Kürzlich wurde in einem DGE-Blog-Beitrag über zwei Studien zur bariatrischen Chirurgie bei Typ-2-Diabetes mit ausgeprägtem, aber auch zum Teil nur geringem Übergewicht berichtet. Mit dem „EndoBarrier“ steht nunmehr ein neues reversibles, endoskopisches Verfahren zur Behandlung von Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2 zur Verfügung. Es soll teilweise bariatrische Operationen wie z.B. den Roux-Y-Magenbypass ersetzen. Der EndoBarrier ist ein Implantat, das aus einem 60 cm langen, reißfesten Schlauch besteht, der im Bulbus duodeni befestigt wird und dort für 12 Monate verbleibt. Der Eingriff dauert ca. 30 Minuten. Durch die Maßnahme gelangt der Speisebrei aus dem Magen direkt ohne Kontakt zur Duodenalschleimhaut ins Jejunum. Die Effekte auf die Gewichtsreduktion und den Typ-2-Diabetes werden auf Veränderungen der Darmhormonspiegel zurückgeführt.
Beim 19th European Congress on Obesity (ECO) in Lyon im Mai 2012 wurden aktuelle Studien zum EndoBarrier vorgestellt (1). Insgesamt nahmen 500 Patienten an 13 Studien damit teil. Die Verträglichkeit war gut; als typische, erwartete Nebenwirkungen wurden Übelkeit, Erbrechen und abdominelle Schmerzen genannt. Nach einem Jahr kam es im Durchschnitt zu einer Gewichtsreduktion von >40% des kalkulierten Übergewichts. Eine deutliche HbA1c Absenkung wurde in einer Studie mit 22 Patienten nachgewiesen. Der HbA1c-Wert betrug vor Implantation 8,8% und sank nach 12 Wochen auf 6,8%, nach 36 Wochen auf 6,5% ab. Bereits eine Woche nach der Intervention wurde ein Anstieg der GLP-1- und PYY-Spiegel und parallel dazu eine Verbesserung der Insulinresistenz dokumentiert. In einer Studie mit 27 Implantierten sank der Blutdruck signifikant von 134,0/85,7 auf 124,7/71,8 mmHg. In dieser Studie wurde auch ein signifikanter Abfall von Triglyzeriden, Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin festgestellt, die HDL-Cholesterin-Spiegel hatten sich nicht geändert.
In einer Fallstudie aus Deutschland (2) wurde bereits nach 4 Wochen eine signifikante Gewichtsreduktion beobachtet. Hypoglykämien wurden periinterventionell mit Hilfe eines Glucosesensors ausgeschlossen. Der HbA1c-Wert hatte sich in dem kurzen Zeitintervall unter Reduktion der Diabetesmedikation noch nicht verändert. Der Harnsäurespiegel sank signifikant. Triglyzeride, Gesamtcholesterin, LDL- und HDL-Cholesterin sanken tendenziell.
Zusammenfassend stellt der EndoBarrier ein neues und innovatives, reversibles und gut verträgliches Verfahren zur Behandlung von Adipositas und Typ-2-Diabetes dar. Die Wirkung basiert auf Veränderungen der Darmhormonsekretion. Möglicherweise werden auch andere kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Blutfette und Blutdruck positiv beeinflusst. Therapieziel ist eine nachhaltige Gewichtsreduktion und Verbesserung des metabolischen Syndroms, so dass nach der Explantation wieder eine erfolgreiche konservative Weitertherapie möglich wird.
Literatur:
1. Keller DM: Endoluminal Barrier Promotes Weight Loss Without Surgery
http://medscape.com/viewarticle/764089
2. Hauber M, Stratmann B, Deforth K, Fischer M, Tschöpe D: EndoBarrier – ein minimal invasives endoskopisches Verfahren zur Behandlung des metabolischen Syndroms (Abstract und Poster am Diabetes Kongress 2012 in Stuttgart, Mai 2012, Diabetologie und Stoffwechsel 2012, Supplement)
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