Bochum, 3. April 2017:
Am 28. März 2017 erschien im JAMA online (1) das Resultat einer doppelblinden, populationsbasierten, randomisierten, plazebokontrollierten Studie über das Neuauftreten von Krebs über 4 Jahre unter Supplementation von Kalzium und Vitamin D oder Plazebo bei gesunden postmenopausalen Frauen. Es wurde kein signifikanter Unterschied in der Karzinom-Inzidenz zwischen beiden Gruppen gefunden.
Es wurden 2303 postmenopausale Frauen (mittleres Alter 65.2 Jahre, Serum-Ausgangsspiegel für 25-Hydroxyvitamin D von 32.8 ng/ml) mit 2000 IU/Tag Vitamin D-3 plus 1500 mg/Tag Kalzium oder mit Plazebo behandelt. 2064 Personen beendeten die Studie. Vitamin D stieg auf 43.9 ng/ml an, gegenüber einem Wert von 31.6 ng/ml in der Plazebo-Gruppe. Neue Krebsfälle traten bei 109 Teilnehmerinnenn auf, unter Vitamin D plus Kalzium bei 45 Frauen und unter Plazebo bei 64 (p=0.06). Kaplan-Meier-Inzidenz über 4 Jahre: unter Kalzium plus Vitamin D 0.042 (95% CI, 0.032 – 0.056), unter Plazebo 0.060 (95% CI, 0.048-0.076), p=0.06. Die Hazard Ratio betrug 0.70 (95% CI, 0.47-1.02).
Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Studie: Nierensteine (16 unter Verum und 10 unter Plazebo) sowie erhöhte Serumkalziumspiegel ( 6 bzw. 2 Frauen).
Kommentar
In der sorgfältig angelegten Studie ergab sich kein signifikanter Unterschied im Neuauftreten von Krebs. Ein vor Karzinomen schützender Effekt von Kalzium und Vitamin D bei den postmenopausalen Frauen kann freilich nicht ganz ausgeschlossen werden (2): auf Grund des grossen Konfidenzintervalls können relevante Unterschiede trotz dieser Studienresultate dennoch bestehen. Des weiteren wiesen die Frauen schon vor der Studie einen „normalen“ Vitamin D – Spiegel von 32.8 ng/ml auf, der generell als im unteren Referenzbereich liegend angesehen wird. Ob Vitamin D und Kalzium bei Menschen mit (sehr) niedrigem bzw. erniedrigtem Vitamin D die Karzinomrate senken oder nicht bedarf somit weiterer Untersuchungen.
Helmut Schatz
Literatur
(1) Joan Lappe et al.: Effect of vitamin D and calcium supplementation on cancer incidence in older women. A randomized clinical trial.
JAMA 2017; 317(12):1234-1243. DOI:10.100/jama.2017.2115
(2) JoAnn E. Manson et al.: Vitamin D, Calcium, and Cancer. Approaching daylight? (Editorial).
JAMA 2017; 317(12):1217-1218. DOI:10.1001/jama.20172155
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Jetzt stellt sich die Frage woher die Nierensteine kommen? Sicherlich nicht vom Vitamin D… Weiterhin verstehe ich nicht weshalb bei der Vitamin D Einnahme nicht auch noch Vitamin K2 sowie Magnesium eingenommen wurde. Diese beiden Stoffe sind elementar bei der Verstoffwechselung des Vitamin D3 sowie des zugeführten Calciums.
Interessant wären lang angelegte Studien mit 10.000 IE täglicher Einnahme sowie Vitamin K2, Magnesium und Calcium.