Bochum, 1. November 2023
Im DGE-Blog wurde 16. August 2019 über eine Studie im NEJM berichtet (1), dass der humanisierte Anti-CD3-Antikörper Teplizumab den Ausbruch eines Typ-1-Diabetes bei Verwandten von Typ-1-Risiko mit hohem Risiko um zwei Jahre verzögerte: In einer doppelblinden Plazebo-kontrollierten Studie an 76 Verwandten von Typ-1-Diabetes-Patienten mit mindestens zwei Diabetes-assoziierten Antikörpern und gestörter Glukosetoleranz (Stadium 2, bei Erwachsenen und Kindern ab dem 8. Lj., 72% davon ab dem 18. Lj.) war Teplizumab vs. Plazebo in einer 1x vierzehntägigen Periode zu Beginn appliziert worden. Die FDA hat, darauf basierend, Teplizumab für diese Indikation approbiert.
Jetzt erscheint im NEJM am 18. Oktober 2023 (2) der Bericht über die Wirkung von Teplizumab auf die Betazellfunktion bei Kindern und Jugendlichen (8-17 Jahre) mit in den letzten 6 Wochen bereits manifestiertem Diabetes ( Stadium 3). In einer Phase III – plazebokontrollierten Studie (PROTECT-Studie) wurde den Patienten 2x für 12 Tage Teplizumab (217 Patienten) oder Plazebo (111 Patienten) zugeführt. Der primäre Endpunkt , das stimulierte C-Peptid nach 78 Wochen, war in der Verum-Gruppe signifikant höher als unter Plazebo. Bei den key secundary endpoints (benötigte Insulindosis, HbA1c, TIR (time-in-range) und schwerere Hypoglykämien) fand sich hingegen kein signifikanter Unterschied. Bei den unerwünschten Nebenwirkungen (Kopfschmerzen, gastrointestinale Symptome, Hautausschlag, Lymphopenien u.a.) bestand auch keine Differenz.
Diskussion
CD3-Antikörper binden an den CD3-Rezeptor der Membran der T-Lymphozyten. Ein solcher muriner Antikörper wird beispielsweise als Muromabab-CD3 (OKT3) bei akuten Abstoßungsreaktionen nach Organtransplantation eingesetzt, er wurde als weltweit erster monoklonaler Antikörper für therapeutische Zwecke 1986 von der FDA zugelassen.
Wenn in der hier referierten Phase III – Studie auch die Betazellfunktion durch die initial zweimaligen 12-Tage langen Teplizumab- Gaben bei Kindern und Jugendlichen mit frisch manifestiertem Diabetes (Stadium 3) signifikant länger erhalten blieb, so fand sich bedauerlicherweise bei den klinisch wichtigen sekundären Endpunkten (siehe oben) kein Unterschied. Die Suche nach effektiven Interventionen beim Typ-1-Diabetes muss also weitergehen.
Zu etwa der gleichen Zeit gab Novo Nordisk einen Bericht über weitere, neue Möglichkeiten zur Behandlung des Typ-1-Diabetes heraus , unter dem Titel: „Stammzellentherapie bei T1D: Auf dem Weg zur Heilung?“. Darin wird von DGE-Mitgliedern auch auf einen Übersichtsvortrag von Jochen Seufert, Tübingen und ein Video von Matthias Blüher, Leipzig zusammen mit Markus Menzen über Organersatz und Betazellersatz, basierend auf aktuellen Daten vom ADA-Kongress 2023 verwiesen (3).
Helmut Schatz
(1) Helmut Schatz: Teplizumab, ein Anti-CD3-Antikörper, verzögert den Typ-1-Diabetes-Ausbruch bei Verwandten mit hohem Risiko.
DGE-Blogbeitrag vom 16. August 2019
(2) Eleanor L. Ramos et al.: Teplizumab and ß-Cell Function in Newly Diagnoses Type 1 Diabetes.
New Engl J Med ; 18 October 2023. DOI:10.1056/NEJMoa2308743
(3) Novo Nordisk: Stammzelltherapie bei T1D: Auf dem Weg zur Heilung?
DiabeTICKER, 13. Okt. 2023
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