Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

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Gesamttodesfälle, Herzkreislaufereignisse und Hypertonie verringert mit natrium reduziertem und kalium reicheren Salzersatz statt üblichem Kochsalz


Graz, 1. September 2022:

In der prospektiven „Salt Substitute and Stroke Study“ (SSASS), vorgetragen auf dem Kongress 2021 der European Society of Cardiology und publiziert im NEJM 2021 (1) wurden bei 21.000 Menschen in ländlichen Regionen Chinas mit einer Schlaganfall- und Hochdruckanamnese signifikante Reduktionen des Blutdrucks, der kardiovaskulären (CV) Ereignisse (MACE) und der Gesamttodesfälle durch natriumreduzierte, kaliumreiche Salzprodukte im Vergleich zu Kochsalz erzielt. Um zu überprüfen, ob dies auch in anderen Ethnien, Populationen und Regionen der Welt der Fall ist, wurde in PubMed, Embase und der Cochrane Library gesucht und die bis 31. August 2021 gefundenen 21 Studien mit 31.949 Teilnehmern (darunter auch die 20.995 von SSaSS) in einer Metaanalyse und Metaregression ausgewertet. Über Blutdruckeffekte berichteten 19, über das klinische Outcome 5 Studien (2).

Ergebnisse
Blutdruck:
Durch modifizierte, natriumreduzierte, kaliumreichere Salzprodukte wurde im Vergleich zu üblichem Kochsalz der systolische Blutdruck signifikant um -4.61 mm Hg gesenkt, der diastolische signifikant um -1.61 mm Hg. Es bestand kein Unterschied zwischen geographischen Regionen, Body Mass Index, Ausgangsblutdruck und Ausgangs-24h- Kaliumausscheidung im Urin.
Outcomes:
Modifizierte Salzprodukte vs. Kochsalz: Totalmortalität: Risk Ratio RR 0.89, 95% CI 0.80-0.94). CV- Mortalität: RR 0.87, 95% CI 0.81-0.94). CV events (MACE): RR 0.89, 95% CI 0.85-0.94). Auch hier bestehen keine regionalen, Subgruppen- oder anderen Unterschiede (s.o.).

Kommentar

In einem Comment zur Studie betont Nancy Cook Boyle vom Women’s Hospital Boston, dass schon bekannt war, dass Kaliumerhöhung und Natriumreduktion den Blutdruck senke, dass aber hier gezeigt wurde, dass dies weltweit gelte. Alle ausgewerteten Studien, auch die kleinen mit nur etwa 20 Teilnehmern wiesen in diese Richtung. Man müsse aber beachten, dass manche Menschen mit hohen Kaliumwerten wie etwa bei chronischen Nierenerkrankungen derartige Salzersatzprodukte nicht vertragen und man diese somit nicht generell in Nahrungsprodukten oder Fertiggerichten verwenden könne: Dann müssten auf den Produkten Warnungen abgebracht werden. Die Kommentatorin wies des Weiteren darauf hin, dass die CV Wirkungen nicht allein durch die Blutdrucksenkung bewirkt sein könnten, sondern durch andere, noch zu erforschende Auswirkungen auf die Gefäße (3).

Wie groß der Effekt ist, hhängt on der Zusalzmenge ab. Es gibt Menschen die wenig oder kaum zusalzen und viele (Halb-) Fertigprodukte (Convenience Food) verzehren. Andere können, wenn sie nicht Risikogruppen angehören, natürlich natriumreduzierte und kaliumreiche Salzprodukte verwenden. Diese sind zwar etwas umständlicher als das übliche Kochsalz zu erstehen, sind aber nicht so teuer: im Internet findet man sie unter der Bezeichnung „Blutdrucksalz: Natriumreduzierter und kaliumreicher Kochsalzersatz“ zum Preis von zirka 7 Euro für 1/2 kg (inklusive Zusendung.

Helmut Schatz

Literatur

(1) Bruce Neal et al.: Effect of Salt Substitutes on Cardiac Outcome and Death.
NEJM 2021. 385:1067-1077

(2) Xuejun Yin et al.: Effect of Salt substitutes on clinical outcomes: a systematic Review and meta-analysis.
Heart, published online August 10, 2022

(3) Sue Hughes: Clear Reduction in Stroke, CV Events, and Death.
Medscape published August 10, 2022

Publiziert am von Prof. Helmut Schatz
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2 Antworten auf Gesamttodesfälle, Herzkreislaufereignisse und Hypertonie verringert mit natrium reduziertem und kalium reicheren Salzersatz statt üblichem Kochsalz

  1. Lieber Herr Schatz,

    natürlich sind die Ergebnisse interessant, zu beachten ist m.E. allerdings, dass es sich um ein Hochrisikokollektiv handelt. die Übertragung auf die Allgemeinbevölkerung ist wohl nicht zulässig.

    Herzliche Grüße
    Matthias Kaltheuner
    Vorstandsmitglied der NRW GED

  2. Helmut Schatz sagt:

    @Kaltheuner: Da haben Sie natürlich Recht, eine Übertragung auf die Allgemeinbevölkerung hat aber auch niemand empfohlen. Die Studie im ländlichen Raum Chinas untersuchte (Hochrisiko-) Patienten mit einer Schlaganfall- und/oder Hochdruckanamnese, und unter den ~32.000 Teilnehmern der Metaanalyse waren auch die ~22.000 aus der chinesischen Studie. Für die vielen Hochdruckpatienten in unserer Bevölkerung wäre dies aber eine Option, bei Beachtung der Kalium- und Nierenwerte. Die Compliance bei Hochdruckpräparaten ist oft nicht gut, „Blutdrucksalz“ könnte aber von manchen als „Nicht-Medikament“ eher genommen werden.

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