450-fach affiner als für den Neurokinin-1 oder Neurokinin-2 – Rezeptor.

Hypothalamische Neurone umfassen neben Neurokinin-B  auch Kisspeptin (siehe DGE-Blog vom 16. Februar 2023, Lit.2)   und Dynorphin (KNDy, Lit.3). Diese spielen eine zentrale Rolle in der hormonalen Kontrolle der Reproduktion. Sie sind beim negativen Feedback der Gonadotropin-Releasing Hormone – (GnRH)- Freisetzung in der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse beteiligt. Die von den Gonaden freigesetzten Sexualhormone üben einen negativen Feedback auf diese Achse aus.

Das in den hypothalamischen Zellen gebildete Neuropeptid  Neurokinin-B ist zusammen mit den Östrogenen für die Thermoregulation des Körpers verantwortlich. Zusammen mit dem zugehörigen Neurokinin-3-Rezeptor bewirkt dies eine Aktivitätssteigerung der Neurokinin-B – Kisspeptin – Dynorphin (KNDy) – Neurone, was verstärkte Schweißneigung hervorruft. Die vor der Menopause genügend vorhandenen Östrogen hemmen als Gegenspieler das Neurokinin B, sodass ein Temperaturgleichgewicht besteht. Sind die Östrogene wie in der Menopause vermindert oder weitgehend fehlend, so erweitern sich die Hautgefäße und es treten verstärkt vasomotorischen Reaktionen auf, die Schweißausbrüche.

Durch den Antagonisten Fezolinetant wird die Bindung des Neurokinin-B an KNDy-Neurone blockiert, sodass keine Aktivierung stattfinden kann (siehe Abbildung aus Lit. 1).

Abbildung: aus: DAZ online vom 23. 2. 2014 (Lit. 1)

Ergebnisse                                                                                                                                      

Insgesamt wurden mit Fezolinentant ~2.200 menopausale Frauen mit VMS getestst:

Doppelblinde Phase III-Studien (SKYLIGHT 1 und 2), unter 1x tgl. 45 mg als Tablette:

Weniger VMS Episoden nach 4 Wochen im Vergleich zur Basis

nach 4 Wochen: Verum: – 53% vs. Plazebo : -32%
nach 12 Wochen: Verum:  -63%   vs. Plazebo: -40%.

Nebenwirkungen: Diarrhoe 3.2%, Schlaflosigkeit 3%, schwerwiegende NW <1%.

In der Phase IV (SKYLIGHT 4) lag die Nebenwirkungsrate  auf Plazeboniveau.

Kommentar:

Täglich soll 1 Tablette zu 45 mg eingenommen werden, unabhängig von den Mahlzeiten, (Preis pro Tablette  ~2.60 – 2.90 Euro). Nebenwirkungen: Schlaflosigkeit, Diarrhoe, Abdominalschmerzen, Transaminasenanstiege u.a. (1).

Es wäre erfreulich, wenn man weibliche Hormone nicht mehr zur Linderung oder Vermeidung von Hitzewallungen und Schweißausbrüchen einsetzen müßte. Dafür werden auch sehr zahlreiche pflanzliche und Alternativpräparate verwendet. Ob sich Fezolinetant in der Langzeitanwendung aber bewähren wird, bleibt abzuwarten. Im   Beipackzettel sind jetzt schon etliche Einschränkungen für die Anwendung angeführt.

Helmut Schatz

Literatur

(1) Monika Neubeck: Weniger Hitzewallungen in der Menopause dank Fezolinetant. DAZ.online vom 23.2.2014.
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/pharmazie/arzneimittel

(2) Helmut Schatz: Kisspeptin, ein Peptidhormon aus dem Hypothalamus bei sexueller Unlust.
DGE-Blogbeitrag vom 16. Februar 2023

(3) KDNy neuron. https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=KDNy_neuron&oldid=1207312219

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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